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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst
Autoren: Mari Jungstedt
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Sein Herz hämmerte. Es war unbehaglich still. Nach einer Weile stand er mühsam auf und schaute sich um. Was mochte hier vor sich gegangen sein? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Und dann entdeckte er sie. Die Tote war mit Tannengrün und Zweigen notdürftig verdeckt. Sie war nackt.

 
     
     
     
    Bei der Polizei von Visby ging um 13 Uhr 02 der Notruf ein. Fünfunddreißig Minuten später fuhren auf Svea Johanssons Hofplatz in Fröjel zwei Streifenwagen mit heulenden Sirenen vor. Es dauerte noch weitere fünf Minuten, bis der Krankenwagen eintraf und die Sanitäter sich um Erik Andersson kümmern konnten, der zusammengesunken auf einem Stuhl in der Küche saß und sich hin und her wiegte. Seine Schwester wies auf den Teil des Waldes, in dem ihr Bruder die Entdeckung gemacht hatte.
    Kommissar Anders Knutas und seine Kollegin Karin Jacobsson liefen zu Fuß zu dem Waldstück, gefolgt vom Techniker der Spurensicherung, Erik Sohlman, und zwei weiteren Polizisten mit Hunden.
    Am Ende des Weges, unmittelbar vor dem Strand, lag der tote Hund in einer Senke. Der Boden in seiner Nähe war blutgetränkt. Sohlman beugte sich über das Tier.
    »Erschlagen«, stellte er fest. »Die Wunden scheinen von einem scharfen Gegenstand zu stammen. Vermutlich von einer Axt.«
    Karin Jacobsson erschauderte. Sie liebte Tiere.
    Nicht weit von dem Hund entfernt fanden sie die misshandelte Frauenleiche. Sie musterten sie schweigend.
    Nackt lag sie da, unter einem Baum. Der Körper war voller Blut, nur stellenweise schimmerte die Haut weiß hindurch. Tiefe Wunden überzogen Hals, Brust, Bauch. Die Augen weit aufgerissen, erstaunt. Ihre Lippen waren trocken und gesprungen. Knutas spürte Übelkeit aufsteigen. Er beugte sich vor, um die Tote genauer anzusehen.
    Der Mörder hatte ihr ein gestreiftes Stoffstück in den Mund gestopft. Es sah aus wie eine Unterhose.
     
    Wortlos zog Knutas sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und rief die gerichtsmedizinische Abteilung in Solna an. So bald wie möglich musste ein Pathologe eingeflogen werden.

 
     
     
     
    Das erste Nachrichtentelegramm lief um 16 Uhr 07 ein. Noch ließen die Informationen zu wünschen übrig.
     
    Visby (TT)
    An einem Strand an der gotländischen Westküste wurde eine tote Frau aufgefunden. Laut Polizeiberichten wurde sie ermordet. Wie die Frau ums Leben gekommen ist, teilte die Polizei noch nicht mit. Die Straßen in der Umgebung sind abgesperrt worden. Derzeit wird ein Mann von der Polizei vernommen.
     
    Erst zwei Minuten später entdeckte Max Grenfors das Telegramm auf seinem Bildschirm.
    Sofort rief er bei der Polizei von Gotland an.
    Er erfuhr jedoch nicht viel mehr. Die Polizei bestätigte, dass eine Frau ermordet an einem Strand bei Gustavs in der Gemeinde Fröjel an der gotländischen Westküste aufgefunden worden war. Die Frau war bereits identifiziert, sie hatte in Stockholm gelebt. Ihr Lebensgefährte wurde soeben von der Polizei vernommen. Eine Hundestreife durchsuchte die Umgebung des Fundorts. Die Polizei befragte die Nachbarschaft und hoffte auf mögliche Zeugen.
    In dem Moment klingelte der Apparat auf Johan Bergs Schreibtisch. Er war einer der dienstältesten Reporter der Redaktion. Vor zehn Jahren hatte er beim Fernsehen angefangen. Durch Zufall war er zu Beginn seiner Karriere bei der Kriminalberichterstattung gelandet. An seinem ersten Arbeitstag wurde in Hammarby eine Prostituierte brutal ermordet. Johan war der einzige Reporter, der gerade in der Redaktion herumsaß. Er bekam den Auftrag, und sein Bericht war der Aufmacher der Sendung. Er hatte als Kriminalreporter weitergemacht. Noch immer hielt er dieses Ressort für das spannendste innerhalb des Journalismus.
    Gerade war er allerdings in seinen Bericht über den Streik in Österåker vertieft und feilte am Text herum. Der Beitrag sollte bald geschnitten werden, und alles musste fertig sein, ehe er beginnen konnte, Bilder, Sprechertext und O-Töne zusammenzusetzen. Zerstreut griff er zum Hörer.
    »Johan Berg, Regionalnachrichten.«
    »Auf Gotland ist eine Tote gefunden worden, erschlagen«, zischte eine Stimme in sein Ohr. »Da hat ein richtiger Irrer zugeschlagen.« Der Anrufer informierte Johan über die vermutliche Tatwaffe und das Detail mit der Unterhose.
    Er war einer von Johans besten Informanten. Ein pensionierter Polizist, der in Nynäshamn wohnte. Nach einer Kehlkopfoperation atmete er durch ein Röhrchen, das aus seinem Hals herausragte.
    »Was sagst du da, zum Teufel?«
    »Sie wurde
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