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Delia im Wilden Westen

Delia im Wilden Westen

Titel: Delia im Wilden Westen
Autoren: Marie Louise Fischer
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davongelaufen?“ fragte er.
    „Weil sie nicht gut bewacht worden sind“, erwiderte Delia prompt.
    Akitu war anzusehen, dass er mit dieser Erklärung nicht zufrieden war. „Sie müssen große Angst gehabt haben“, sagte er. „Sonst wären sie niemals durch das dichte Dickicht gebrochen.“
    „Vielleicht hat ein Raubtier sie erschreckt“, schlug Delia vor, „ein Bär.“
    „Das ist möglich“, sagte Akitu, aber es klang immer noch nicht ganz überzeugt.
    „Wir werden es bald wissen“, versuchte Delia ihn zu beruhigen. „Wenn wir beim Pferdeplatz sind, werden wir die jungen Krieger fragen.“
    Der Mops hatte sich inzwischen auf einen Baumstumpf gesetzt und die Kinder aufmerksam und erwartungsvoll beobachtet. Aber als immer noch niemand Notiz von ihm und seiner Heldentat nahm, wurde es ihm zu dumm. Er stellte sich auf seine Hinterbeine, stieß Delia mit den Vorderpfoten in die Seite. Das hieß, in die Menschensprache übersetzt: „He, du, was fällt dir ein? Ich bin auch noch da! Habe ich das nicht großartig gemacht?“
    Delia hob ihren kleinen Freund hoch, schmiegte ihre Nase in sein weiches graues Fell. „Ich bin ja so froh, dass ich dich wieder habe! Wenn du nur wüsstest, was für einen Schrecken wir ausgestanden haben! Aber du bist ja mein klügster, allerbester, kleiner Wonnemops!“
    Und der Professor schnurrte wie ein Kater, den man zärtlich streichelt.
    Auch Akitu lobte jetzt den Mops und versprach ihm eine dicke saftige Honigwabe, und der Professor wedelte vor Begeisterung mit seinem kleinen Hinterteilchen. Süßigkeiten liebte er über alles.
    Delia und Akitu besprachen jetzt noch, was mit den Pferden geschehen sollte. Sie verzichteten darauf, sie durch das dichte Unterholz zum Sammelplatz zu führen. Verschrammt, zerkratzt und verstört wie sie waren, hätten sie wahrscheinlich auch gescheut.
    Delia wollte sie anbinden, aber davon riet Akitu ab. Solange sie ihre Bewegungsfreiheit hatten, konnten sie sich eher gegen die wilden Tiere des Urwaldes mit ihren Hufen zur Wehr setzen.
    „Sie können nicht fort“, erklärte Akitu. „Wir brauchen sie nicht festzubinden. Sobald wir die Herde entdeckt haben, werden die jungen Krieger gehen und sie zu den anderen holen!“
    Das leuchtete Delia ein. Wenn sie erst den Pfad erreicht hatten, konnte es nicht mehr weit bis zu der Herde sein, deren Versteck auf einer großen Lichtung in einiger Entfernung vom Indianerdorf war. Tag und Nacht wurden diese Tiere, die den Iowanokas für ihre Streifzüge über die Prärie unentbehrlich waren, von den jungen Kriegern bewacht.
    Der Rückweg zum Pfad ging rascher, wenn Akitu auch alle drei Meter stehenblieb, um einen Baum oder einen Strauch zu kennzeichnen, damit die entwichenen Pferde später leichter zu finden waren. Delia hielt den Professor die ganze Zeit auf dem Arm. Sie wollte verhindern, dass er wieder davonlief. Ihr hatte der eine Schreck genügt.
    Als sie den alten Pfad erreicht hatten, setzte sie ihn aber doch wieder auf seine vier Pfoten, nicht ohne ihn vorher zur Folgsamkeit ermahnt zu haben. Er lief auch jetzt nicht mehr voraus, sondern hielt sich hinter Delia. An der Spitze des kleinen Zuges ging Akitu.
    Der Indianerjunge war unruhig. Zwar sprach er nicht darüber, aber Delia spürte, dass er sich über das Ausreißen der beiden Mustangs immer noch Sorgen machte. Er blieb von Zeit zu Zeit stehen, lauschte angestrengt ... Delia tat es ihm nach, ohne das geringste Geräusch zu hören.
    Endlich gab er ihr mit der Hand ein Zeichen, stehenzubleiben, kniete sich nieder und legte sein Ohr auf den Waldboden. Auch der Professor blieb regungslos stehen, die Schlappöhrchen aufgerichtet.
    Delia dachte, wenn es etwas zu hören gäbe, dann wollte sie es doch auch mitbekommen. Also folgte sie Akitus Beispiel, kniete sich hin und presste ihr Ohr auf den Boden — doch abgesehen davon, dass ihr eine rote Ameise hineinlief und sie viel Mühe hatte, das Tierchen wieder loszuwerden, geschah nichts.
    Delia richtete sich auf, rieb ihr juckendes Ohr. „Komm doch, Akitu! Es ist nichts ... gar nichts!“
    Akitu erhob sich wirklich, aber sein dunkles Gesicht blieb sorgenvoll.
    „Oder hast du doch etwas gehört?“ fragte Delia, die aus Erfahrung wusste, dass die Sinne ihres Freundes sehr viel schärfer waren als die eigenen.
    „Nein.“
    Delia lächelte ihm zu. „Na also! Warum machst du dann so ein Gesicht?“
    „Weil Junger Adler nichts gehört hat!“
    Delia starrte ihn ganz verblüfft an. Es dauerte einige Sekunden,
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