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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
Autoren: David Mark
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    Als er draußen auf der High Street anlangt, hat der Regen eine Pause eingelegt. Der kalte Wind fängt sich in seinen tropfnassen Kleidern, und binnen Sekunden hat McAvoy eine Gänsehaut. Er zittert. Sieht auf die Uhr und versucht zu entscheiden, was er in der nächsten Stunde tun soll. Bis zu seinem Termin mit Pharaoh muss er noch etwas Zeit totschlagen, aber sie sind nur fünf Minuten zu Fuß von hier verabredet, in einer ruhigen Ecke der Innenstadt, und es lohnt sich nicht, jetzt ins Büro zu fahren, sonst müsste er bloß den ganzen Weg wieder zurückkommen. Er sieht sich um.
    Direkt neben der Polizeidirektion liegt das Hull and East Riding Museum . Er war schon oft mit Roisin und seinem Sohn Fin dort. Lilah ist wahrscheinlich noch zu jung, um das gigantische Wollmammut schätzen zu können, das gleich am Eingang steht. Oder die Belagerungskanone von Heinrich VIII., die Archäologen an der Stadtmauer entdeckten und die jetzt die Ausstellungsstücke aus der bunten Geschichte der Stadt bereichert.
    Ohne nachzudenken, geht er am Eingang vorbei hinunter zum Ufer des Hull. Der Fluss hat der Stadt ihren Namen gegeben und durchzieht das Zentrum sichelartig, bevor er in die dunklen, schlammigen Wasser des Humber mündet. McAvoy starrt in die dreckige Brühe. Massen von zähem Schlamm schwappen wie Schokoladensoße gegen den mit Ziegelstein- und Holzwänden befestigten Fußpfad am Ufer, auf dem er jetzt steht.
    Links von ihm liegt die Arctic Corsair , ein altmodischer Seitentrawler, der von wohlmeinenden Menschen in ein schwimmendes Museum verwandelt worden ist, damit jeder die Möglichkeit hat, die Hölle an Bord eines Hochseetrawlers am eigenen Leib zu erfahren.
    Entspannt und ohne bestimmtes Ziel schlendert er am Fluss entlang. Blickt nach oben zu der vielbefahrenen, mehrspurigen Hochstraße. In der Ferne, an der Spitze der schlammigen Landzunge namens Sammy’s Point, ragt die seltsam geschwungene Pyramidenform des Aquariums der Stadt auf, irgendwie unpassend in ihrer glänzenden Modernität.
    Der Regen setzt erneut ein. Eine Weile überlegt er, sich unter der Hochstraße in Sicherheit zu bringen, bis er wieder trocken ist. Er könnte ja Roisin anrufen oder Helen Tremberg fragen, ob seine Anwesenheit irgendwo unbedingt erforderlich ist.
    Plötzlich wird ihm bewusst, dass er in absolute Entschlusslosigkeit hineindriftet. Schutz vor dem Regenschauer suchend, lehnt er sich gegen eine der Betonsäulen der Hochstraße. Schließt die Augen. Fragt sich, ob er auf ACC Everetts hingeworfene Kritik hätte reagieren sollen oder ob es besser war, den Mund gehalten zu haben.
    Er blickt in die Richtung, aus der er gekommen ist. Dort liegt die Stadt, wo er den größten Teil seines Berufslebens verbracht hat. Wo er sein Leben aufs Spiel gesetzt und Männer und Frauen verhaftet hat, die anderen das Leben nahmen. Er kann diese Stadt nicht lieben, und trotzdem fühlt er eine gewisse Zuneigung zu ihr. Eine Art von Nähe. Eine Verbindung mit diesem Ort am Rand der Welt, reich geworden durch eine Industrie, die die Männer tötete, die für sie arbeiteten, und dann zurückgesunken in Trostlosigkeit und Verfall, als dieses Gewerbe ausstarb.
    An der Rückseite des Gebäudes der Polizeidirektion sieht er die Silhouetten zweier Menschen. Zwei Formen, die sich vom weißen Anstrich der Corsair und dem Grau des Himmels abheben.
    Er fragt sich, ob es Mitglieder des Komitees sind. Vielleicht Stadträte, die mit schlechtem Gewissen eine Zigarette rauchen oder sich lustig machen über diesen großen, schwerfälligen Sergeant, der völlig durchnässt aufgetaucht war und es dann doch irgendwie geschafft zu haben schien, Tressider davon zu überzeugen, dass es für die Menschen in Hull noch Hoffnung gab.
    McAvoy kehrt um. Er versucht nicht länger, sich vor dem Regen zu schützen. Er ist so durchweicht, dass es keinen Sinn mehr hat.
    In Gedanken versunken, verloren in einem nicht unangenehmen Tagtraum, sieht er nicht, wie die beiden Gestalten verschwinden. Schneller als erwartet gelangt er an den Ausgangspunkt zurück. Wirft einen letzten Blick aufs Wasser. Er lächelt, als er die Räder eines Einkaufswagens sieht, die aus dem Schlamm des Ufers ragen. Die Flaschen und Matratzenfedern, mit denen er übersät ist. Ein Mobiltelefon, das auf der zähen und klumpigen Oberfläche liegt …
    Er geht zum Rand der Ufermauer. Kauert sich hin.
    Die Schlammfläche beginnt etwa drei Meter unter ihm. Fällt dann schräg zum Wasser ab, das noch
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