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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
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hinters Steuer ihres Jetta und fuhr, nachdem Paterno eingestiegen war und die Tür zugeschlagen hatte, mit einer flinken 180-Grad-Drehung in nördliche Richtung los.

    In dem Augenblick, als Cissy die Eingangshalle betrat, hörte sie leises Kinderweinen. Über das Prasseln des Regens an den Fensterscheiben, den Wind, der ums Haus heulte, über das Hämmern ihres eigenen Herzens hinweg, das in ihren Ohren dröhnte, hörte sie ganz eindeutig ihr Kind.
    Ihre Knie wollten nachgeben, und sie gab Jack ein Zeichen, die Treppe hinaufzusteigen, die in einem eleganten Bogen in den ersten Stock oberhalb des weitläufigen Foyers führte. Das Haus war alt, es war dunkel, und wenngleich flüchtige Erinnerungen durch Cissys Kopf schossen, wie sie als kleines Kind hier gespielt hatte, waren diese doch nur schwarzweiß und verblichen nach so langer Zeit. Hier hatten einst rauschende Feste stattgefunden, und wenn sie ganz angestrengt in ihren Erinnerungen kramte, sah sie die Geister der früheren Gäste vor sich, hörte das Klirren der Gläser und lang verklungenes Gelächter.
    Das alles streifte sie nur. Es war eine Millisekunde der Erinnerung, denn im Augenblick hatte Cissy nichts anderes im Sinn, als Beejay zu finden.
    Langsam folgte sie Jack die Treppe hinauf.
    Kurz vor dem Absatz im ersten Stock hielt Jack inne und erstarrte. Er sah sich kurz nach Cissy um. Das Kinderweinen klang jetzt so, als ob er ihm näher käme. Mit einer Kopfbewegung in Richtung der großen Türen, die vor ihnen lagen, nahm er die letzten Stufen. Cissy nagte an ihrer Unterlippe und klappte die längste Klinge ihres Multifunktionsmessers auf, besessen von dem Drang, in das Zimmer zu stürmen. Das Warten brachte sie um. Sie hörte ihr Kind ganz deutlich weinen, immer lauter, unterbrochen von Schluckauf und Schluchzen.
    Immerhin lebt er!
    »Mom-miiiie!«, schrie er. »Mom-miiie!«
    Cissy versuchte, sich an Jack vorbeizudrängen, doch er hielt sie zurück, und sie selbst sagte sich auch, dass es so viel zu einfach sein würde. Wo steckte Diedre? Jack bedeutete Cissy, zur Seite zu gehen, drückte die Klinke und schob die Tür behutsam auf.
    Über seine Schulter hinweg sah Cissy den Umriss ihres Sohnes. In dem dunklen Zimmer stand er am Gitter des Laufställchens und weinte, eine kleine Silhouette vor einem spärlichen Kaminfeuer. »Mom-miiie!«, schrie er und rührte sich nicht. Cissy konnte ihn nicht deutlich sehen, wusste jedoch, dass er schwer verstört war.
    »Ach, Schätzchen«, rief sie und drängte sich an Jack vorbei in das dunkle Zimmer. »Liebling, ich bin ja bei dir.«
    Jack versuchte, sie zurückzuhalten, aber es war zu spät. Sie stürzte in das Zimmer, stolperte, schlug lang hin und blickte in die toten Augen von Jacks Vater, Jonathan!
    »Herr im Himmel«, flüsterte Cissy entsetzt und rappelte sich auf.
    Diedre hatte Jonathan umgebracht und ihn in diesem Zimmer bei ihrem Kind liegen gelassen!
    Jack hob den Blick fassungslos von seinem Vater, als Diedre hinter der geöffneten Tür auf dem Flur erschien und die Pistole auf ihn richtete. »Fallen lassen!«, befahl sie. Jack weigerte sich. »Lass die Waffe fallen, oder ich erschieße das Kind! Du auch. Lass das Messer fallen«, verlangte sie. Im Gegensatz zu Jack ließ Cissy ihr Pomeroy-Multifunktionsmesser los. Diedre richtete ihre Waffe auf Beejay.
    »Nein!«, schrie Cissy, immer noch so weit von ihrem Sohn entfernt, dass sie ihn nicht trösten, nicht einmal in sein Gesichtchen sehen konnte. Sie hörte nur sein Schluchzen. Es war so dunkel in diesem Zimmer. »Jack, lass es nicht zu!«, forderte sie, spürte jedoch schon, dass etwas nicht stimmte. Etwas war faul. Jack warf seine Waffe auf das Bett, kniete sich neben seinen Vater und tastete nach dem Puls. Die Fensterläden klapperten geräuschvoll. Bamm! Bamm! Bamm!
    »Er ist tot«, sagte Diedre mit tonloser Stimme.
    »So verfährst du mit Menschen, die du liebst?«
    »Ich war ihm herzlich egal«, sagte sie mit einem flüchtigen Blick auf die Leiche. »Er wollte mir einreden, meine Mutter wäre tot.«
    »Sie ist tot. Du hast sie umgebracht«, sagte Cissy. Durch eine offene Tür hörte sie Meeresrauschen. Sie roch das Salz in der Luft.
    »Nein … das ist gelogen. Sie ist nicht tot, noch nicht … Es sollte doch so aussehen, als wäre sie verantwortlich für all die Morde«, sagte Diedre, aber ihr Mienenspiel verriet, dass sie sich dessen nicht mehr sicher war. In diesem Augenblick stürzte Cissy sich auf das Laufgitter, um ihren Sohn zu retten und an
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