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Dein Herz will ich erobern

Dein Herz will ich erobern

Titel: Dein Herz will ich erobern
Autoren: Marie Ferrarella
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sich noch ändern.
    Abgesehen von einer Platzwunde über der linken Braue und einer bösen Prellung auf der Wange schien ihr Retter zumindest äußerlich nicht ernsthaft verletzt zu sein.
    Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte ihn. „Sind Sie okay?“ Sie beugte sich über ihn. „Mister, können Sie mich hören? Wachen Sie auf!“
    Er blieb reglos liegen.
    Besorgt blickte Alison sich um, aber niemand kam am Eingang der Gasse vorbei, was geradezu unmöglich erschien im Herzen von Seattle.
    Eine Sekunde lang spielte sie mit dem Gedanken, Hilfe zu holen. Doch dazu hätte sie ihn allein lassen müssen, und das widerstrebte ihr, da er bewusstlos und somit wehrlos war. Das Risiko durfte sie nicht eingehen.
    Sie beschloss, sich vielmehr über das Funkgerät im Taxi mit ihrem Bruder in Verbindung zu setzen. Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass es kurz nach zwei war.
    Wenn sie Glück hatte, war Kevin schon von der Mittagspause zurück.
    Es wird ihn auf die Palme bringen, schoss es ihr durch den Kopf. Er hatte sich dagegen ausgesprochen, dass sie den Teilzeitjob ausführte, auch wenn es sich dabei um sein eigenes Taxiunternehmen handelte. Sie war das Nesthäkchen in der Familie, und alle wollten sie beschützen.
    Doch momentan sorgte sie sich weniger um die Reaktion ihres Bruders als um den Zustand ihres Helfers. Als sie aufstand, sah sie seine Lider flattern.
    Er kam zu sich.
    Dann öffnete er die Augen. Als sie ihn im Rückspiegel des Taxis gemustert hatte, war ihr nicht aufgefallen, wie strahlend blau diese Augen waren.
    Erleichtert atmete sie tief durch. „Sie sind wach.“
    Ihre  Erleichterung  währte  nicht  lange,  als  sich  die  ausgebildete  Krankenschwester in ihr regte. Dass seine Augen nun offen waren, hieß noch lange nicht, dass er in Ordnung war. Zumindest musste er einen gewaltigen Brummschädel haben. „Wie fühlen Sie sich? Er hat Ihnen einen bösen Hieb versetzt.“
    Es dauerte eine Sekunde, bis er begriff, dass sie zu ihm sprach. Ihr Anblick faszinierte ihn so sehr, dass er ihre Worte kaum verstand. Er glaubte, einen Engel vor sich zu sehen – einen Engel mit kastanienbraunen Locken und himmelblauen Augen.
    „Wer?“ hakte er nach.
    „Der Straßenräuber.“
    „Straßenräuber?“ Er versuchte, sich aufzusetzen, und fühlte sich, als läge ein Amboss auf seiner Stirn.
    Sie nahm ihn bei der Hand und half ihm behutsam in eine sitzende Position. „Ja, da war noch einer.“
    Er bemühte sich, ihre Worte zu verstehen, hatte jedoch wenig Erfolg. „Noch einer?“
    Ihre Besorgnis kehrte zurück. „Warum wiederholen Sie alles, was ich sage?“
    Er strich sich mit einer Hand über die Stirn. „Ich versuche nur, mir ein klares Bild zu machen.“
    Oder überhaupt ein Bild, relativierte er im Stillen. Der heftige Schmerz in seinem Kopf zerriss alle Gedankengänge, die er zu fassen suchte.
    Alison hockte sich vor ihn und blickte ihm in die Augen. „Kein Wunder, dass Sie verwirrt sind nach allem, was Ihnen passiert ist.“ Seine verständnislose Miene veranlasste sie zu erklären: „Dass Sie mir geholfen haben, war sehr tapfer. So was gibt es heutzutage nur noch selten.“ Schuldbewusst fügte sie hinzu: „Tut mir Leid, dass Sie das meiste abgekriegt haben. Ich habe dem zweiten Typen mit dem Deckel einer Mülltonne eins übergezogen, aber es hat ihm nicht sehr wehgetan. Der hat offensichtlich einen Kopf aus Stein, was zu seinem Neandertalerverhalten passt.“ Sie lächelte ihn an. „Nicht wie Sie.“
    „Was ist nicht wie ich?“
    „Ich habe ihm nicht so wehgetan wie Sie dem anderen.“ Erneut musterte sie ihn besorgt. Seine Pupillen waren auch jetzt nicht geweitet, aber das hieß nicht viel.
    „Geht es Ihnen gut?“
    „Ich weiß nicht.“
    Alison hielt eine Hand vor sein Gesicht. „Wie viele Finger halte ich hoch?“ Als er nicht antwortete, bewegte sie die Hand vor und zurück, bis sich seine Augen darauf fokussierten. „Wie viele Finger sehen Sie?“
    Er blinzelte, doch selbst diese kleine Bewegung schien eine Lawine des Schmerzes in seinem Kopf ins Rollen zu bringen. Es fiel ihm schwer zu reden.
    „Zwei, wenn Sie nicht so damit wackeln.“
    „Richtig, Könnte aber geraten sein“, murmelte sie vor sich hin. „Wissen Sie, welchen Tag wir heute haben?“
    Er dachte lange darüber nach. „Nein.“
    Keine voreiligen Schlüsse, ermahnte sie sich. Wenn sie sehr beschäftigt war, vergaß auch sie manchmal den Wochentag. „Es ist Mittwoch. Wissen Sie, wo Sie
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