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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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jemals begegnen, werde ich darauf achten, nicht auf seine Füße zu schauen – oder ich mache es wie Odysseus und fessle mich an eine Fahnenstange, bevor ich hinsehe.
    Vielen Dank, dass Du gesagt hast, ich solle nach Hause kommen. Ich freue mich über den Vorschlag der
Times,
eine Serie für sie zu schreiben. Versprichst Du mir beim Haupte von Sophie, dass es kein frivoles Thema ist? Man wird mich doch nicht bitten, über Pikanterien der Herzogin von Windsor zu berichten, oder?
     
    Alles Liebe,
    Deine Juliet

Juliet an Sophie Strachan
    29.   Januar 1946
    Liebe Sophie,
    danke für Deine Stippvisite nach Leeds – mir fehlen die Worte, um auszudrücken, wie sehr ich gerade da den Anblick eines freundlichen Gesichts nötig hatte. Ich war ehrlich gesagt drauf und dran, mich auf die Shetland-Inseln davonzustehlen, um fortan ein Einsiedlerleben zu führen. Es war lieb von Dir, dass Du gekommen bist.
    Die Zeichnung in
The London Hue & Cry
, wie ich in Ketten abgeführt werde, war übertrieben – ich bin nicht einmal verhaftet worden. Ich weiß, Dominic würde eine Patentante im Gefängnis gefallen, aber diesmal wird er sich mit etwas weniger Dramatischem begnügen müssen.
    Ich habe Sidney gesagt, das Einzige, was ich gegen Gillys gefühllose, erlogene Beschuldigungen tun könne, sei, würdiges Schweigen zu bewahren. Er meinte, das könne ich seinetwegen gerne tun, aber Stephens & Stark könnten es nicht!
    Er hat eine Pressekonferenz anberaumt, um die Ehre von
Izzy Bickerstaff
, Juliet Ashton und dem Journalismus als solchem gegen Geschmeiß wie Gilly Gilbert zu verteidigen. Ist das bis zu den Zeitungen in Schottland vorgedrungen? Wenn nicht – hier die Höhepunkte. Er hat Gilly Gilbert ein heimtückisches Wiesel genannt (vielleicht nicht mit genau diesen Worten, aber der Sinn war eindeutig), der gelogen hat, weil er zu faul war, um sich über die Tatsachen zu informieren, und zu dämlich, um zu begreifen, welchen Schaden seine Lügen der edlen Tradition des Journalismus zufügen. Es war großartig.
    Sophie, haben jemals zwei Mädchen (jetzt Frauen) einen besseren Beistand gehabt als Deinen Bruder? Ich glaube nicht. Er hat eine wunderbare Rede gehalten, allerdings muss ich einige Bedenken einräumen. Gilly Gilbert ist eine so falsche Schlange,dass er sich vermutlich nicht so einfach ohne ein Zischen davonschleichen wird. Susan sagt, dass Gilly andererseits ein ängstlicher kleiner Feigling ist und sich niemals trauen wird, Vergeltung zu üben. Hoffentlich hat sie recht.
     
    Liebste Grüße an Euch alle,
    Juliet
     
    PS: Dieser Mann hat mir schon wieder haufenweise Orchideen geschickt. Ich kriege allmählich nervöse Zuckungen, während ich warte, dass er aus seinem Versteck kommt und sich zu erkennen gibt. Meinst Du, genau das ist seine Taktik?

Dawsey Adams an Juliet
    29.   Januar 1946
    Sehr geehrte Miss Ashton,
    Ihr Buch ist gestern angekommen! Sie sind sehr nett, und ich danke Ihnen von ganzem Herzen.
    Ich arbeite im Hafen von St.   Peter Port, ich entlade Schiffe, und in den Pausen kann ich lesen. Es ist ein Segen, richtigen Tee und Brot mit Butter zu bekommen, und jetzt – Ihr Buch. Es gefällt mir, dass der Einband so weich ist, dass ich es in die Tasche stecken und überallhin mitnehmen kann. Ich passe aber sehr auf, dass es nicht abgenutzt wird. Und ich bin sehr froh, dass ich nun ein Bild von Charles Lamb habe – er hatte einen richtigen Charakterkopf, finden Sie nicht?
    Ich würde mir sehr gerne weiter mit Ihnen schreiben. Ich will auf Ihre Fragen antworten, so gut ich kann. Obwohl es sicher bessere Geschichtenerzähler gibt als mich, will ich Ihnen von unserem Schweinebraten erzählen.
    Ich habe ein kleines Landhaus und einen Bauernhof, beides hat mein Vater mir hinterlassen. Vor dem Krieg habe ich Schweine gehalten, Gemüse für den Markt von St.   Peter Port und Blumen für Covent Garden angepflanzt. Ich habe auch viel als Zimmermann und Dachdecker gearbeitet.
    Die Schweine sind jetzt nicht mehr da. Die Deutschen haben sie abgeholt, um ihre Soldaten auf dem Festland zu verpflegen, und mir haben sie befohlen, Kartoffeln zu pflanzen. Wir durften nur anpflanzen, was sie sagten, sonst nichts. Anfangs, bevor ich die Deutschen richtig kennengelernt hatte, dachte ich, ich könnte heimlich ein paar Schweine halten, nur für mich. Aber der Offizier, der für die Landwirtschaft zuständig war, hat sie aufgespürt und fortgeschafft. Das war ein schwerer Schlag, aber ich dachte, ich würde schon zurechtkommen,
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