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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
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Starttaste. Der Motor klickte, das Wasser begann zu rauschen. Endlich drehte sie sich zu ihrem Bruder um. »Was ich mir gedacht habe? Ich weiß es nicht. Ich musste mir wohl erst mal darüber klar werden, wie ich mit der Sache umgehe.«
    »Drei verdammte Tage lang.«
    »Ja, ganz recht. Drei Tage lang.«
    Neulich nachts, nachdem sie die Urkunde gefunden hatte, war sie zunächst völlig schockiert gewesen. Als sie wieder einigermaßen klar denken konnte, hatte sie ein Paar Latexhandschuhe übergestreift, die sie immer anzog, wenn sie die Hundezwinger reinigte, die Urkunde von dem Pfosten gelöst und sie zusammen mit der Heftzwecke in einen Klarsichtbeutel gesteckt.
    »Warum hast du mich nicht sofort angerufen, nachdem es passiert war?«
    »Hör zu, Aaron, ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte, okay?« Sie wischte sich die Hände an einem fadenscheinigen Geschirrtuch ab. »Es … es war ein Schock.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Aaron fuhr sich mit einer Hand durch das dichte Haar, ging zum Kühlschrank und nahm ein Bier heraus. Als er sah, dass es sich um alkoholfreies handelte, verzog er das Gesicht, aber er riss die Dose trotzdem auf. Dann schwang er sich auf den Küchentresen, so dass seine langen Beine in der Khakihose vor dem laut summenden Geschirrspüler baumelten. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und liefen an seinen Schläfen hinunter.
    Shannons ältester Bruder war ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Das gleiche kantige Kinn, die gleichen stechenden blauen Augen, die gleiche gerade Nase, deren Flügel sich über dem gepflegten Schnurrbart blähten, wenn er gereizt war. Und genau die gleiche hitzige Wut, die jeden Moment aufflammen konnte. Seinem Jähzorn hatte Aaron es zu verdanken, dass er sowohl aus der Army als auch aus der Feuerwehr unehrenhaft entlassen worden war. Danach war er zu einem ortsansässigen Psychologen in Therapie gegangen, den er allerdings seit über einem Jahr nicht mehr aufgesucht hatte.
    Momentan war er Single und betrieb eine eigene Detektei, ein in einen Sekretariats-Service eingebundener Ein-Mann-Betrieb.
    Ohne den Blick auch nur eine Sekunde lang von seiner Schwester zu lösen, trank er ausgiebig aus der Dose und fragte dann: »Weiß sonst noch jemand davon?«
    »Nur derjenige, der den Zettel hinterlassen hat.«
    »Und du meinst, es war dieselbe Person, die dich in der Nacht angerufen hat.«
    »Ja. Das muss alles genau geplant gewesen sein. Jemand wollte mir einen Mordsschrecken einjagen, und das ist ihm weiß Gott gelungen. Deswegen habe ich mich an dich gewandt …«
    »Endlich mal.«
    »Hör zu, ich hätte auch Shea anrufen könne, aber ich wollte die Polizei nicht hineinziehen, jedenfalls vorerst nicht, solange ich nicht weiß, was hier vorgeht. Oder ich hätte Robert benachrichtigen können, doch ich glaube nicht, dass sich die Feuerwehr für diese Sache interessiert. Schließlich wurde nichts beschädigt.«
    »Nur dein Seelenfrieden.«
    »Allerdings«, flüsterte sie und schüttelte den Kopf.
    »Nach dem Ausschlussverfahren bist du dann also darauf gekommen, mich anzurufen.«
    »Das erschien mir nur logisch.«
    »Seit wann denkst du logisch?«, fragte er mit einem leichten Schmunzeln.
    »Weiß nicht. Vielleicht seit ich beschlossen habe, endlich erwachsen zu werden.« Sie nahm ein Gummiband von der Fensterbank und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz. Dann sah sie aus dem Fenster. Sie hatte die Hunde gefüttert, sich vergewissert, dass sie sicher im Zwinger waren, und anschließend nach den Pferden gesehen, bevor sie ihren Bruder anrief. Jetzt stand die Sonne bereits tief und warf lange Schatten über den Parkplatz und die Wirtschaftsgebäude, doch die Temperatur wollte und wollte nicht sinken. »Du bist doch Privatdetektiv. Ich dachte, du könntest dich der Sache annehmen.«
    Aaron trank noch einen Schluck Bier, dann blickte er über die Schulter ebenfalls nach draußen. Mit einer Kopfbewegung wies er auf die Garage und die dunklen Fenster von Nate Santanas Wohnung und fragte: »Santana ist nicht da?«
    »Nein.«
    »Irgendwie seltsam, wie?«
    »Zufall.« Shannon ärgerte sich und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, sich an Aaron zu wenden. Eigentlich hatte sie den Anruf hauptsächlich deswegen immer wieder hinausgeschoben: Sie wollte nicht, dass ihre Brüder sich in ihre Angelegenheiten einmischten, und die drei sollten keinesfalls glauben, sie könne nicht selbst mit ihren Problemen fertig
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