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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Autoren: Faye Kellerman
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bemalt Wände in den Villen der Reichen.«
    »Wandmalerei?« fragte Decker.
    »Nein«, sagte Marissa. »Sie malt täuschend echte Gartenlandschaften an die Wand. Es gibt einen Ausdruck dafür.«
    »Trompe-l’æil «, sagte Decker.
    »Genau. Ihre Wohnung ist voll von diesem Zeug. Total irre. An die Wand von ihrem Klo hat sie die David-Statue von Michelangelo gemalt.«
    »Ach, Sie waren in ihrer Wohnung?« fragte Decker. »Zusammen mit Harlan?«
    Marissa wurde knallrot. »Na ja, nur einmal.«
    »Haben die beiden zusammen gewohnt?«
    »Nein, Harlan hat … hatte seine eigene Wohnung. Aber er hat solche Gemeinheiten geliebt … Mein Gott, was bin ich für ein Idiot.« Marissa wischte sich übers Gesicht. »Und mir kam das alles so harmlos vor.«
    Regel Nummer eins: Rumvögeln ist niemals harmlos. »Hatte Harlan einen Schlüssel für ihre Wohnung?« fragte Decker.
    Marissa nickte.
    Decker spürte sein Herz klopfen. »Wo wohnt Rhonda, Marissa?«
    »Das Haus heißt Caribbean. Dritter Stock. In der Nähe von Rinaldi. Ich kann Ihnen die Adresse besorgen.«
    »Die haben wir.« Decker stand auf. »Sonst noch was? Irgendwelche Hinweise auf den Tatverlauf?«
    »Sorry, aber ich hab nichts gesehen«, sagte Benedict. »Als die Schüsse anfingen, bin ich sofort in Deckung gegangen.«
    »Und wo?«
    »In der Garderobe. Ich bin reingesprungen, hab mich die ganze Zeit versteckt und die Luft angehalten.«
    »Ich kann Ihnen auch nichts sagen«, schloß sich Marissa an. »Plötzlich haben alle geschrien. Ich bin unter den Tisch.« *
    »Wo war das?«
    »Carol Anger und ich hatten den hinteren Teil, sie die geraden, ich die ungeraden Tische.«
    »Können Sie sich erinnern, woher die Schüsse kamen?«
    »Gott, nein. Ich glaube, die kamen aus allen Richtungen. Ich hatte zu viel Angst, um hochzugucken.«
    Decker blätterte in seinen Notizen und zeigte ihnen eine Seite. »Sind das Ihre aktuellen Adressen und Telefonnummern?«
    Beide nickten.
    »Okay, Sie können gehen.« Er überreichte ihnen seine Karte. »Wenn Ihnen noch irgendwas zum Tathergang einfällt … oder auch zu Harlan Manz, rufen Sie mich bitte an.«
    »Ist Harlan nicht egal?« fragte Benedict. »Schließlich ist er tot.«
    »Allerdings«, sagte Decker. »Aber wenn wir Täter wie ihn besser kennen, lassen sich vielleicht ähnliche Tragödien verhindern. Gewalt am Arbeitsplatz liegt zur Zeit im Trend. Zumindest können wir rechtzeitig warnen.«
    »Und wie machen Sie jetzt weiter?« fragte Marissa.
    »Ich werde erst mal Rhonda Klegg anrufen. Wenn ich Glück habe, ist sie noch am Leben und nimmt den Hörer ab.«
    »O mein Gott!« rief Marissa. »Glauben Sie, daß Harlan vielleicht … bevor er …?«
    Keiner sprach.
    Dann fragte Marissa weiter. »Und wenn sie am Leben ist, werden Sie ihr das erzählen? Sie wissen schon … von Harlan und mir?«
    Von Harlan und mir, dachte Decker. Er musterte die Kellnerin, das strähnige Haar, das ihr ins Gesicht fiel. »Ich glaube nicht, daß das zum Thema wird.«
    Marissa dankte ihm überschwenglich, tränenüberströmt. Decker tätschelte ihr die Schulter, dann machte er sich auf die Suche nach einem Telefon.
    Im ersten Stock gab es zwei Büroräume, in jedem stand ein Telefon mit rot blinkendem Anrufbeantworter. Decker schaltete das Licht im größeren Büro an. Es war Estelle Bernsteins Privatsalon, holzgetäfelt und mit dicken grünen Teppichen ausgelegt, kostspielig möbliert mit Antiquitäten oder guten Kopien. Die abstrakten Bilder waren nicht sein Geschmack, aber sie sahen ebenfalls nicht billig aus. Decker schloß die Tür von außen und beschloß, das Telefon in Robin Pattersons Büro zu benutzen.
    Ein kleiner Raum, nüchtern eingerichtet. Ein Metallschreibtisch mit Bürostuhl. Ein abgeschabtes Ledersofa, die hintere Wand mit Aktenschränken vollgestellt, in der Ecke eine schmale Schwingtür. Decker stieß sie auf. Ein altes weißes Klo, ein zerkratztes Waschbecken und ein Deckenventilator, der sich mit Getöse in Bewegung setzte, als er das Licht anschaltete. Zur Verschönerung hatte Robin einen Spiegel und einen gehäkelten Klopapierbehälter angebracht, auf dem Spülkasten stand eine Duftschale mit getrockneten Kräutern und Blüten. Decker starrte sie an, und Trauer überkam ihn.
    Er rief die Dienststelle an und ließ sich die Nummer geben. Sekunden später klingelte es bei Rhonda Klegg. Ihr Anrufbeantworter schaltete sich ein. Decker wartete bis zum Piepston.
    »Hier spricht Detective Lieutenant Peter Decker vom Los Angeles Police
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