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Dein Herz will ich erobern

Dein Herz will ich erobern

Titel: Dein Herz will ich erobern
Autoren: Marie Ferrarella
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„Oh“, wiederholte er. „Hier, setzen Sie sich doch.“ Er zog einen Stuhl heran und drückte Luc darauf nieder. „Möchten Sie eine Schmerztablette?“ Er griff in eine Schublade und holte ein halb leeres Röhrchen heraus. „Warst du mit ihm bei Jimmy?“
    Alison nahm das Röhrchen und legte es zurück in die Schublade. „Er hat Tabletten, und ich war mit ihm bei Jimmy. Schließlich bin ich Krankenschwester, wie du weißt.“
    „Schwesternschülerin“, korrigierte Kevin. Da er zehn Jahre älter als Alison war, fiel es ihm schwer, sie als erwachsen anzusehen. „Ja, ja, ich weiß, du hast die Prüfung abgelegt“, räumte er hastig ein, als sie ihn finster anblickte.
    Luc blickte verständnislos von einem zum anderen. „Reden Sie immer so sprunghaft?“
    Kevin lachte. „Nur wenn wir aufgeregt sind. Kann ich Ihnen irgendwas besorgen?
    Sie brauchen es nur zu sagen.“
    „Er braucht eine Unterkunft“, warf Alison ein. „Ich habe ihm angeboten, dass er das Zimmer über der Garage haben kann, wenn es dir recht ist. Bis sein Gedächtnis wieder da ist.“
    „Sein Gedächtnis?“
    Alison nickte. „Er hat eine Amnesie.“
    Bedrückt, schuldbewusst presste sie die Lippen zusammen, und Kevin starrte sie sprachlos an.

3. KAPITEL
    „Sie wissen gar nichts mehr?“
    Kevin dachte an die unzähligen kostbaren Erinnerungen, die er hegte. Die Vorstellung, sie alle auf einen Schlag zu verlieren, wirkte niederschmetternd.
    Mitgefühl für den jungen Mann, der vor dem kleinen Schreibtisch saß, überkam ihn.
    „Nein“, murmelte Luc niedergeschlagen, und das Wort hallte in der gähnenden Leere wieder, die noch immer in seinem Kopf herrschte.
    Mit einem tiefen Seufzer strich Kevin sich durch das Haar. „Mann, das muss furchtbar für Sie sein.“ Er blickte zu seiner Schwester. „Wie lange dauert so was an?“
    Alison zögerte, erklärte dann um Lucs willen in bewusst zuversichtlichem Ton: „Jimmy meint, es müsste sich in einigen Tagen legen.“
    Oder auch später, dachte sie. Es war einfach nicht abzusehen. Obwohl sie Jimmy dieselbe Frage gestellt hatte, wusste sie, dass es keine genaue Prognose gab. Es variierte von Mensch zu Mensch, war ein Produkt von Ursache und Wirkung. Eine Amnesie konnte noch am selben Tag wieder verschwinden oder aber ein Leben lang andauern.
    Sie drückte Luc die Daumen für eine baldige Genesung.
    „Ein paar Tage also“, sinnierte Kevin, denn er war durch und durch ein Optimist.
    „Natürlich kann er über der Garage wohnen.“ Er wandte sich an Luc. „Sie können so lange wie nötig bleiben. Nichts ist zu schade für den Mann, der meine kleine Schwester gerettet hat.“ Wie um die Aussage zu unterstreichen, legte er einen Arm um Alison und zog sie an sich.
    Verlegen erklärte sie Luc: „Wir stehen uns sehr nahe.“
    Luc fiel auf, dass sie Kevins Arm sanft abschüttelte und zurückwich. Es erinnerte ihn an etwas. An enge Räume und das Gefühl, eingesperrt zu sein. Aber was hatte das zu bedeuten?
    Die Tür zum Büro öffnete sich, und ein Mann in einem fleckigen Overall spähte herein. „He, Kevin, kann ich dich eine Sekunde sprechen?“
    Kevin scheuchte den Mechaniker mit einer Handbewegung fort. „In einer Minute, Matt. Wie du siehst, bin ich gerade beschäftigt.“
    „Na gut“, entgegnete Matt seufzend und verschwand wieder.
    Plötzlich kam Kevin eine gute Idee. Er hockte sich auf die Schreibtischkante und fragte: „Waren Sie auf der Polizeiwache?“
    „Nein, aber ich habe 911 angerufen“, erklärte Alison. „Die Polizei ist zum Tatort gekommen und hat alles über den Raub aufgenommen.“
    „Ach, das meine ich doch nicht“, entgegnete Kevin wegwerfend. Der Raub war unwichtig. Für ihn zählte nur, dass Alison unverletzt war. Geld war ersetzbar, sie nicht. „Ich meine wegen Luc. Es gibt doch eine Stelle für Vermisstenanzeigen.
    Vielleicht haben die auch ein Fundbüro für Leute.“ Für ihn war es total einleuchtend. Garantiert gab es außer Luc noch mehr Menschen, die mit Amnesie herumirrten.
    Alison presste die Lippen zusammen und unterdrückte ein Grinsen. Kevin sollte nicht glauben, dass sie ihn auslachte. Manchmal beneidete sie ihn um seine einfältige Denkweise. „Er hat die Amnesie erst seit ein paar Stunden. Falls er vermisst wird, dann erst kurze Zeit. Wenn er mit jemandem verabredet war, denkt dieser Jemand bestimmt, dass er sich nur verspätet.“
    „Verabredet.“ Kevin dachte darüber nach. Es musste Möglichkeiten geben, die sie bisher übersehen hatten.
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