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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
Autoren: David Mark
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nichts. Bis auf das sanfte Geräusch, als Pharaoh sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht streicht und die Beine anders überschlägt, bleibt es still im Raum.
    »Wie lange wissen Sie schon Bescheid, Herr Stadtrat? Wir können das auch nach Vorschrift erledigen, wenn es Ihnen lieber ist. Sie aufs Revier bringen. Sie dürfen Ihren Anwalt anrufen. Aber es könnten Fotografen dort sein …«
    Schwach winkt Tressider ab, als wäre er über solche Erwägungen hinaus. »Sie denken, das ist mir wichtig? Sie denken, das war mir jemals wichtig?«
    McAvoy sagt nichts. Wartet darauf, dass der andere Mann das Schweigen durchbricht.
    Tressider verdreht die Augen. Spricht mit dem Bild, das er in seiner Phantasie vor sich sieht.
    »Sie fragen, ob ich es wusste«, sagt er und befeuchtet sich die Lippen. »Das frage ich mich selbst auch.«
    McAvoy beugt sich vor. Späht ins Gesicht des Stadtrats wie ein Pathologe, der eine Leiche seziert. »Sprechen Sie zu mir, Sir.« Er sagt es sanft. »Damit wir Sie verstehen können. Damit wir Paula verstehen. Damit wir die Frau verstehen, die Sie geliebt haben.«
    Tressider sieht McAvoy in die Augen.
    Als er ausatmet, hat der Laut etwas Krankes. Eine bestimmte Art von Müdigkeit. Die Nähe des Grabes.
    Schließlich greift er zum Nachttisch, um einen Schluck Wasser zu trinken. Es tut ihm gut.
    »Ich wusste, dass sie voller Leben steckte, als wir heirateten«, sagt er und starrt an die Decke mit ihrer grauen Täfelung und den grellen Lichtern. »Ich wusste, dass sie Feuer hat. Aber dass sie herumspielte? Nein, zuerst nicht. Ich dachte nicht in solchen Bahnen, wir waren glücklich. Was immer zwischen uns war, es funktionierte. Sie schien mich zu lieben, so viel weiß ich. Schien unser Zusammenleben zu genießen …«
    »Aber dann schöpften Sie Verdacht?«
    Mit geschlossenen Augen nickt Tressider. »Sie hatte sich ein zweites Handy gekauft. Das erste lief über das Geschäft. So konnte sie die Telefonate steuerlich absetzen, verstehen Sie? Alles legal. Aber wenn man mit jemandem zusammenlebt, kann man nicht alles verstecken, oder? Ich sah es in ihrer Handtasche. Wusste, dass sie es vor mir versteckt hatte. Da muss man doch das Schlimmste annehmen, nicht wahr?«
    »Haben Sie sie zur Rede gestellt?«
    Tressider schluckt schmerzhaft. Schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich die Wahrheit wissen wollte. Eher nicht. Nicht damals.«
    »Wie ging es weiter, Herr Stadtrat?«
    Tressider öffnet die Augen. Es kommen keine Tränen, aber sein Gesicht ist bleich und gezeichnet, die Lippen sind grau. Er ist eine Bleistiftskizze seiner selbst.
    »Ich versuchte, es zu vergessen«, meint er. »Ich sagte mir, was immer zwischen uns war, es funktionierte doch. Ich wollte ein moderner Mensch sein. Ich glaube, als sie sich mit Steve Hepburn anfreundete, redete ich ihr sogar zu. Sagte ihr, sie solle sich amüsieren. Ich hoffte, einen extravaganten, schwulen Freund wie ihn zu haben, würde den Teil von ihr befriedigen, dem ich nicht genug war. Sie verstanden sich von Anfang an glänzend. Sie schlug sogar vor, wir sollten etwas Geld in sein Geschäft stecken …«
    »Das Telefon, Herr Stadtrat. Simon Appleyard.«
    Tressider glättet das Vorderteil seines Kittels. Presst die Lippen zusammen.
    »Sie bekam einen Anruf. Vor ein paar Monaten. Wir saßen zu Hause, und sie ging am Festnetzapparat ran. Danach war sie bleich wie der Tod. Wollte nichts sagen. Wollte mir überhaupt nichts erzählen. Ich versuchte, sie aufzumuntern, aber ich wusste genau, dass etwas überhaupt nicht in Ordnung war.«
    »Der Erpresser«, sagt McAvoy in Richtung Pharaoh. »Connor.«
    »Sie war tagelang ganz seltsam. Behauptete, es liege bloß am Wetter. Sagte, ich könne das ganz ihr überlassen und ich solle mich auf meine Arbeit konzentrieren. Auf den Stadtrat. Die Polizeidirektion. Mich bei der Partei unabkömmlich machen …«
    Tressiders Unterlippe zittert. Er beißt darauf und zwingt sich, stark zu sein.
    »Was wird mit ihr geschehen?«, fragt er.
    McAvoy fährt sich mit den Händen durch die Haare. Zupft sich feuchte Fusseln von den Hosenbeinen.
    »Man wird sie des Mordes anklagen, Herr Stadtrat.«
    Tressider schluckt wieder. Sagt volle zehn Sekunden lang kein Wort.
    »Der Teich«, meint er schließlich. »Connor liegt im Teich.«
    McAvoy dreht sich zu Pharaoh um. Dann wieder zu dem Mann im Bett.
    »Sie haben ihn darin versenkt?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich habe ihn gefunden. Er starrte zu mir hoch. Mit Augen groß wie
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