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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen
Autoren: Marliese Arold
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Garten, am besten gleich nach Sonnenaufgang.«
     
    »Du kommst spät«, empfing Imara ihre Tochter.
    »Entschuldigung«, sagte Selket. »Anchesenamun hat ein Bad genommen, und ich bin ihr zur Hand gegangen.«
    Duamutef stand gerade vor dem Waschgeschirr und wusch sich. Als seine Schwester den Namen erwähnte, horchte er auf.
    »Ach, Anchesenamun? Wie geht’s ihr denn? Ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gesehen, muss ja immer so früh zur Arbeit.« Er arbeitete in den Pferdeställen des Pharaos, kümmerte sich um die Tiere und säuberte die Ställe. Man sagte von ihm, er habe ein gutes Händchen für Pferde.
    Imara war froh, dass ihr Sohn Arbeit hatte, aber oft rümpfte sie die Nase, wenn er nach Hause kam und nach Pferdestall roch.
    »Es geht ihr gut«, beantwortete Selket seine Frage. »Sie ist ein bisschen aufgeregt, weil der Pharao bald zurückkommt.«
    »Sicher freut sie sich«, meinte Imara. Sie nahm Duamutef die Waschschüssel weg, kippte den Inhalt vor die Tür und goss frisches Wasser aus einem Krug nach. »Noch ein Durchgang, mein Lieber!«
    Duamutef brummte ein bisschen unwillig, rieb seinen Oberkörper aber dann erneut mit einem nassen Lappen ab. Selket betrachtete den muskulösen Rücken ihres Bruders. Seit er regelmäßig in den Ställen arbeitete, war sein Körper kräftiger und sehniger geworden. Die Mädchen sahen ihm hinterher. Bisher hatte Duamutef noch kein Interesse an einer jungen Frau gezeigt. Aber gerade eben hatten seine Augen einen besonderen Glanz gehabt, als er nach Anchesenamun gefragt hatte – das war Selket nicht entgangen.
    Mit einem Tuch trocknete Imara ihrem Sohn den Rücken ab. Während sie kräftig rieb, seufzte sie. »Es wird Zeit, Duamutef, dass du dir eine Frau suchst und einen eigenen Hausstand gründest. Du kannst nicht ewig hier wohnen bleiben. Immerhin bist du schon siebzehn Jahre alt.«
    Duamutef drehte sich um, umarmte seine Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ach Mutter, sei ehrlich: Du bist doch ganz froh, wenn du dich noch um mich kümmern kannst. Außerdem habe ich die richtige Frau noch nicht gefunden!«
    »Weil du dir keine Mühe gibst.« Imara befreite sich aus den Armen ihres Sohnes. »Für dich ist es sehr bequem, hier zu wohnen. Du wirst bekocht, ich mache deine Wäsche … Und wie du immer schmutzig bist von deiner Arbeit!« Sie schüttelte den Kopf. »Eine andere Frau würde das vielleicht gar nicht mitmachen!«
    Duamutef zwinkerte seiner Schwester zu. Selket zwinkerte zurück. Diesen Dialog zwischen Mutter und Sohn gab es in der letzten Zeit häufig.
    »Du bist erwachsen, Duamutef, du musst irgendwann dein eigenes Leben führen!«
    »Das werde ich auch, Mutter!«
    »Ich wünsche mir Enkelkinder!«
    Duamutef lachte. »Vielleicht bekommst du die ja bald von Selket.«
    Selket errötete und fragte sich, ob Paser ihrem Bruder etwas von jenem Abend erzählt hatte. »Ich habe es mit Kindern nicht so eilig«, sagte sie. »Du bist damit zuerst an der Reihe, schließlich bist du älter als ich.«
    Duamutef lachte laut. Imara murmelte unverständliche Worte vor sich hin und klapperte laut mit dem Geschirr, um ihren Unmut kundzutun. Aber Selket wusste, dass ihr Bruder im Grunde recht hatte. Imara kümmerte sich gern um ihren Sohn, nahm ihm Arbeiten ab und verwöhnte ihn. Außerdem war sie, solange Duamutef noch bei ihnen lebte, genau darüber informiert, was er tagsüber getan hatte.
    Selket war überzeugt, dass Imara die Freundin ihres Bruders erst einmal einer gründlichen Prüfung unterziehen würde. Und wahrscheinlich würde keine gut genug für ihren Sohn sein …
    Als sie sich zum Essen setzten, erzählte Duamutef, was an diesem Tag passiert war.
    »Ein Schimmel des Pharaos ist krank geworden. Das Pferd hatte schreckliche Bauchschmerzen, und wenn ich das Ohr an seinen Leib drückte, vernahm ich ein dumpfes Grollen.«
    »Oh!« Selket lauschte gebannt.
    »Erst im vorigen Monat ist ein Pferd mit denselben Symptomen gestorben«, berichtete ihr Bruder. »Zum Glück war ein anderer Pfleger für das Pferd verantwortlich und nicht ich.«
    »Und was hast du mit dem Schimmel gemacht?«
    »Ich habe ihn ständig herumgeführt, um ihn daran zu hindern, sich hinzulegen. Aber es half nicht viel. Dann hatte ich eine Idee und machte dem Pferd einen Einlauf mit Sandelholzöl.«
    Selket hörte vor Überraschung auf zu kauen. »Sandelholz ist eines der sieben heiligen Öle des Pharaos.«
    Duamutef nickte. »Ich weiß. Damit pflegen wir auch die Hufe der Pferde. Es
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