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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Autoren: Faye Kellerman
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Dahlien, Zinnien, Kosmeen und jeder Menge anderer Blumensorten, die er nicht kannte. In der Nähe gab es noch Gardenien und nachtblühenden Jasmin, dessen schwerer süßer Duft den Tod verkündete. Der mit Steinen gepflasterte Weg führte auch noch an mehreren Reihen blühender Zitruspflanzen vorbei – Limonen, wenn Decker einen Tipp hätte abgeben müssen.
    Die vordere Haustür wurde von zwei Beamten bewacht. Sie erkannten Decker und winkten ihn durch. Auch das Innere des Gebäudes war hell erleuchtet. Die Eingangshalle – mit Dielen aus altem, hartem Holz, die so unregelmäßig abgenutzt waren, wie man es keinesfalls durch künstliche Belastung nachahmen konnte – hätte auch als Ballsaal in einem spanischen Schloss dienen können. Die massiven Balken der himmelhohen Decke waren mit Holzschnitzereien und Felszeichnungen verziert, wobei die Höhlenfiguren eher an Dinge aus dem Südwesten erinnerten. Die Wände waren mit vergoldeten Wandtäfelungen geschmückt und boten museumsgroße Gobelins dar. Decker hätte sich wahrscheinlich noch länger staunend umgesehen, schier überwältigt vom Ausmaß des Raums, wenn er nicht einem Uniformierten aufgefallen wäre, der ihn nach vorn winkte.
    Nach einigen Stufen, die abwärts führten, betrat er ein Wohnzimmer mit doppelter Wandhöhe und weiteren bemalten Balken. Wieder Holzdielen am Boden, die hier aber mit Dutzenden, echt aussehenden Navajo-Teppichen bedeckt waren. Noch mehr vergoldete Wandtäfelungen, noch mehr Gobelins, neben riesigen Gemälden von blutigen Schlachten. Möbliert war der Raum mit kolossalen Sitzlandschaften, Stühlen und Tischen. Decker war eine imposante Erscheinung – eins fünfundneunzig groß und hundert Kilo schwer –, aber der Maßstab seiner Umgebung hier verlieh ihm das Gefühl, deutlich geschrumpft zu sein.
    Irgendjemand sprach ihn an. »Dieses Haus hier ist größer als mein altes College.«
    Decker begrüßte Scott Oliver, einen seiner besten Ermittler in der Mordkommission. Er war Ende fünfzig und hatte sich gut gehalten, dank glatter Haut und regelmäßiger Anwendung von schwarzer Haartönung. Trotz der frühen Uhrzeit sah Oliver aus wie der Vorstandsvorsitzende vor einer Jahresversammlung: schwarzer Nadelstreifenanzug, rote Krawatte und ein gestärktes und gebügeltes weißes Hemd.
    »Es war nur eine staatliche Schule, aber der Campus war trotzdem ganz schön groß.«
    »Weißt du, mit wie viel Quadratmeter Wohnfläche wir es zu tun haben?«
    »So um die neuntausend.«
    »Mannomann, das ist ja …« Decker hörte auf zu reden, weil ihm die Worte fehlten. Obwohl an jeder Tür ein Polizist stand, gab es weder an den Möbeln noch auf dem Fußboden Beweismarkierungen. Keiner von der Spurensicherung war dabei, etwas einzustauben oder abzutupfen. »Wo ist denn der Tatort?«
    »In der Bibliothek.«
    »Und wo liegt die Bibliothek?«
    »Warte einen Moment«, bat ihn Oliver, »ich hole nur schnell meinen Gebäudeplan.«

2
    Die labyrinthartigen Flure hätten auch jeden gewöhnlichen Einbrecher auf seiner Flucht verwirrt. Selbst mit einem gedruckten Wegweiser bog Oliver ein paarmal falsch um die Ecke ab.
    »Marge sagte, es gibt vier Tote«, fragte Decker nach.
    »Mittlerweile haben wir fünf. Die Kaffeys, eine Hausangestellte und zwei Wachmänner.«
    »Lieber Himmel! Irgendwelche Hinweise auf Raub? Wurde irgendwas durchwühlt?«
    »Nichts, was gleich auffällt.« Sie gingen immer weiter durch endlose Dielen und Vorzimmer. »Eins steht fest, das war kein Alleingang. Wer immer das getan hat, hatte einen Plan und eine Menge Leute, um den Plan durchzuführen. Es muss ein Insiderjob gewesen sein.«
    »Wer hat die Vorfälle gemeldet? Der verletzte Sohn?«
    »Das weiß ich nicht. Als wir ankamen, wurde der Sohn gerade in den Krankenwagen verfrachtet und war dann weg.«
    »Irgendeine Vorstellung davon, wann die Schüsse gefallen sind?«
    »Nichts Definitives, aber die Leichenstarre hat bereits eingesetzt.«
    »Also zwischen vier und vierundzwanzig Stunden«, sagte Decker. »Vielleicht lässt es sich durch den Mageninhalt genauer bestimmen. Wer von der Gerichtsmedizin ist hier?«
    »Zwei Ermittler und ein Assistent. Jetzt nach rechts abbiegen. Zur Bibliothek sollte es durch die Doppeltüren da vorne gehen.«
    Kaum hatten sie den Raum betreten, wurde Decker leicht schwindelig, und das lag nicht nur an den gewaltigen Ausmaßen des Raums, sondern auch am Fehlen jeglicher rechter Winkel, sprich Ecken. Die Bibliothek befand sich in einer Rotunde mit einem
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