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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Renegald Gruwe
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die Stelle nähen«, redete der Arzt dem Maler ins Gewissen und legte ihm ans Herz, sich einer weiteren Behandlung zu unterziehen.
    »Es wird schon gehen, Herr Doktor, haben Sie vielen Dank für Ihre Mühe.« Garoche drückte die Hand des Mediziners und verließ, gestützt auf seinen Freund, die Praxis.
    »Nichts zu danken, nichts zu danken!«, rief Dr. Wandmann in der Tür stehend den Männern nach, die die Treppen nach oben stiegen. Sein Lächeln verschwand aus dem Gesicht. Natürlich wusste er, dass die Verletzungen nicht von einem Sturz herrührten.
    Eduard hatte seinem Freund bereits in dessen Zimmer das Bett bereitet. Nachdem der Maler viel zu erschöpft war, um auch nur eine Kleinigkeit zu essen, deckte er ihn zu und ließ ihn schlafen.

    Den Nachmittag, den Abend und die darauffolgende Nacht verschlief Gustave. Am Morgen fühlte er sich ausgeruht und die Wunden sowie die gebrochene Rippe schmerzten weniger. Um am Tisch zu frühstücken, fühlte er sich allerdings noch nicht kräftig genug. Eduard brachte den Kaffee und eine Haferflockensuppe auf einem Tablett.
    »Ich dachte, es fällt dir vielleicht leichter, das hier zu essen.« Als wolle er sich für das ungewöhnliche Frühstück entschuldigen, sah er verlegen auf die Bettdecke.
    Gustave lächelte. »Am besten ist es, du bringst mir noch einen Strohhalm«, witzelte der Maler und deutete auf die geschwollene Lippe.
    Eduard ignorierte die Bemerkung. »Ich kann nicht begreifen, dass du so etwas gemacht hast. Was ist nur in dir vorgegangen? Erklär mir das!«
    »Ich wollte malen!«
    »Du hättest auch hier malen können.«
    Ohne die Reaktion abzuwarten, sagte Eduard: »Zu stolz, Bilder zu fälschen, warst du jedenfalls nicht. Warum nicht ein Wort, Gustave, warum nicht ein einziges Wort? Du weißt, ich hätte alles für dich getan!«
    Gustave schwieg. Dann sagte er, ohne Eduard in die Augen zu blicken: »Es geht nicht nur darum, Bilder zu malen, Eduard. Es geht auch darum, dass andere Menschen sehen , was ich male. Dass meine Bilder auf der anderen Seite jemanden erreichen. Wenn ich hier geblieben wäre, hätten sich die beschmierten Leinwände irgendwann einmal bis zur Decke gestapelt. Nur betrachtet hätte sie niemand jemals.«
    » Ich hätte sie gesehen. Ich weiß, das ist dir nicht genug, aber vielleicht hätte sich doch eine Galerie, eine Kunsthandlung gefunden.«
    Auf den skeptischen Blick des Malers hin packte Eduard Garoche bei der Künstlerehre: »Unter den Bildern, die du gemalt hast, steht nicht dein Name.«
    »Aber es war meine Arbeit. Ich habe nicht gefälscht, ich habe geschaffen. Alles, was du in den Bildern siehst, bin ich. Nicht Mueller oder Beckmann. Ich, Gustave Garoche, bin der Schöpfer dieser Werke. Namen sind nicht wichtig. Die Kunst ist, was übrig bleibt, was die Zeiten überdauern wird. Und irgendwann in fünfzig oder hundert oder tausend Jahren steht jemand vor den Bildern und betrachtet sie. Ihm wird es dann egal sein, ob Mueller darunter steht oder Garoche. Und im Übrigen werde ich eines Tages wieder Bilder malen – und dann werde ich sie mit meinem Namen signieren.«
    »Ja, das wirst du Gustave, das wirst du.« Eduard wusste, dass sein Freund nicht an das glaubte, was er sagte, aber er wollte ihn nun in Ruhe lassen. So sicher wie die Sonne nicht im Westen aufging, so sicher hätte Gustave Garoche auf redlichem Wege keine Galerie gefunden. Nicht in Deutschland. Nicht in diesem Deutschland.
    Der Freund erriet seine Gedanken. »Natürlich, ja, ich selbst habe die Tatsache weidlich ausgenutzt, dass echte Kunst hierzulande derzeit chancenlos ist. Je verpönter sie war, umso mehr stieg die Nachfrage. Laut Niewarth haben gewisse Führungskreise kräftig an der Sache mitverdient. Deshalb wird ihm wohl auch nicht viel passieren. Außer…« Gustave stockte. Er dachte an Wilderer und vor allem an Greta Schöne. Wenn Löhner den Kunsthändler wegen des Mordes an der jungen Frau belastete, würde der einige Jahre im Zuchthaus verbringen. Darüber sprechen wollte Garoche nicht, er wusste nicht, wie weit Eduard in diese Mordfälle eingeweiht war. Kriminalkommissar Erich Malek versuchte den Maler, soweit es ging, aus diesem Fall herauslassen.

    Eduard Defries nickte und machte sich an sein Tagwerk; als Gustaves Rechtsvertretung kannte er die Ermittlungsakten zur Genüge. Etwas anderes interessierte ihn mehr. Am frühen Abend fasste er sich ein Herz und nahm das Gespräch von Neuem auf: »Hattest du denn keine Angst, dass man dich entdecken
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