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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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so
anhören.
Ich ziehe es vor, nichts zu sagen und für ein oberflächliches, flatterhaftes, kaltherziges Biest gehalten zu werden.
    Aber Du sollst wissen, wie es dazu kam – ich hätte es Dir schon früher erzählt, aber Du warst ja 1942 mit der Marine unterwegs und hast Rob nie kennengelernt. Nicht einmal Sophie kannte ihn – sie war in dem Herbst in Bedford   –, und ich habe sie schwören lassen, dass sie Stillschweigen bewahrt. Je länger ich es vor mir hergeschoben habe, etwas zu sagen, desto unpassender schien es, Dich einzuweihen, vor allem, wenn man bedenkt, wie ich dagestanden hätte – einfältig und hirnverbrannt, weil ich mich überhaupt verlobt habe.
    Ich glaubte, verliebt zu sein (
das
ist das Jämmerliche daran, dass ich das für Liebe gehalten habe). Um mich darauf vorzubereiten, mein Zuhause mit meinem Ehemann zu teilen, habe ich Platz für ihn geschaffen, damit er sich nicht vorkommt wie eine Tante auf Besuch. Ich habe die Hälfte meiner Kommodenschubladen, meinen halben Kleiderschrank, mein halbes Arzneischränkchen, meinen halben Schreibtisch leer geräumt. Ichhabe meine gepolsterten Kleiderbügel verschenkt und durch die schweren aus Holz ersetzt. Ich habe meine schwarze Puppe vom Bett genommen und auf den Speicher verbannt. So war es eine Wohnung für zwei Personen, nicht mehr für eine.
    Am Nachmittag vor dem Heiratstermin brachte Rob seine letzten Kleidungsstücke und Habseligkeiten, während ich meinen
Izzy-
Artikel beim
Spectator
ablieferte. Danach bin ich nach Hause gestürmt, die Treppe hinaufgeflogen, habe die Tür aufgerissen, und da saß Rob auf einem Hocker vor meinem Bücherregal, umgeben von Kartons. Er verschloss gerade den letzten mit Klebeband und Schnur. Es waren acht Kisten –
acht Kisten
mit meinen Büchern, fix und fertig verschnürt für den Keller!
    Er sah auf und sagte: «Hallo, Liebling. Ärger dich nicht über die Unordnung, der Portier hat gesagt, er hilft mir, die Sachen in den Keller zu tragen.» Er nickte zu meinen Bücherregalen hinüber und sagte: «Sehen sie nicht wundervoll aus?»
    Ich habe kein Wort herausgebracht! Ich war zu entsetzt, um sprechen zu können. Sidney, jedes einzelne Bord war vollgestopft mit Sporttrophäen: mit Silberpokalen, Goldpokalen, blauen Rosetten, roten Schleifen. Mit Preisen für jeden Sport, der mit einem hölzernen Gegenstand ausgeübt werden kann: mit Kricketschlägern, Racketballschlägern, Tennisschlägern, Golfschlägern, Tischtennisschlägern, Pfeilen und Bögen, Billardqueues, Lacrosseschlägern, Hockeyschlägern und Poloschlägern. Es gab Statuetten für alles, worüber ein Mann springen kann, allein oder zu Pferd. Als Nächstes kamen die gerahmten Urkunden – dafür, an dem und dem Tag die meisten Vögel abgeschossen zu haben, für den ersten Platz bei Wettläufen und für den Mann, der bei irgendeinem albernen Tauziehen mit Schottland am längsten stehen geblieben ist.
    Ich konnte nur schreien: «Wie kannst du es wagen! Was hast du GETAN?! Stell meine Bücher zurück!»
    So fing es an. Schließlich sagte ich so etwas wie, ich könne keinen Mann heiraten, dessen größtes Glück es sei, auf kleine Bälle einzudreschen und auf kleine Vögel zu schießen. Robkonterte mit Bemerkungen über verdammte Blaustrümpfe und zänkische Weiber. Und von da an ging es nur noch bergab – der einzige Gedanke, den wir wahrscheinlich gemeinsam hatten, war, worüber haben wir uns eigentlich die letzten vier Monate unterhalten? Worüber? Er hat geschnaubt und gemeckert – dann ist er gegangen. Und ich habe meine Bücher wieder ausgepackt.
    Weißt Du noch, wie Du voriges Jahr zu mir an den Zug gekommen bist, um mir zu sagen, dass meine Wohnung ausgebombt war? Du dachtest, ich hätte aus Hysterie gelacht. Das war es aber nicht – ich habe über die Ironie gelacht: Hätte ich Rob alle meine Bücher in den Keller bringen lassen, dann hätte ich sie noch, jedes einzelne.
    Sidney, als Zeichen unserer langjährigen Freundschaft brauchst Du zu dieser Geschichte keinen Kommentar abzugeben – niemals. Tatsächlich wäre mir das sogar lieber.
    Danke, dass Du Markham   V.   Reynolds junior aufgespürt hast. Bislang sind seine Schmeicheleien ausschließlich floraler Natur, und ich bleibe Dir und dem Empire treu. Dennoch hege ich einen Hauch Sympathie für Deine Sekretärin – ich hoffe, er hat ihr Rosen geschickt für ihre Mühe   –, denn ich glaube, ich hätte dem Anblick handgenähter Schuhe auch nicht widerstehen können. Sollte ich ihm
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