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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Autoren: Faye Kellerman
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dunkle Hose, das weiße Hemd und die hellgrüne Jacke waren voller Blut – eine Farbkomposition, die an Weihnachten erinnerte. Der ganze Ablauf des Geschehens war widersinnig.
    Decker konzentrierte sich wieder auf seine Zeugen. »Ist Manz gefeuert worden?«
    »Ja.« Benedict rutschte auf dem Barhocker umher und kratzte sich die dicken schwarzen Locken. Er schlürfte heißes Wasser und zitterte.
    »Und aus welchem Grund?«
    »Irgendein Arschloch an der Bar war besoffen und fing an, Harlan auf den Geist zu gehen. Harlan hat die Nerven verloren und wollte den Kerl rausschmeißen.«
    »Das große Tabu!« fiel Marissa ihm ins Wort. »Wenn es Ärger mit einem Gast gibt, müssen wir es der Chefin melden, und die kümmert sich darum.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum Harlan die Sache selbst regeln wollte?«
    »Wahrscheinlich standen ihm die reichen Säcke bis hier.« Benedict verdrehte die Augen. »Irgendwann hat man es satt, von denen rumkommandiert zu werden.«
    »Robin muß gehört haben, daß was im Gange war«, sagte Marissa. »Sie kam rein und ist dazwischengegangen.«
    »Robin ist die Chefin?«
    »Allerdings«, seufzte Benedict. »Sie hat sich Harlan gegriffen und ihm gesagt, er soll seine Sachen packen und verschwinden. Das war’s.«
    Decker war skeptisch. »Harlan ist gegangen, ohne sich zu wehren?«
    »Jedenfalls ist er nicht handgreiflich geworden«, bestätigte Marissa. »Robin und er haben sich ein paar saftige Ausdrücke an den Kopf geworfen. Er war echt wütend. Aber sie mußte nicht die Polizei holen oder so.«
    »Kam es öfter vor, daß Harlan explodierte?«
    »Harlan war spontan«, sagte Marissa. »Er hat gemacht, was er wollte.«
    Die beiden Kellner wechselten kurze Blicke. Deckers Augen wanderten zwischen beiden hin und her. »Was ist los?«
    Marissa schaute zu Boden. »Ich bin ein paarmal mit ihm weggegangen. Nichts Ernstes. Nur auf einen kleinen Drink nach der Arbeit.«
    Schweigen.
    Marissa stiegen die Tränen in die Augen. »Ich hatte doch keine Ahnung, daß er … «
    »Natürlich nicht«, besänftigte Decker. »Erzählen Sie mir von ihm, Marissa.«
    »Da gibt’s nichts zu erzählen. Ich fand ihn irgendwie cool.«
    Decker blickte zu Harlans Leiche hinüber, mit der. sich jetzt die Gerichtsmediziner befaßten. Er lag etwa drei Meter vom Eingang entfernt in der Nähe der Bar, Gesicht nach oben, Augen und Mund weit offen, die Arme ausgebreitet, die Knie angewinkelt. Seine Haut wirkte grau, früher war sie wohl milchkaffeefarben gewesen. Und nicht mehr ganz jung. Um Augen und Mund zeigten sich bereits Fältchen. Dunkle Augen, schwarzes Haar, eine flache Nase und ein kräftiges Kinn. Ein Latino mit indianischem Einschlag, etwa einsachtzig groß, gut gebaut.
    »Er war bestimmt ziemlich sexy.« Decker sah Melissas gerötete Wangen. »Vielleicht sollten wir unter vier Augen weiterreden.«
    Melissa schaute zur Seite. »Es war nichts Ernstes. Ist das denn wirklich so wichtig?«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob der Anschlag vielleicht Ihnen galt.«
    Marissa wurde bleich.
    »Ausgeschlossen«, meinte Benedict. »Wenn er es hier auf jemand abgesehen hat, dann auf Robin.« Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Und die ist tot, oder?«
    Decker nickte. Der junge Kellner seufzte, Marissa hatte Tränen in den Augen.
    »Das war nichts Ernstes, Lieutenant, ehrlich. Er hat nur ein bißchen rumgemacht. Das war so seine Art.«
    »Was war so seine Art?«
    »Na, rumhängen. Ich war nicht mal seine richtige Freundin.«
    Decker bohrte nach. »Und wer war die richtige Freundin?«
    »Rhonda Klegg«, sagte Benedict. »Die kam manchmal her, und Harlan hat ihr Drinks spendiert. Ihre Tequilas hat sie runtergekippt wie ein Kerl.«
    »War sie Alkoholikerin?«
    Wieder wechselten die beiden Blicke. »Na ja, sie konnte ganz schön heftig werden«, sagte Benedict. »Aber sie hat sich zusammengerissen. Ich habe nie erlebt, daß die beiden in der Öffentlichkeit aneinandergeraten sind.«
    »Aneinandergeraten?« Deckers Blick war ein großes Fragezeichen.
    »Ab und zu hatte Harlan ein blaues Auge«, sagte Marissa. »Wenn’ich gefragt habe, hat er nur gelacht.« Sie musterte eingehend ihre Hände. »Wer weiß, wie sie nach so was ausgesehen hat.«
    »Haben Sie jemals eine solche … Auseinandersetzung zwischen den beiden erlebt?«
    »Nein, nicht persönlich.«
    »1st sie auch Kellnerin … äh, Schauspielerin?«
    »Malerin«, sagte Benedict. »Sie verdient nicht mal schlecht mit ihrem Spezialgebiet. Das läuft wie geschmiert. Sie
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