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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock
Autoren: Sara Paretsky
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mich gewartet?«, sagte ich. »Um Ihre Frage zu beantworten: Als Detektivin, ja - aber die menschliche Seite ist zu kurz gekommen.« »Warum gehen wir nicht zusammen essen, und Sie erzählen mir die ganze Geschichte?«, fragte er.
    »Dafür bin ich viel zu müde. Außerdem möchte ich jetzt nicht darüber sprechen.«
    Er holte von der State Street ein Taxi. »Auch wenn Sie mir nichts über Ihre Unterredung erzählen wollen - ein warmes Essen und ein Tropfen Wein wird Ihnen gut tun.«
    Ich ließ mich überreden; bei der Überprüfung von Grafalks Akten hatte er sich immerhin sehr entgegenkommend verhalten - warum sollte er nicht auch die schauerlichen Einzelheiten des Falls erfahren?
    Wir landeten im Filigree, einem Restaurant im Hanover House Hotel mit diskret voneinander abgeschirmten Tischen, einem offenen Kamin mit hohem Marmorsims und Kellnern gesetzten Alters, die offenbar allen weiblichen Gästen von vornherein die Fähigkeit absprachen, ihre exzellenten alten Weine entsprechend zu würdigen. So etwa stelle ich mir die Atmosphäre in einem englischen Herrenklub vor.
    Bei einem üppigen T-Bone-Steak und einer Flasche Chateau St. Georges, Jahrgang 1962, kehrten meine Lebensgeister langsam zurück, und ich begann, Ferrant ausführlich über Champ und die Vorgänge bei der Eudora zu informieren.
    »Ich komme gerade von einer Frau, mit der er vor seinem Tod drei Monate lang befreundet war. Paige Carrington - eine talentierte Tänzerin, wenn auch für New Yorker Begriffe nicht erste Wahl. Sie ist sehr elegant, eine Frau, die die Leute angaffen, aber es traut sich keiner recht heran, weil sie so perfekt wirkt. Offensichtlich ist sie seit Jahren Grafalks Geliebte. Champ hat sie auf einer von Grafalk arrangierten Party kennen gelernt - Grafalk behauptete, er wolle Anteile der Hawks kaufen, und bat Guy Odinflute, für Champ und die Mannschaft eine Party zu geben. Es war ein abgekartetes Spiel, und als Paige ihm schöne Augen machte, fiel er drauf rein. Schließlich war er auch nur ein Mann. Sie hat ihn ausgehorcht, und als feststand, dass Champ die Manipulationen bei der Eudora dem Vorstand melden wollte, haben Grafalk und Phillips nach einem missglückten Bestechungsversuch meinen Vetter schließlich aus dem Weg geräumt.«
    Ich nahm einen Schluck Wein und ließ mich in meinen Stuhl zurücksinken. Das köstliche Steak hatte ich nur zur Hälfte geschafft.
    »Die ganze Affäre mit den Frachtschiffen und den Schleusen hat nur scheinbar nichts damit zu tun. Und doch hängt der Tod meines Vetters in irgendeiner Form damit zusammen.« Ich leerte mein Glas und schenkte mir selbst nach. Wenn ich so weitermachte, hatte ich bald einen Schwips; aber nach diesem harten Tag war das wohlverdient. Ferrant bestellte eine zweite Flasche.
    »Im Augenblick habe ich eine Menge Probleme. Zum Beispiel kann ich den Mord an Champ nicht beweisen. Jeannine Phillips ließ lediglich durchblicken, dass ihr Mann ihn vom Kai gestoßen hat. Zeugen sind keine vorhanden. Dagegen habe ich eindeutige Beweise für die Vorgänge bei der Eudora.
    Ich könnte sie Argus zuleiten, aber sie würden nur Phillips belasten, und der ist tot. Selbst wenn die Beteiligung Grafalks feststünde, wäre dadurch nichts weiter bewiesen, als dass er Schmiergelder nahm.«
    Mit einem missbilligenden Blick auf das liegen gelassene Steak trug der Ober meinen Teller ab, während der Weinkellner eine Flasche Chateau St. Georges für uns öffnete.
    »Das Einzige, was ich Grafalk anhängen könnte, ist der Mord an Phillips.« Ferrant fuhr in die Höhe. »Grafalk soll Phillips umgebracht haben? Das glauben Sie doch selbst nicht, Vic!«
    »Er wurde am Sonntagmorgen gegen ein Uhr zum letzten Mal lebend gesehen. Die Polizei schätzt, dass er spätestens um acht Uhr früh im Frachtraum erstickt ist. Demnach hat ihm zwischen ein Uhr und acht Uhr morgens jemand eins über den Schädel gezogen und ihn auf den Frachter geschleppt. Der Hafeneingang wird polizeilich bewacht. Die wenigen Leute, die um diese Zeit unterwegs waren, sind alle namentlich erfasst. Ich könnte wetten, dass man ihre Autos mehr als gründlich untersucht hat. Wäre Phillips' Leichnam in einem der Autos transportiert worden, so hätte man den Täter festnageln können. Es wurde aber niemand verhaftet.«
    »Möglich, dass der Mörder einen Plastiksack benutzte, um Blutspuren zu
    vermeiden ... War Grafalk in jener Nacht im Hafen?«
    »Reingefahren ist er nicht.«
    »Was dann - reingeflogen?«
    »Kaum. Ein Hubschrauber macht
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