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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen
Autoren: Marliese Arold
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Die vielen kleinen Götterfiguren, die den Pharao bei seiner Totenreise unterstützen sollten. Seine Truhen, seine Sandalen … Aber kein einziger dieser Gegenstände würde ihn wieder lebendig machen!
    Anchesenamun dachte auch an die kleine Mumie, die die Grabkammer mit Tut teilte. Der Vater und seine Tochter waren jetzt beisammen. Würden sie sich im Jenseits begegnen?
    Sie stellte sich vor, wie Tut über eine blühende Wiese lief und ein kleines Mädchen ihm lachend entgegenstürmte. Eine Szene, die es im wirklichen Leben leider nie gegeben hatte. Würde es nun so sein? Was würden sie sich zu erzählen haben?
    Anchesenamun lächelte traurig vor sich hin, während sie anfing, ihre Kleider abzustreifen, die sie zu den Festlichkeiten getragen hatte. Selket half ihr, die Schnallen zu lösen. Gerade, als sie nach der Bürste griff, um das lange Haar ihrer Freundin zu kämmen, klopfte es.
    Die beiden Frauen sahen einander an.
    »Wer kann das sein?«, fragte Selket leise.
    »Wer es auch immer ist, ich will jetzt mit niemandem mehr sprechen«, erwiderte Anchesenamun und rieb sich die Schläfen. »Ich bin todmüde.«
    Selket nickte und ging zur Tür, um den unerwünschten Besucher abzuweisen. Anchesenamun betrachtete sich unterdessen im Spiegel. Sie sah blass aus und hatte einen harten Zug um den Mund. Wo war das fröhliche Mädchen, das sie einst gewesen war? Sie war erst sechzehn und hatte schon so viel durchmachen müssen …
    An der Tür wurden die Stimmen lauter. Offenbar wollte der Besucher nicht gehen.
    Anchesenamun wandte sich um. Sie sah, wie sich Ejes Kopf zur Tür hereinschob.
    »Er sagt, er muss unbedingt mit dir reden«, meinte Selket hilflos.
    Anchesenamun legte den Bronzespiegel auf das Tischchen zurück und erhob sich.
    »Na gut. Lass ihn ein. Aber nur kurz.«
    Eje betrat den Raum und verneigte sich vor ihr. »Entschuldigt, dass ich Euch noch so spät störe. Ich sehe, Ihr wollt bereits zu Bett gehen.«
    »Ja, ich bin wirklich sehr müde«, meinte Anchesenamun. »Trotzdem möchte ich Euch noch einmal ausdrücklich für Eure Dienste danken. Ihr habt alles perfekt vorbereitet. Es waren schöne Trauerfeierlichkeiten, und alles hat geklappt. Ihr seid ein sehr guter Organisator.«
    Eje lächelte geschmeichelt. »Danke für das Lob. Lob aus Eurem Mund ist für mich immer besonders wertvoll.«
    Anchesenamun erwiderte kurz sein Lächeln. Dann wurde sie wieder ernst. »Was führt Euch zu mir?«
    »Ich weiß, dass es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist, aber nun, da der Pharao beigesetzt ist, verlangt das Volk nach einem neuen Herrscher. Es ist jetzt mehr als siebzig Tage her, seit Tutanchamun gestorben ist, und ich hoffe, Ihr habt in Eurem Herzen bereits eine Entscheidung getroffen. Ich will Euch ja zu nichts drängen, aber es ist das Volk, das wissen will, wer es in Zukunft regiert. Es hat ein Recht darauf zu erfahren, wer der kommende Pharao ist. Versteht Ihr das? Es geht mir nicht um mich …«
    Anchesenamun nickte und fühlte, wie ihr Herz schwer wurde. Sie begriff, dass sie Eje eine Antwort geben musste, sie hatte sie lange genug hinausgezögert.
    »Nun …« Es fiel ihr schwer, die richtigen Worte zu finden. »Ihr habt mich in der Vergangenheit immer unterstützt. Wenn ich einen Rat brauchte, wart Ihr an meiner Seite. Ihr habt auch alles geregelt, als Tutanchamun gegen die Feinde gekämpft hat. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet …«
    Während sie redete, schossen ihr tausend Gedanken und Zweifel durch den Kopf. Musste man aus Dankbarkeit jemanden heiraten? Gab es nicht noch eine andere Möglichkeit, Eje für seine Dienste zu belohnen? Sie liebte ihn nicht, und in diesem Moment wusste sie genau, dass sich an ihren Gefühlen für ihn nie etwas ändern würde. Er war ein großväterlicher Freund … und Anchesenamun hätte es gern dabei belassen.
    Aber Eje sah sie so erwartungsvoll an, und Anchesenamun wusste, dass es jetzt nicht um Gefühle ging. Es ging um Macht, um die Führung Ägyptens, um die Stellung als Pharao … Anchesenamun warf Selket einen hilfesuchenden Blick zu. Diese hörte dem Gespräch mit versteinertem Gesicht zu.
    Anchesenamun sandte ein stummes Gebet an die Götter. Wenn diese Ehe verhindert werden sollte, dann musste jetzt etwas geschehen, dann mussten die Götter eingreifen!
    Sie wartete und hoffte auf ein Zeichen. Aber es tat sich nichts. Alles blieb unverändert, außer dass in Ejes Gesicht nun deutlich die ersten Anzeichen von Ungeduld zu sehen waren.
    »Und wie
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