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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
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hättest auf einen Vaterschaftstest bestehen können.«
    »Wozu? Um ihn zwingen zu können, etwas gegen seinen Willen zu tun? Damit er die Vaterschaft anerkannte? Seine Verpflichtung mir gegenüber erfüllte? Nein, Aaron, das kam nicht in Frage.«
    »Wenigstens hast du ihn nicht geheiratet.«
    Nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, hingen sie schwer wie Blei in der heißen Küche. Sie beide mussten an Ryan Carlyle denken, den Mann, den sie geheiratet hatte. Und den sie nach Ansicht der Staatsanwaltschaft umgebracht haben sollte. Wohl eine noch schlechtere Wahl als Brendan Giles. Himmel, darin hatte sie ein sicheres Händchen. Kein Wunder, dass sie seit Ryans Tod jeder ernsthaften Beziehung aus dem Weg gegangen war.
    Aaron sah auf die Uhr. »Kann ich das mitnehmen?«, fragte er und griff nach dem Klarsichtbeutel.
    Als Shannon nickte, steckte er den Beutel mit dem angesengten Stück Papier ein. Dann bückte er sich und tätschelte Khans Kopf. »Wir sollten das alles zunächst für uns behalten«, schlug er vor. »Später weihen wir Shea ein, wenn es sein muss, aber vorher will ich mich etwas umhören und ein paar Nachforschungen anstellen.« Er trank sein Bier aus, zerdrückte die Dose und ließ sie auf dem Tresen stehen. Das bittere Lächeln, mit dem er Shannon ansah, erinnerte sie erneut an ihren Vater.
    Aaron ging zur Tür, gefolgt von Khan. Die Hand am Türknauf, blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu ihr um. Sein Lächeln erstarb. »Weißt du, Shannon, diese Sache gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    »Wir sehen uns.«
    Er nahm sie flüchtig in den Arm, tätschelte Khan noch einmal den Kopf und trat hinaus in den trockenen, heißen Abend. Es wurde jetzt rasch dunkler, die Sicherheitslampen hatten sich bereits eingeschaltet. Aaron ging zu seinem Wagen, stieg ein, drehte den Zündschlüssel und steckte sich gleichzeitig eine Zigarette an. Der Motor heulte auf, und er trat aufs Gas.
    Shannon blickte dem Honda nach, bis die Rücklichter hinter den Bäumen verschwanden. Die Dunkelheit schien ihn zu verschlingen. Hastig schloss Shannon die Tür und prüfte das Schloss. Dann tastete sie automatisch nach Khans Halsband und hielt ihn dicht bei sich. In diesem Moment war sie froh, ihn zu haben. Es tat gut, nicht völlig allein zu sein.

3.Kapitel
    V ergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt.« Oliver Flannery senkte den Kopf. Er kniete nackt auf dem Waldboden und stellte das Gelübde, das er bald ablegen sollte, in Frage. Er hatte so hart auf dieses Ziel hingearbeitet: Pfarrer einer eigenen Gemeinde zu werden, dem Ruf zu folgen, sein Leben Gott zu weihen.
    Und er war so unwürdig.
    So verdammt unwürdig.
    Er spürte den heißen, zärtlichen Hauch der Nacht auf seinem Rücken wie den Atem eines Dämons aus der Hölle.
    So viele Menschen hatte er belogen!
    So viele göttliche und menschliche Gebote hatte er übertreten!
    Er war hierher gekommen, in den Wald, wo er zum ersten Mal den Ruf Gottes vernommen hatte, nicht als mächtig dröhnende Stimme, sondern als etwas Leiseres, beinahe Mildes, das in ihm allmählich zu einem Rauschen anschwoll, gewaltig wie die Meeresbrandung.
    Er war auf einen Felsvorsprung hoch oben auf einem Berg gestiegen und hatte mit dem Gedanken gespielt, sich in die Tiefe zu stürzen. Während er dort stand, nackt wie jetzt, und im Begriff war, seinem Leben ein Ende zu setzen, die Zehen um die schartige Kante des Abgrunds gekrallt, war die Stimme in ihm erwacht. Anfangs hatte sie ganz leise gesprochen, ihn beruhigt, das Rasen seines Herzschlags besänftigt.
    Ergib dich mir, Oliver. Ich werde dich heilen, und im Gegenzug wirst du andere heilen. Vertrau mir. Glaube. Lass allen irdischen Besitz hinter dir. Folge mir, Oliver, und ich werde dir all deine Sünden vergeben.
    »Alle?«, hatte er damals, vor so langer Zeit, geflüstert.
    Vertrau auf mich.
    Er hatte geschwankt, hatte mit geschlossenen Augen den Drang zu springen, den verführerischen Sog des ausgetrockneten Baches fünfzehn Meter unter sich gespürt. Doch als er bereits die Arme ausbreitete und sich auf den freien Fall gefasst machte, sprach Gott: Ich vergebe dir.
    Oliver schlug die Augen auf und blickte hinab ins Tal. Schwindel erfasste ihn, und mit klopfendem Herzen trat er zurück. Schweiß rann ihm über Brust und Rücken. Hatte Gott tatsächlich zu ihm gesprochen? Oder wurde er verrückt, raubte das schlechte Gewissen, das seine Seele marterte, ihm schließlich auch den Verstand?
    Vertrau mir, forderte die Stimme erneut.
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