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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Autoren: Faye Kellerman
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haben.« Honey sah in ihren Schoß und strich sich den Rock glatt. »Es ist komisch. Ursprünglich bin ich mit Gershon auf der Flucht vor der Außenwelt ins Village gezogen. Aber man kann dem Bösen nicht entfliehen. Es kommt in vielerlei Gestalt zu einem. Ich habe lange gebraucht, um zu merken, wie stark ich bin. Und jetzt bin ich bereit, mit dem Isch zu kämpfen wie Jakob. Sie haben recht. Ich muß dem Schicksal ins Gesicht sehen, was immer auch kommt.« Sie erhob sich. »Und wohin gehe ich jetzt?«
    »Ich lasse Sie mit offizieller Begleitung in die Staaten zurückbringen, Honey. Die Polizei von Manhattan wird Sie zur Vernehmung holen. Und wenn Sie in Amerika sind, nehmen Sie sich einen guten Anwalt.«
    »Ich habe Gershon nicht getötet.«
    »Ich weiß, daß Sie es nicht getan haben.«
    »Danke, Akiva. Danke, daß Sie mir glauben.«
     
    Kreisman biß in eine prallgefüllte Pita. Dem Geruch nach tippte Decker auf Wurst mit Senf. Er trank einen Schluck Kaffee und wartete, daß das Verhör beginnen würde. Der Sgan Nitzav kaute genüßlich. Decker fragte sich, ob er das wohl mit Absicht tat. Ein Geduldsspiel.
    Aber es machte ihm nichts aus. Im Gegenteil, das Schweigen war eine willkommene Pause, es gab ihm die Gelegenheit, seine Gedanken zu sortieren. Honey befand sich in offiziellem Gewahrsam. Er konnte ihr Gesicht nicht vergessen, diesen klagenden Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte, als sie von einer sanftmütig wirkenden israelischen Polizistin abgeführt wurde. Furcht und Qual hatten in Honeys Blick gestanden. Und obwohl Furcht keine gültige Entschuldigung für einen Mord war, hoffte er inständig, daß sich für sie alles richten würde. Dann hatte Rina angerufen und ihm ihr Gespräch mit Gil Yalom geschildert. Er erinnerte sich, wie ihre Stimme gezittert hatte, als sie davon berichtete, wie der Teenager in ihren Armen geweint hatte.
    So viel Leid. Sollte Kreisman sich ruhig Zeit lassen mit seinem verdammten Sandwich. Der Sgan Nitzav schluckte ein letztes Mal und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab.
    »Ich habe Anweisung, nett mit Ihnen zu sein. Das fällt mir nicht leicht. Zumal ich Ihnen nicht ganz traue.«
    Decker wartete.
    »Tatsächlich hat jemand vom Büro des Premierministers bei uns angerufen. Irgendein hohes Tier will Ihnen öffentlich seinen Dank aussprechen.«
    »Gehen Sie an meiner Stelle hin.«
    »Zur Hölle mit Ihnen, Decker. Ich habe es nicht nötig, im Rückenwind Ihres Ruhms mitzusegeln.«
    »Kreisman, ich bin nicht an Ruhm interessiert. Ich will nichts als meine Verdächtigen einsammeln, nach Hause fliegen und einen ganzen Tag lang schlafen.«
    »Nun, wenn Sie nach Milligan und Ibrahim Khouri oder Gamal Shabazz Ausschau halten, können Sie die Suche einstellen. Sie sind weg. Allerdings haben unsere Ermittlungsbeamten ein paar interessante Informationen aus den Einwohnern herausgeholt.«
    »Die Leute haben tatsächlich mit ihnen gesprochen?«
    »Wir haben da so unsere Methoden, und damit meine ich nichts Physisches.« Kreismann rieb Daumen und Fingerspitzen aneinander. »Das tut wahre Wunder.«
    »Wer ist Donald?«
    »Donald Haas. Er ist kein schwarzer Moslem, aber er ist ein Schwarzer aus Südafrika, und ein sehr radikaler dazu. Er steht weit links vom ANC und ist für den Tod von mindestens einem Dutzend Leuten verantwortlich. Ein paar davon waren weiß, aber andere waren gemäßigte Schwarze, die sich öffentlich gegen Haas’ allgemein bekannte Philosophie ausgesprochen haben, daß die weiße Rasse ausgemerzt werden muß. Der Kerl hat zehn Jahre Gefängnis abgesessen und ist, kurz bevor sie Nelson Mandela freigelassen haben, rausgekommen.«
    »Und wie ist die Verbindung zwischen ihm und Kate Milligan?«
    »Sexuell. Sie waren ein Liebespaar.«
    »Über lange Zeit?«
    »Wer weiß? Ich wette, Haas hatte keinerlei Schwierigkeiten, seine Inkonsequenz zu rechtfertigen. Ein Fick ist ein Fick. Was ich nicht verstehe, ist, warum eine Frau wie Milligan auf ihn anspringen sollte. Was kann sie nur in ihm gesehen haben?«
    Decker dachte daran, was Rina ihm erzählt hatte. Daß Milligan mit Arik geschlafen hatte – einem Juden, den sie wahrscheinlich verachtete –, nur um zu bekommen, was sie wollte. »Vielleicht hat sie in ihm einen Pitbull gesehen, der ihre Pläne durchsetzen konnte.«
    »Das wäre möglich.«
    Decker ordnete seine Gedanken und ließ sich sein Gespräch mit Marge noch mal durch den Kopf gehen. Vielleicht hatte sie von Anfang an recht gehabt. Yalom hatte Milligan
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