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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
Autoren: Kelly Keaton
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atmen.
    Und genau das hatten sie getan. Sie hatten sich selbst erstickt.
    Weil er es ihnen befohlen hatte.
    Seine Überzeugungskraft war stärker geworden, so stark, wie sich das niemand hätte vorstellen können.
    Jetzt verstand ich, warum er zu mir gesagt hatte, dass seine Gedanken und sein Herz sich nicht verändert hätten. Er wollte, dass ich nicht nur das Unfassbare sah, das er getan hatte. Ich sollte wissen, dass er trotzdem derselbe bleiben würde, dass es ihm nicht zu Kopf steigen würde.
    Ich zupfte noch ein paar Grashalme ab. »Was ist aus Athene geworden? Was glaubst du?«
    »Ich glaube, Sie ist in ihren Tempel zurückgegangen und hat alles getan, was Sie konnte, um die Macht aufzuhalten, die du in ihr freigesetzt hast. Wenn Sie überlebt hat, leidet Sie jetzt Höllenqualen. Nur du kannst rückgängig machen, was mit ihr geschehen ist.«
    »Und Menai? Glaubst du, es geht ihr gut?«
    Mein Vater stieß einen tiefen Seufzer aus. »Menai weiß sich zu helfen. Sie wird Athene nie verlassen. Erst, wenn die Göttin tot ist.«
    »Was hat Athene gegen sie in der Hand?«
    »Artemis. Menai befürchtet, dass Athene ihrer Mutter etwas antut. Aber was oder warum, weiß ich nicht. Sie wollte es mir nicht sagen.«
    »Ich hätte es mir denken können«, erwiderte ich. Der Bogen, die Treffsicherheit, Hinweise hatte es genug gegeben.
    Ich konnte nur hoffen, dass Athene so hart und kalt wie Granit geworden war und dass Menai Sie über die Gartenmauer in den Abgrund geworfen hatte.
    »Komm, das Abendessen ist gleich fertig.«
    Ich roch nichts, aber mein Vater stand auf und hielt mir die Hand hin. Mit einem schiefen Grinsen starrte ich zu ihm hoch. »Was gibt’s zu essen?«
    Er drehte sein Gesicht zum Haus und schnupperte. »Schweinekoteletts gefüllt mit Maisbrot und kreolischer Wurst, Flusskrebs-Étouffée … Spinatsalat mit Speck in Pralinenkruste.«
    Als ich lachte, grinste er breit. So sah er ganz anders aus und ich verstand sofort, warum sich meine Mutter damals Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Ich nahm seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen.
    »Darf ich?«, fragte er, während er unsere Hände hob. Er wollte mich nicht loslassen.
    Plötzlich spürte ich, wie sich etwas Leichtes, Gutes in mein Herz schlich und mit einem zufriedenen Seufzer dort niederließ. Ich nickte, dann gingen wir zusammen ins Haus.

Achtundzwanzig
    S ebastian und ich saßen auf dem breiten Sims, der sich um den mittleren Kirchturm der Kathedrale St. Louis zog, hoch über dem Jackson Square. Wie jeden Abend war der Platz unter uns hell erleuchtet. Der leichte Wind wehte Jazzmusik zu uns herauf, in die sich Gesprächsfetzen und Gelächter mischten.
    Seit der Unterhaltung mit meinem Vater im Garten waren zwei Tage vergangen. Gerade war ich ein paar Stunden in der Bibliothek gewesen, um noch mehr über die Hexe, die meinen Fluch entwirren konnte, herauszufinden.
    Ich wollte den Fluch loswerden. Sicher, ich war anders als alle Gorgonen vor mir, doch niemand wusste, was an meinem einundzwanzigsten Geburtstag geschehen würde. Vielleicht verwandelte ich mich trotzdem in eine ausgewachsene Gorgo. Ich würde nicht mehr so aussehen wie jetzt und ich würde nie wieder jemanden ansehen können, ohne ihn oder sie in Stein zu verwandeln. Ich wollte auf keinen Fall nur rumsitzen und abwarten.
    Ich wollte eine Zukunft. Hier in New 2. Mit meinem Vater. Mit Sebastian und meinen Freunden.
    Er stieß mich mit der Schulter an. »Warum wirkst du so frustriert?«
    Ich stieß ihn zurück. »Ich hasse es, dass du mich so einfach durchschauen kannst.« In letzter Zeit sagte ich das ganz schön oft zu ihm, aber inzwischen war es zu einer Art Kompliment geworden.
    Er zuckte ungerührt mit den Achseln. »Du hast vorhin also nichts in der Bibliothek gefunden. Na und? Du hast doch erst an der Oberfläche gekratzt. Bis zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag sind es noch dreieinhalb Jahre. Wir werden jemanden finden, der uns helfen kann.« Er drückte meine Hand.
    Ich musste an das Baby in dem Korb denken, der von Zeus’ Händen gehalten wurde. Als ich in der Bibliothek war, hatte ich danach gesucht, aber die Statue hatte nicht mehr auf dem Tisch gestanden. Der Bibliothekar schien überrascht gewesen zu sein, dass sie verschwunden war. Sie hatte die Bibliothek nicht verlassen – so viel wusste er. Wenn jemand die Statue wiederfinden konnte, dann der Bibliothekar.
    Jemand hatte sie innerhalb der Bibliothek versteckt. Und dieser Jemand war mit Sicherheit Josephine
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