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Dekan Diavolo

Dekan Diavolo

Titel: Dekan Diavolo
Autoren: Jason Dark
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zwar mich gemeint, ihre Konzentration allerdings galt den Rosen, die dieses ungewöhnliche Sechseck bildeten, das auch ich mir genauer anschaute. Die Blumen selbst wirkten so steif, als bestünden sie aus Metall. Mit den Stielen waren sie ineinander verschlungen. Mal an den unteren Enden, dann wieder dicht unter den Knospen, so daß sie in der Lage waren, feste Knoten zu bilden.
    Sechs Rosen, sechs Geister!
    Das war die Magie der Darker, wie sie sich in Zagreb genannt hatten, und diese Macht wurde durch Ramis' Kräfte getragen, der den Dekan Diavolo wiederum als Stellvertreter eingesetzt hatte. Auch Diavolo selbst besaß einen Stellvertreter. Goran hieß er und führte die Darker an. Er war ein gefährlicher Mensch, grausam und skrupellos. Rücksicht kannte er nicht, das hatte er Suko und mir damals bewiesen.
    »Eine Frage hätte ich noch«, sprach ich in die lauernde Stille hinein.
    »Darf ich?«
    »Sicher.«
    »Wo finde ich den Dekan genau?«
    »Wenn du ihn finden willst«, lautete die prompte Antwort, »dann wirst du ihn auch finden. Aber du wirst nicht mehr dazu kommen, ich bin dein Schicksal.«
    Nach diesen Worten handelte sie. Ich hatte mit einem Angriff ihrerseits gerechnet, sprang sicherheitshalber einen Schritt zurück, aber es kam anders.
    Im Hintergrund der Tenne, wo ich wegen der Dunkelheit keinen Einblick besaß, gab es einen Knall. Kein Schuß, nein, eine Tür war aufgeschlagen worden.
    Kaum stand sie offen, fegte ein ungemein starker Windstoß in die Scheune. Er heulte über die Tenne, packte das Mädchen wie mit gierigen Händen, zerrte daran, so daß Dunja fast nach vorn und in die Tiefe kippte. Auf einmal stellten sich ihre Haare zu einem schwarzen Kranz hoch, und sie bekam eine Struwwelpeter-Frisur. Das Gesicht verlor noch mehr an Farbe, sie öffnete den Mund, die Augen weiteten sich, und mit einer von beiden Händen geführten Bewegung riß sie das Sechseck aus Rosen entzwei.
    In jeder Hand hielt sie drei Rosen. In ihren Rücken blies ein nicht erklärbarer Sturm, der auf magische Art und Weise entstanden sein mußte.
    In seinem Zentrum stand Dunja mit verzerrtem Gesicht und hochgestellten Haaren. Die Augen wirkten wie gefährlich dunkle Seen, aus ihrer Kehle drangen Schreie, und der Sturm fiel wie ein gieriges Raubtier in die Tiefe, wo ich stand.
    Er packte auch mich.
    Ich hatte Mühe, mich zu halten. Der Wind zerrte an meiner Kleidung. Ich bückte mich, um wegzutauchen, doch aus dem Zentrum des Orkans erklang die schrille Stimme der Mörderin.
    »Bleib!«
    Sofort richtete ich mich auf. Sie befand sich noch über mir. Aus dem Dreierverbund der Rosen in ihrer rechten Hand hatte sie eine herausgepflückt. Die anderen zwei lagen in der linken, zusammen mit den anderen drei.
    Wie einen Speer hielt Dunja die schwarze Rose in der Hand, zielte auf mich — und warf sie.
    Ich sah den schwarzen Gegenstand auf mich zufliegen. Der Sturm machte sie noch schneller, und von mir nicht kontrollierbare Kräfte sorgten für eine Verwandlung.
    Aus der Rose wurde eine Klinge, ein Messer. Schmal, lang und pechschwarz, jagte es genau auf mich zu!
    ***
    Der Ort war nicht besonders groß. Eingebettet zwischen bewaldeten Hügeln lag er in einem sanften Tal. Hier sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht.
    Die nächste größere Stadt hieß Furth im Wald, sie war knapp 30 Kilometer entfernt, für manche Menschen aus dem kleinen Dorf eine Weltreise. Es sollte unter den Alten sogar Leute geben, die den kleinen Ort noch nie verlassen hatten.
    Bis zur tschechischen Grenze war es ebenfalls nicht weit. Allerdings schien der Grenzschutz das Kaff übersehen zu haben. Soldaten tauchten so gut wie nicht auf. Hin und wieder nur fuhren sie durch oder hielten in einem der beiden Gasthäuser an, um sich zu erfrischen. Der größte Gasthof hieß zum Goldenen Hirschen. Vielleicht deshalb, weil das Geweih des Tieres einen Überzug aus Messing besaß. Der Hirsch selbst schimmerte über dem Eingang, war schon ziemlich klapprig und bei Sturm bereits dreimal heruntergefallen, daher stammten auch seine zahlreichen Macken.
    Sensationen gab es in diesem Dorf nicht. Es sei denn, jemand feierte Geburtstag oder war gestorben. Da traf man sich dann zu einer mehr oder weniger fröhlichen Feier.
    Bis zu dem Tag, als die drei Fremden in den Ort kamen. Sie fuhren einen deutschen Wagen, einen Opel Manta, aber nur zwei von ihnen sahen aus wie Europäer, der dritte besaß die Augen eines Asiaten, er war ein Chinese. Die Ankunft der Männer verbreitete sich wie
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