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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
Autoren: David Mark
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der Schmerzen wert, die er in die Behandlungsliege des Tätowierers hineingebrüllt hatte.
    Er wird seinen Besucher glücklich machen.
    Auf den Dielen ertönt ein plötzliches Knarren.
    Er lächelt und stößt zitternd den Atem aus.
    Los geht’s.
    Er stemmt sich ins Hohlkreuz. Präsentiert sich. Dreht den Kopf, um sich zu vergewissern, dass der Strick, zusammengerollt wie eine Schlange, noch an Ort und Stelle liegt. »Ist es das, was du wolltest?«, fragt er mit kehliger, sinnlicher Stimme.
    Einen Moment lang herrscht Schweigen. Eine Diele knarrt.
    Dann spürt er die vertraute Last auf seinem Rücken. Das Gefühl, unter einem anderen Menschen eingeklemmt zu sein. Die willkommene Erregung der Hilflosigkeit, die sich bei absoluter Hingabe einstellt.
    Aus dem Augenwinkel sieht er, wie eine behandschuhte Hand den Strick fasst. Er schließt die Augen, begierig auf das Spiel. »Bin ich deine Phantasie?«, fragt er.
    Als die Antwort endlich kommt, ist sie ein Zischen an seinem Ohr: hastig hervorgestoßene, grimmige Worte.
    »Zum Sterben schön.«
    Ein jähes, zuschnappendes Gefühl, das ihm einen Schauer über den Rücken jagt – als würde ihm der Adamsapfel in den Hals gedrückt.
    »Wie heißt sie?«
    Feuchtes Röcheln zwischen seinen verzerrten Lippen, Speichel läuft über sein Kinn, in den Staub und die Krümel. Seine Augen quellen hervor, blähen sich auf wie Ballons …
    Von einer Sekunde zur anderen sind seine Sinne gleichzeitig betäubt und im Aufruhr, seine Gedanken verdreht und gequält.
    Zu eng, zu fest, zu stark – aus Phantasie wird Furcht.
    Diese Worte …
    »Deine Freundin. Rosa Blüten. Das kichernde Mädchen.«
    Es gibt nur noch Verwirrung und Schmerz, das Gefühl, irgendwie weniger zu werden: reduziert, zerschmelzend, zu nichts zerfließend …
    »Das Mädchen, das mich ausgelacht hat …«
    Dunkelheit umschließt ihn, während seine eingeölten Finger und hageren Beine auf den staubigen Boden trommeln.
    Ein Moment der Klarheit. Ein Herzschlag des Begreifens.
    Worum es hier geht. Warum er stirbt. Warum das Leben aus seinem Körper weicht und die Poesie aus seiner Seele. Was von ihm erwartet wird. Was er tun muss …
    Wieder die Stimme, feucht an seinem Ohr.
    Zorn. Gift.
    »Die, die mich angesehen und gelacht hat …«
    Jetzt drückt sich ein Knie schwer in seine Wirbelsäule. Sein Rücken biegt sich, er beißt sich die Lippen wund, Blut rauscht in seinen Ohren …
    Er will flehen. Um sein Leben betteln. Will, dass es aufhört. Will leben. Schreiben und kreativ sein. Ficken und tanzen.
    »Der Name. Ihr verdammter Name.«
    Jetzt weiß er es. Weiß, wie seine letzten Worte lauten werden. Weiß, dass alle Warnungen nichts gefruchtet haben. Er wird sterben, und seine letzte Tat in diesem Leben wird Verrat sein.
    Der Strick lockert sich für einen Sekundenbruchteil. Die starken Hände wechseln den Griff.
    Der Junge schnappt nach Luft. Ringt nach Atem. Bringt nur ein Zischen zustande, bevor die Schlinge wieder unter seinem Kiefer einschneidet und eine Explosion aus süßlich riechendem Blut vor seinen Augen aufblüht und herausschießt.
    »Suzie …«
    Ihr Name ist ein Akt des Verrats und gleichzeitig eine Beschwörung im Tod.

Kapitel 1
    »Sie waren noch nicht da, als ich um Mitternacht zu Bett ging. Aber frech wie Oskar, als ich um sechs Uhr wieder aufstand.« Der Mann gestikuliert erregt mit dem Arm. »Ich meine, wann sind die denn angekommen?«
    Detective Constable Helen Tremberg zuckt die Achseln. »Zwischen Mitternacht und sechs, würde ich schätzen.«
    »Aber es gab keinerlei Geräusch! Und hören Sie denen jetzt mal zu! Ein absolutes Tohuwabohu. Wie kommt es, dass niemand aufgewacht ist?«
    Tremberg weiß keine Antwort. »Vielleicht sind es Ninjas.«
    Der Mann sieht sie scharf an. Er ist Ende dreißig und fürs Büro gekleidet. Seine schwarzen Haare werden langsam grau, und er trägt eine nichtssagende Brille. Etwas an seiner Art suggeriert Tremberg, dass er eine risikolose Rentenversicherung abgeschlossen hat und dazu neigt, den Inhalt seines Taschentuchs zu untersuchen, nachdem er sich geschnäuzt hat. Sie vermutet, dass er nach dem zweiten Glas Wein seine Sätze gern mit den Worten beginnt: »Ich bin ja kein Rassist, aber …«
    Er hatte das fahrende Volk beim Zähneputzen von seinem Badezimmerfenster aus entdeckt. Laut seinen eigenen Worten »das reinste Pandämonium«. Er wählte den Notruf. Nicht als erster Anwohner dieser baumgesäumten Straße draußen bei den Sportplätzen, aber er
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