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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Autoren: Faye Kellerman
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auf. »Die von den Kaffeys?«
    »Genau die, Ma’am. Zweifellos wird dort die Hölle los sein, bis ich da bin.«
    »Das klingt ja furchtbar.«
    »Es wird ein Logistik-Alptraum werden. Das sind um die dreißig Hektar – keine Chance, das ganze Areal abzuriegeln.«
    »Ich weiß, es ist riesig. Vor ungefähr einem Jahr haben sie dort für irgendeinen Wohltätigkeitsverein ein Vorzeigehaus errichtet. Die Gärten sollen einfach grandios sein. Ich wollte hingehen, aber irgendwas kam dazwischen.«
    »Scheint, als würdest du keine zweite Gelegenheit bekommen.« Decker öffnete den Waffensafe, nahm seine Beretta heraus und schob sie in sein Schulterhalfter. »Es klingt nicht nett, das so zu sagen, aber ich will mich nicht herausreden. Mich bei Mord an Prominenten mit der Presse herumzuärgern, bringt den Scheißkerl in mir zum Vorschein.«
    »Sie haben die Medien um drei Uhr fünfzehn informiert?«
    »Zwei Dinge sind so sicher wie das Amen in der Kirche: der Tod und die Steuern – und die neuesten Schlagzeilen.« Er küsste sie flüchtig auf den Kopf. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.« Rina seufzte. »Wirklich traurig, dass Geld immer ein todbringender Magnet für Nassauer, Hochstapler und schlichtweg böse Menschen ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob man je zu dünn sein kann, aber ganz bestimmt zu reich.«
     
    Das einzig Gute an einem Anruf in den frühen Morgenstunden war es, ohne Staus durch die Stadt fahren zu können. Decker raste durch leere Straßen, die dunkel im Dunst dalagen und nur gelegentlich von einer Straßenlaterne schwach beleuchtet wurden. Der Freeway war eine unheimliche, endlose schwarze Straße, die sich im Nebel verlor. 1994 hatte das Northridge-Erdbeben die Gegend zerstört, in nur neunzig angsteinflößenden, apokalyptischen Sekunden, in denen Gebäude einstürzten und die Betonbrücken der Freeways zerstört wurden. Hätte das Beben wenige Stunden später während des Berufsverkehrs eingesetzt, wären zigtausende von Toten zu beklagen gewesen, und nicht unter hundert.
    Die Ausfahrt zur Coyote Ranch wurde von zwei Streifenwagen abgeriegelt, Stoßstange an Stoßstange. Decker zeigte den Polizisten seine um den Hals baumelnde Dienstmarke; dann brauchten die beiden Autos eine Weile, um Platz zu schaffen, damit er durchfahren konnte. Einer der Beamten erklärte ihm den Weg. Es ging immer geradeaus – nirgends gab es Abbiegemöglichkeiten –, und die befestigte Schotterstraße schien sich fast zwei Kilometer hinzuziehen, bis endlich das Hauptgebäude in Sicht kam. Und zwar so, als würde ein Seeungeheuer aus dem Meer auftauchen, um Luft zu holen. Die gesamte Außenbeleuchtung war an und leuchtete jede Ritze und jeden Spalt aus, so dass das ganze Gelände eher wie ein Themenpark wirkte.
    Das herrschaftliche Wohnhaus war im spanischen Kolonialstil gehalten und passte sich, trotz seiner Überdimensionierung, harmonisch in die Umgebung ein. Es hatte zwei Stockwerke mit senffarbenem Verputz und hölzernen Balkonbalustraden, dazu Buntglasfenster und ein rotes Ziegeldach. Das Haus saß auf einer von Menschenhand erschaffenen Anhöhe. Hinter der Villa lag weites, ungenutztes Land mit den Schatten des Vorgebirges.
    Decker fuhr die Auffahrt hoch und entdeckte nach ungefähr zweihundert Metern einen Parkplatz. Hier standen bereits sechs Streifenwagen, das Dienstauto des Coroners, ein halbes Dutzend Übertragungsvans der Fernsehanstalten mit Satellitenschüsseln und Antennen, mehrere Autos der Kriminaltechnik sowie weitere acht Zivilfahrzeuge der Polizei, doch es gab immer noch freie Stellplätze. Die Medien hatten sich häuslich niedergelassen und das Gelände so ausgeleuchtet, als wollten sie es in einen gewaltigen OP für Mikrochirurgie verwandeln – jeder einzelne Sender hatte seine eigene Beleuchtung dabei, seine eigene Kamera und seine eigenen Tontechniker, seinen eigenen Produzenten und seinen eigenen munteren Reporter, der auf die große Story wartete. Die gaffenden Zuschauer wären gerne näher am Geschehen dran gewesen, aber eine Barriere aus gelbem Absperrband, Pylonen und uniformierten Polizeibeamten hielten die Menge in Schach.
    Nachdem er wieder seine Dienstmarke vorgezeigt hatte, duckte sich Decker unter dem Absperrband durch und ging den restlichen Weg zu Fuß, vorbei an fein säuberlich gestutzten Buchsbäumen und Ulmen, die den architektonischen Garten umstanden. Im Inneren des Gebüschs befanden sich Blumenarrangements aus Rosen, Iriden, Narzissen, Lilien, Anemonen,
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