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DEAD SHOT

DEAD SHOT

Titel: DEAD SHOT
Autoren: Jack Coughlin
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Splitterschutzweste trug. Die Internationale Zone, in der auch die US Botschaft lag, zählte einst zu den sichersten Orten im Irak. Zu Beginn hatte man den Bereich die Grüne Zone genannt, und obwohl die Bürokraten die Bezeichnung geändert hatten, um zu unterstreichen, dass der Golfkrieg von vielen Nationen mitgetragen worden war, blieb der Name »Grüne Zone« in den Köpfen. Der Soldat dort unten führte Juba in Versuchung, da er es immer schon als Herausforderung betrachtet hatte, eine Kugel genau zwischen die Keramikplatten der Weste zu platzieren. Aber das war nicht sein Auftrag. Sollte der Soldat ruhig weitergehen.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang tauchten vier Soldaten in voller Kampfmontur auf und eskortierten einen kleineren Mann zu einem Gebäude, das die Golfkriegskoalition zu ihrem Hauptquartier ernannt hatte. Dort sollte das erste formelle Verhör stattfinden. Der Soldat, der vorne links ging, redete und machte scharfe Bewegungen mit einer Hand; vermutlich ein Offizier, der die Gefangenenüberführung leitete. Doch der kleine Mann war kein Gefangener, sondern ein wertvoller Gast der Koalition. Am Vortag war er in Bagdad eingetroffen und hatte das Geheimnis bei sich, allerdings nur in seinem Gedächtnis. Der irakische Physiker beabsichtigte, die Information an die Amerikaner und Briten weiterzuleiten, aber bei der Flucht aus dem Labor im Iran hatte er zu viele Fehler gemacht. Sein größter Fehler war gewesen, den Mitarbeitern zu vertrauen. Seither hatten sie jeden Schritt des Überläufers überwachen lassen. Dann war Juba ins Spiel gekommen.
    Der Verräter durfte den Verhörraum nicht lebend erreichen. Juba schmiegte seine Wange an den kühlen Kolben und strich mit den Fingern über das Gewehr; eine vertraute Geste, mit der er sich davon überzeugte, dass die Waffe auch einsatzbereit war. Die Männer waren noch etwa dreihundert Meter entfernt. Juba warf einen Blick auf die Fahnen am Regierungsgebäude. Die Windgeschwindigkeit schätzte er auf elf bis sechzehn Kilometer pro Stunde. Der Wind kam von rechts und würde das Geschoss auf zweihundert Meter etwa um zwei Zoll nach links ablenken. Juba richtete die Waffe neu aus. Die Luftfeuchtigkeit lag bei null.
    Er richtete das Zielfernrohr zuerst auf den Offizier und suchte nach einem Schwachpunkt. Der Arm war in Bewegung! Offenbar beschrieb der Mann etwas anschaulich und machte ausladende Bewegungen mit dem rechten Arm. Juba atmete ruhig aus und horchte auf seinen langsamer werdenden Herzschlag. Die Achselhöhle war die schwache Stelle.
    Als die Gruppe auf eine Entfernung von zweihundert Metern herangekommen war und der Amerikaner gerade den rechten Arm auf Schulterhöhe hochnahm, betätigte Juba den Abzug – langsam und gleichmäßig, mit fließender Bewegung. Das große Gewehr feuerte, und der Killflash-Schalldämpfer verschluckte den Knall, als die Kugel den Offizier unterhalb der rechten Achselhöhle traf, den Rippenbogen durchschlug, an der unteren linken Körperhälfte wieder austrat und auf ihrem Weg jeden Knochen und jedes Organ zerfetzte. Der Offizier war tot, ehe ihm jemand zu Hilfe eilen konnte.
    Den verhältnismäßig leichten Rückstoß federte Juba ab und lud nach, als die irritierte Gruppe auf dem Gehweg stehen blieb. Jetzt richtete er das Zielfernrohr auf den kleinen Mann in der Mitte. Niemand dort unten hatte einen Schuss gehört, und doch war der Offizier getötet worden! Die Soldaten wirbelten herum, schauten sich hastig nach der unsichtbaren Bedrohung um und ließen die Zielperson dabei ungeschützt. Der Iraker bückte sich, um dem zu Boden gestürzten Offizier beizustehen, und bot dem Scharfschützen die linke Halsseite. Genau diese Stelle hatte Juba längst im Fadenkreuz und betätigte den Abzug erneut. Diesmal sah er sogar die Hitzespur des Geschosses, das genau unterhalb des Schädels in den Hals drang und auf der anderen Seite wieder austrat. Zwei katastrophale gezielte Tötungen.
    Juba legte das Gewehr zur Seite, duckte sich, kroch wieder auf allen vieren zur Balkontür und schob sie langsam zu. Dann kroch er zurück, schulterte sein Gepäck, hängte sich die Waffe über die Schulter, warf noch die Kissen aufs Bett und verließ das Zimmer.
    In der Lobby beschleunigte er seine Schritte und eilte mit anderen bewaffneten Soldaten und zivilen Sicherheitsleuten, die alle zu dem Ort des Attentats liefen, ins Freie. Binnen Minuten würde eine schnelle Eingreiftruppe zur Stelle sein. Männer in Uniformen würden den Gehweg abriegeln und
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