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Demon Lover

Demon Lover

Titel: Demon Lover
Autoren: Devyn Quinn
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Eislandschaft, die stellenweise von Feuer durchbrochen war. Sie war so unwirtlich und weit, dass sich unwillkürlich der Eindruck von Unermesslichkeit einstellte.
    Außer dem Eis und dem Feuer war da etwas noch Grauenhafteres. Seelen. Die Verdammten. Gefangen in brodelnder Lava. Im Eis begraben – bei wachem Verstand und vollem Bewusstsein.
    Ein kalter Schauer lief Kendra über den Rücken. Verwesungsgeruch stieg ihr in die Nase. Ihr sträubten sich die Haare. Ihr wurde übel, sie zitterte. «Mein Gott.»
    Auch Remi blickte in die endlose Düsternis. Der Nebel schlängelte sich um seine Beine, als ob er ihn zur Rückkehr mahnte. Noch aber hielt er stand, und seine Brust hob und senkte sich im Rhythmus seines schweren Atems. «Ich kann nicht zurückgehen.»
    Kendra schnürte es die Kehle zu. Sie verspürte einen heftigen Schmerz in der Brust. Angst und Verlangen und tausend andere Emotionen wetteiferten miteinander. «Dann bleib bei mir.»
    Remi schüttelte bedauernd den Kopf. «Vor langer Zeit wurde ich aus dem glorreichen Himmel verstoßen und an den dunklen, alles verschlingenden Ort verbannt, der Hölle genannt wird. Der Herr, dem ich diene, ist weder freundlich noch barmherzig. Und er lässt uns nicht so leicht gehen.» Er hob die Hand und umfasste ihr Gesicht. «Die wahre Hölle ist es, die Gefühle eines Menschen und die Pflichten eines Dämons zu haben. Wenn ich keine Seele mitbringe, die geopfert werden kann, werde ich bestraft. Und zwar bis in alle Ewigkeit.»
    Innerlich bebend, schaute Kendra ihm in die Augen. Das unermessliche Leid, das sie darin erblickte, brach ihr das Herz. Tränen traten ihr in die Augen. Jeder Atemzug schmerzte. «Ich gehe mit dir», raunte sie. «Ohne dich ist mein Leben leer.»
    Remi senkte den Blick auf den Dolch, den sie noch immer in der Hand hielt. Er umfasste ihre Hand, führte die Klinge an seine Brust. «Versuch nicht, dich an mich zu klammern.» Er drückte die Spitze in seine Haut. «Deine Klinge ist geweiht, gesegnet vom heiligen Ritus.» Er sprach langsam, nachdenklich. «Richtig angesetzt, vermag sie das Herz eines Dämons zu durchbohren.»
    Ihr stockte das Blut in den Adern. Der Schmerz in seinem Blick traf in ihrer Seele auf Widerhall. Gegen den Aufruhr ihrer Gefühle anblinzelnd, versuchte sie, etwas zu sagen, bekam aber nur ein heiseres Krächzen heraus. «Das darfst du nicht tun.» Angst und Enttäuschung bildeten einen harten Knoten in ihrem Magen. Sie versuchte sich abzuwenden und ihm den verfluchten Dolch zu entreißen.
    Remi war schneller. Stärker. Er ahnte, was sie vorhatte, und kam ihr zuvor. «Tu mir den Gefallen. Bitte.» Den Schwung ausnutzend, trieb er die gezackte Klinge tief in seine Brust.
    Kendra blinzelte geschockt. Der Dolch steckte bis zum Heft in der Brust des Dämons. Sie wurde von Panik überwältigt.
    Blankes Entsetzen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. «Remi, nein!» Ein gurgelnder Schrei löste sich aus ihrer Kehle.
    Tödlich verwundet, taumelte Remi zurück. Nach Atem ringend, fiel er auf den Rücken. Seine erschlafften Finger lösten sich vom Griff des Dolches. Er lachte gurgelnd. «Zum ersten Mal empfinde ich etwas …» Er zitterte krampfhaft. «Der Tod ist … kalt …»
    Gegen die Tränen anblinzelnd, eilte Kendra zu ihm. Ohne sich an den scharfen Glasscherben zu stören, fiel sie auf die Knie, schlug die Hand vor den Mund und sah ihm in die Augen. «Verdammt, du darfst mich nicht verlassen.» Sie musste ihn irgendwie retten. Mit aller Kraft um ihn kämpfen. Sie brauchte ihn so sehr.
    Remi sah zu ihr auf. Doch er schaute ihr nicht in die Augen, sondern blickte an ihr vorbei in eine Ferne, die er allein sehen konnte. «Ich weiß, was geschieht, wenn ein Engel fällt …» Seine Stimme verlor sich, sein Blick wurde trüb. Sein Kopf fiel zur Seite, Blut sickerte aus seinem Mund.
    Stille.
    Kalt. Dunkel. Grauenvoll.
    Unvermittelt veränderte sich alles. Kendra fühlte sich benommen, desorientiert, als würde sie auf einem Karussell umhergewirbelt. Ein neues Geräusch drang an ihre Ohren – das ferne Gellen von Polizeisirenen. Der Nebel, der ihr den Blick auf die Wirklichkeit verstellt hatte, lichtete sich und verschwand. Die reale Welt hatte sie wieder.
    Sie durfte nicht länger warten. Nicht mehr lange, und Remi wäre für sie verloren. Für immer.
    Diese Vorstellung war für sie unerträglich.
    So hilflos hatte sie sich noch nie gefühlt. Ihre Verzweiflung verdichtete sich. Die Erschöpfung durchwogte sie. Irgendwie würde
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