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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Renegald Gruwe
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könnte? Davor, was sie dann mit dir machen würden? Hattest du überhaupt eine Ahnung, wie gefährlich das war, sich mit diesen Leuten einzulassen?«
    »Wen meinst du?«, fragte Gustave, obwohl er genau wusste, wen der Freund im Sinn hatte.
    »Ich meine die Leute, die dich so fürchterlich zugerichtet haben.«
    Beim Gedanken an das Geschehen im Haus überkam Gustave eine kaum bezwingbare Müdigkeit; er legte sich in sein Kissen und schloss die Augen. Dann, als habe er etwas hinter seinen geschlossenen Lidern gesehen, rappelte er sich aus seinem Lager hoch, sah kurz an Eduard hinunter und wieder hinauf. Ganz leise und mit dem Anflug eines kleinen Lächelns sagte er: »Es waren dieselben Stiefel und dieselbe Uniform.« Dann sank er zurück. Eduard, beschämt und entsetzt über das, was man Gustave angetan hatte, legte die Hand auf diejenige seines Freundes. So blieb er sitzen. Sollte die Sitzung der Ortsgruppe, derentwegen er sich so verkleidet hatte, doch ohne ihn stattfinden.

Kapitel 23
    »Was hast du da?«
    Mit diesen Worten erhob sich Gustave von seinem Krankenlager und kam an den Tisch in seinem Zimmer. Seit einigen Tagen war er wieder etwas zu Kräften gekommen, sodass er selbst gehen und auch einige Zeit aufrecht sitzen konnte.
    Eduard sah den Gesundheitszustand seines Freundes allerdings mit anderen Augen. »Du sollst liegen bleiben, verdammt, du bist noch zu schwach.«
    »Was hast du da?«, fragte der Maler abermals und wollte schon nach der Aktenmappe greifen, die vor Eduard auf dem Tisch lag. Eduard sagte kurz: »Es ist das Protokoll von Heinrich Löhner über den Tod Erwin Katuschkes.«
    »Du hast es hier? Was steht denn drin? Kann ich die Aussage lesen?« Gustave hatte sich aufgeregt und bekam einen Hustenanfall, der seiner gebrochenen Rippe nicht allzu gut tat. Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er sich auf einen Stuhl. Eduard bestand darauf, dass er sich wieder in sein Bett legen solle.
    Gustave blickte auf den Aktenordner.
    »Ist nicht erlaubt«, schüttelte der Freund den Kopf.
    Nach kurzem Zögern reichte Eduard ihm dennoch die Unterlagen.
    Über dem Protokoll stand: ›Verhör des Beschuldigten Heinrich Löhner, geboren am 11.10.1896 in Berlin, Neukölln. Staatsangehörigkeit: Deutsch.‹
    Es folgten Wohnanschrift, Datum, die Vorwürfe wegen Mordes am Kunstmaler Erwin Katuschke und Beiseiteschaffung dessen Leichnams und schließlich die Namen der vernehmenden Beamten. Kriminalkommissar Detmer hatte die Befragung geführt, als zweiter Beamter stand der Name Warmbrandt. Dieser war Garoche noch von seiner Verhaftung in Pötzow geläufig; eine penetrante und herabwürdigende Person, die keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass die Jungs vom Löffel ihre Sache schon verstanden hätten.
    Garoche überflog das Protokoll, in dem der Beschuldigte die Tat unumwunden zugab. Als Motiv gab er an, seinem Chef Unannehmlichkeiten ersparen zu wollen, da der Getötete die ganze Unternehmung in Gefahr gebracht und mehrfach gedroht hätte, alles zu verraten. Er war in den frühen Morgenstunden mit dessen Wagen nach Pötzow gefahren: »Ich hatte mir den Wagen des Herrn Niewarth genommen, – nein, ohne sein Wissen – und bin nach Pötzow hinausgefahren. Als ich ankam, fing es gerade an zu dämmern. Im Haus schlief alles. Auch der Katuschke schnarchte. Ich hab ihn wachgemacht und gesagt, ich müsse etwas mit ihm besprechen. Er hat erst dumm geguckt und ist mir dann aber in die Scheune in sein Atelier gefolgt. Ich habe ihn gefragt, ob er nicht endlich sein Maul halten will, wegen der SA und der Polizei. Sonst wollte ich ihm ein für alle Mal das Maul stopfen. Er hat mich nur so komisch angelächelt. Da habe ich den Strick aus dem Wagen geholt, den ich mitgebracht hatte, und bin zurück in die Scheune.«
    Hier stockte der Beschuldigte mit seiner Aussage über den Tathergang, überrascht von einer Zwischenfrage Detmers.
    »Ist Erwin Katuschke nicht fortgelaufen, als er Sie mit dem Strick zurück in die Scheune kommen sah?«
    »Nein, das ist ja das Unheimliche; er hat sogar selber den schweren Maltisch unter den Eisenträger an der Decke geschoben, und den Hocker daraufgestellt. Zuvor ist er wie ein Berserker durch sein Atelier gerast, hat einige Bilder mit einem Messer eingeritzt und andere mit Farbe beschmiert. Dann hat er mir den Strick abgenommen und ihn an dem Eisenträger befestigt.«
    In einer erneuten Zwischenfrage wunderte sich der Kommissar: »Er hat den Strick selbst festgemacht?«
    »Ja, ich sollte ihm den
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