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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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endete alles im Nebelmeer. Entweder durch die gefräßigen Bemühungen der einheimischen Fauna, oder wenn Greenberg am Seil zog und seine Antimateriebombe, wie er sie nannte, von der Leine ließ.
    Während sie sich immer weiter vom Schiffsfriedhof entfernten, dachte George, dass so ziemlich alles besser war, als sich vom Nebelteufel den Geist leer saugen zu lassen. So ziemlich alles.
    Der Kanal krümmte und wand sich inzwischen stärker, und Menhaus ging etwas mit der Geschwindigkeit herunter, wenn auch widerwillig. Aber er wusste, dass sie sich keine Katastrophe leisten konnten. Nicht einmal eine kleine. Die Dunkelheit war im Anmarsch, das ließ sich nicht abstreiten. Der Nebel wurde dichter und schwerer, wie auf den Boden gesunkene Regenwolken.
    George beobachtete den Kompass. »Wenn Greenberg recht hat, müssten wir etwa 20 bis 30 Minuten, nachdem wir das offene Meer erreicht haben, in den Bereich des Wirbels gelangen.«
    »Vor allem mit diesem Baby hier«, grinste Menhaus, der sich in sein neues Spielzeug verliebt hatte.
    »Zumindest«, gab Cushing zu bedenken, »wenn wir in diesem verdammten Nebel nicht im Kreis fahren.«
    Aber daran glaubte George nicht.
    Elizabeth hatte die Navigation übernommen, und das erwies sich als gute Entscheidung. Sie schien sich in den Kanälen bestens auszukennen. George fragte sich, wie viele Fahrten durch das Algenmeer sie wohl mit ihrem Onkel unternommen hatte, auf der Suche nach der geheimen Falltür, dem Fluchtweg aus der nebligen Welt des toten Meers. Sie dirigierte Menhaus, dabei bohrten sich ihre Augen in den Nebel, als könnte sie durch ihn hindurchsehen.
    Und dann, endlich, öffneten sich die weiten Felder aus grünen und verfaulten Algen auf beiden Seiten immer weiter, blieben schließlich ganz hinter ihnen zurück – vor ihnen lag offenes Wasser. Kleine Inseln aus Seetang trieben hier und da an ihnen vorbei, doch nichts im Vergleich zu dem, was sie zurückgelassen hatten.
    »Haltet eure Hüte fest!«, rief Menhaus und zog den Gasgriff nach hinten. Immer schneller teilte das Boot die kalten Fluten.
    »Fahren Sie nicht zu schnell«, warnte Elizabeth. »Auch hier gibt es Wracks und andere Gefahren im Wasser.«
    Der Nebel legte sich in Schwaden und dicken Polstern immer enger um sie, undurchdringlich, wabernd und zäh. So klamm, dass er einen feuchten Schimmer auf ihren Gesichtern hinterließ. George erinnerte sich nur zu gut an die endlosen Tage, die sie treibend und rudernd in seinen dunstigen Tiefen verbracht hatten. Und er fragte sich, wie sie es geschafft hatten, überhaupt so lange zu überleben.
    Die Nacht kam – und mit ihr die Gefahr.
    George erinnerte sich, dass sie sich beim letzten Einbruch der Nacht an Bord des Flugzeugs befunden hatten. Dann hatte der Tintenfisch angegriffen, und dann ... nein, darüber wollte er nicht nachdenken. Im Moment zählte nur das Hier und Jetzt. Er spürte, wie sich etwas in ihm aufbaute, so wie er es auch gespürt hatte, als sie sich dem Schiffsfriedhof näherten – ein Gefühl der Nervosität, der Erwartung. Da war etwas, dem sie sich näherten. Er konnte es spüren.
    Und als er es spürte, wusste er, dass ihre kleine Gruppe nun einen inneren Antrieb hatte, eine zunehmende psychische Energie, einen physikalischen Impuls. Dieser trieb sie vorwärts, auf etwas zu.
    Er schaute auf den Kompass.
    Noch war die Nadel tot, aber bald, schon bald würde sie sich bewegen. Sein Bauchgefühl sagte es ihm. Er drehte den Kopf aus dem Fahrtwind, schirmte seine Zigarette mit den Händen ab und zündete sie an. Er sah Cushing an, lächelte, Cushing lächelte zurück, und dann geschah es.
    Es geschah sehr rasch.
    So rasch, dass George nur zusehen konnte. Sprachlos und hilflos, er konnte nichts dagegen tun. Etwas schnellte aus dem Nebel, etwas Glänzendes wie eine Angelleine, und schlang sich um Cushings Hals. Wie eine Lassoschlinge fing es ihn ein, riss ihn aus dem Boot und hinauf in den Nebel. Ob es an der Geschwindigkeit des Bootes lag oder an der Stärke dieses unbekannten Puppenspielers, der da am Faden zog – urplötzlich war Cushing weg.
    Im Bruchteil eines Augenblicks.
    Elizabeth hechtete ihm nach, aber sie kam viel zu spät. Sie stürzte über den Bootsrand und verschwand im Nebel.
    Sie hörten sie schreien.
    George rief nach ihr.
    Menhaus bremste sofort und wendete. Er wollte wissen, was passiert war, aber George konnte es ihm nicht sagen. Er wusste es selbst nicht. Die Scheinwerfer am Bug des Bootes beleuchteten den Nebel, drangen aber
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