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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben
Autoren: Lindsey Davis
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beobachte, was passiert, wenn sie Leute nach Griechenland bringen.«
    »Sie drücken sich bei den Reisegruppen der Sieben-Stätten-Tour herum?«
    »Jemand muss überwachen, was da vorgeht. Möglicherweise könnte ich jemandem zu Hilfe kommen.«
    Jetzt kapierte ich, wieso wir ihr überall begegneten, wohin wir kamen. »Waren Sie deshalb in Delphi, als ich dort hinreiste? Waren Sie auch in Lebadaia?«
    Marcella Naevia runzelte die Stirn und blickte verwirrt. »Hätte ich dort sein sollen?«
    »Statianus, Valerias Mann, war dort. Ihm stieß ein Unglück zu.«
    »Ich kümmere mich nur um die Frauen«, sagte sie. »Nur die Frauen sind in Gefahr, verstehen Sie.«
    »Das stimmt so nicht mehr«, informierte ich sie kurz angebunden.
    »Davon weiß ich nichts.« Sie blickte mich besorgt an. »Ich habe Dinge über andere Touren gehört … Es gibt zu viele Todesfälle. Niemand scheint darüber Bescheid zu wissen oder etwas dagegen zu unternehmen.«
    Mit wachsender Ungeduld unterbrach Aulus. »
Wir
unternehmen etwas dagegen. Sie halten uns auf, Marcella Naevia. Sagen Sie uns, warum Sie uns gebeten haben, heute Abend herzukommen.«
    »Also, Falco …« Sie beachtete Aulus nicht. Das taten Frauen mittleren Alters generell nicht. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das klar ist: Sie waren
beide
dort.«
    »Beide? Sie meinen Phineus und Polystratus?«
    »In Olympia.«
    »Um welche Zeit?«
    »Beide Male.«
    Das war allerdings neu.
    Marcella Naevia faselte weiter. Ihr Auftreten war beflissen, doch die Inhalte blieben wirr. »Das Problem ist, dass ich nie sicher war, welcher der Männer meiner Nichte so zusetzte. Caesia murmelte nur, wie sehr sie ›diesen Mann‹ hasse. Ich hatte stets angenommen, dass sie Phineus meinte. Es hätte aber auch der andere sein können, das habe ich inzwischen begriffen.«
    Ich hatte gehofft, Marcella Naevia würde die Angelegenheit aufklären. Als typische Zeugin machte sie alles nur noch schlimmer. Während ich nachzudenken versuchte, brabbelte sie weiter: »Phineus hatte das Sagen. Er war am sichtbarsten, wenn wir weiterreisten. Er organisierte die Veranstaltungen, Festessen, Einkaufsausflüge. Eigentlich spielt es keine Rolle, welcher von beiden es war. Caesia und ich stiegen aus eigenen Stücken auf den Kronoshügel. Er fuhr uns dort hin, aber dafür kann man ihn nicht vor Gericht bringen.«
    »Lassen Sie uns eines klarstellen«, sagte ich streng. »Beide Männer begleiteten die Tour? Das hat mir bisher niemand erzählt. Caesias Vater hat mir sogar eine Liste der Reisenden gegeben, auf der Polystratus
nicht
aufgeführt war.«
    »Er stieß erst nach unserem Aufbruch zu uns. Angeblich nur für die Olympischen Spiele. Wir hielten das alle für eine Ausrede, damit er die Sportveranstaltungen auf unsere Kosten besuchen konnte.«
    »Na prima! Gut – als Phineus nach dem Tod Ihrer Nichte zurück nach Rom floh, was hat Polystratus da gemacht?«
    »Er war bereits fort.«
    Ich blickte zu Aulus. Das konnte bedeuten, dass Polystratus derjenige mit dem schlechten Gewissen gewesen war. Vielleicht war ihm Phineus nachgereist, weil er glaubte, Polystratus habe Marcella Caesia tatsächlich umgebracht. Möglicherweise hatte Phineus einen Grund für die Annahme, dass Polystratus Frauen attackierte. Vielleicht wusste er, dass Polystratus das auf vorherigen Reisen bereits getan hatte.
    »Und was war dieses Jahr? Haben Sie wieder beide Männer bei der Gruppe gesehen?«
    »Ich nehme an, das hat Ihnen auch niemand erzählt?«, erwiderte Caesias Tante.
    »Als ich der Gruppe in Olympia begegnete«, warf Aulus ein, »war nur Phineus dort.«
    »Zu der Zeit war Polystratus in Rom«, sagte ich. »Ich habe ihn dort selbst gesehen. Falls er nicht auf einem geflügelten Pferd zurückkam …«
    Aulus schüttelte den Kopf. »Wenn er tatsächlich heimreiste, hätte er genügend Zeit gehabt.«
    »Stimmt. Er könnte sogar auf demselben Schiff wie dein Brief gewesen sein!
Falls
er Valerias Mörder war, hatte er allen Grund, abzuhauen.«
    Marcella Naevia blickte erleichtert. »Sie müssen froh sein, dass ich Ihnen das erzählt habe.«
    So wie ich das sah, hatte sie uns gar nichts erzählt.
    »Valeria wurde sehr brutal ermordet. Polystratus sieht nicht kräftig genug aus, so einen Mord auszuführen«, sinnierte ich gereizt. Woraufhin uns Marcella Naevia endlich etwas Nützliches mitteilte.
    »Natürlich ist er stark, Falco. Er ist ein ehemaliger Pankrationkämpfer, das wissen Sie doch bestimmt? Das sind sie beide!«
     
    Es hatte keinen Grund
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