Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
gegeben, dieses Treffen bei der Wetterstation abzuhalten. Alles pures Drama. Marcella Naevia hatte sich in einem nahe gelegenen ansehnlichen Haus bei einer Frau einquartiert, die sich mit ihr angefreundet hatte. Wir begleiteten sie zur Sicherheit dorthin. Obwohl wir nachhakten, hatte sie uns ansonsten nichts Wesentliches mehr mitzuteilen.
    Trotzdem wussten wir nun, dass sowohl Phineus als auch Polystratus anwesend waren, als Caesia sich gegen die Belästigung auflehnte und Valeria ermordet wurde. Beide Männer hatten Verbindung zum Sport. Ihre fehlenden Zähne bestätigten die Gewalttätigkeit in ihrer Vergangenheit. Beide würden sich in der Palästra zu Hause fühlen. Beide würden mit Sprunggewichten vertraut sein.
    Wir sollten noch Beweise für ihre Sportlerkarrieren zu sehen kriegen. Als wir zu dem Festgasthof zurückkamen, trieben sich die Sertorius-Kinder zusammen mit Gaius und Cornelius vor dem Haupttor herum. Die drei Jungs hatten einen Ball, den sie gegen die Beine von jedem kickten, der hereinkam oder hinausging, und taten dann so, als wäre es versehentlich passiert. Ich war nicht in der Stimmung für Disziplinierungsmaßnahmen. Ich half Aulus, den Kutschwagen zu einem Stallburschen zurückzubringen, und hoffte, der Ärger hätte sich gelegt, bis wir die Spielkameraden erreichten.
    Die Jungs sahen uns kommen. Tiberius, der Sertorius-Junge, beförderte den Ball mit einem ordentlichen Tritt in den Innenhof. Sie alle liefen hinein. Tiberia war langsamer. Als sie das Gebäude betreten wollte, trafen zwei Männer zum Fest ein. Sie trugen sehr schicke Tuniken mit luxuriösen Borten an Saum und Kragen. Man hätte sie beide als teuer gekleidet beschreiben können. Der eine war Phineus, der etwas zurückblieb, um ihren Eselskarren abzustellen. Polystratus, der andere, hatte das Mädchen bemerkt.
    Tiberia hatte ihn ebenfalls wahrgenommen. Sie sprang hoch wie ein Hase und flitzte zum Eingang des Innenhofs. Polystratus bückte sich tief, als sie an ihm vorbeikam. Tiberia drückte sich an die gegenüberliegende Wand des Torhauses und lief dann schneller, als wisse sie, was kommen würde. Polystratus richtete sich plötzlich auf und tätschelte ihr grinsend den Hintern.
    Tiberia blieb abrupt stehen und wirbelte herum. »Tun Sie das nie wieder!« Die Schultern zurückgenommen, stakste sie davon.
    Phineus hatte gesehen, was passiert war. Er sagte etwas, das wir nicht verstehen konnten. Polystratus musste eine Obszönität erwidert haben. Im nächsten Augenblick brüllte Phineus ihn an. Polystratus zuckte mit den Schulter und wandte sich ab. Phineus stürzte sich auf ihn.
    »He, he!« Aulus und ich liefen auf die beiden Kampfhähne zu.
     
    Marcella Naevia hatte recht, das sahen wir jetzt – sie waren beide Pankrationkämpfer. Es war hässlich. Sobald sie loslegten, war jeder Griff erlaubt. Man darf beim Pankration nicht beißen, aber sie besaßen beide keine Schneidezähne mehr, und Saugen ist nicht verboten. Ansonsten rangen, boxten, stampften, traten, quetschten, hievten sie einander hoch, warfen einander zu Boden, setzten Ellbogen, Knie und Handkanten ein. Phineus besaß sowohl Gewicht als auch Masse. Polystratus musste einer der leichteren, flinkeren Kämpfer gewesen sein. Trotz seiner Wampe tänzelte er und setzte die Füße behende, um den Gegner mit einem raschen Ruck aus dem Gleichgewicht zu bringen. Beide nahmen sie die Prügel hin, als empfänden sie keinen Schmerz.
    Was auch immer da vorging, die beiden Partner hatten sich jetzt ernsthaft entzweit.
     
    Rasch sammelte sich eine Menge. Köche, Blumenmädchen, Musiker, Reisende kamen aus dem Gasthof, stießen und schubsten, um besser sehen zu können. Der junge Glaucus hatte irgendwo eine lange Stange gefunden und versuchte sich als Kampfrichter einzumischen. Doch es war sinnlos. Helena schlängelte sich zu mir durch.
    »Als jemand sagte, da fände ein Kampf statt, nahm ich an, du seist es!«
    »Wie schön, dass du an mich glaubst.«
    In der Hoffnung, es würde sie ermüden, ließen wir die beiden eine Weile gewähren. Schließlich mischten Aulus, Glaucus und ich uns ein. »Kommt schon. Hört auf, ihr zwei!«
    Wir sprangen zurück. Es war zu gefährlich.
    Dann wurden sich die Kampfhähne plötzlich der Zuschauer bewusst. Phineus machte sich als Erster frei. Er knurrte, ein kurzer, irritierter Laut wie von einem ungebärdigen Löwen. Polystratus hatte sich vollkommen hineingesteigert, gab dann aber widerstrebend auf. Immer noch angespannt, beendeten sie den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher