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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Craig DiLouie
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auf der Straße fortzubewegen, muss man zu einer Gruppe gehören. Und um diese Erfahrung tagein, tagaus zu überleben, muss diese Gruppe wie ein Organismus funktionieren, der alle beschützt. Jedes Mitglied hat sich in einer gewalttätigen Umgebung bewähren müssen. Hätte es versagt, wären die anderen allesamt gestorben. Das wissen sie. Nach allem, was sie gesehen und getan haben, sind sie an einem Punkt angelangt, an dem das Gefühl, für einander verantwortlich zu sein, sie daran hindert, in Hysterie oder Katatonie zu verfallen. Angst, Besorgnis, Schuld, Zorn: Diese und andere Gefühle sind so gefährlich wie die Infizierten draußen, deswegen müssen sie ebenso getötet werden.
    Die Überlebenden sind aufgrund einer Vermutung zu einem Kinderkrankenhaus unterwegs. Sie haben den Bradley-Panzer, Waffen und pflegen die Illusion, so lange sicher zu sein, wie der Motor des Fahrzeugs schnurrt und seine Ketten sich bewegen. Sie müssen aber ihre Vorräte ergänzen. Vor allem brauchen sie Wasser und Dieselöl. Sie sind auf der Suche nach einem Ort, der von Infizierten verschont geblieben ist. Einem Ort, an dem man sich ausruhen kann. Die simple Tatsache ist: Sie können so nicht weiterkämpfen. Man kann nur so und so viele Kämpfe gewinnen, bis es sich irgendwann anfühlt, als verlöre man.
    Sie spüren eine allgemeine subtile Veränderung der Atmosphäre, einen plötzlichen Temperatursturz. Draußen fängt es an zu regnen.
    Als die Infizierten das Interesse verlieren, mit den Fäusten auf den Panzer einzuschlagen, ebbt das Getrommel nach und nach ab. Sie erfüllen die Luft mit Klagegeschrei und verschmelzen mit dem Regen.
    Nur Anne wirkt wie die Gelassenheit in Person. Sie sitzt hinten am Ausgang, einer Polizistin gegenüber, auf einem Platz, der den Überlebenden Respekt einflößt, weil der, der dort sitzt, das Fahrzeug als Erster verlässt und als Letzter wieder besteigt. Die anderen bewundern Annes Lässigkeit und versuchen, sie zu imitieren. Auch wenn Sarge der Kommandant des Bradley ist, sieht man Anne als Anführerin an, da sie ohne ihr Vorbild und die verlässliche Treffgenauigkeit ihres mit einem Zielfernrohr ausgestatteten Gewehrs alle tot wären.
    Sie hat zwei lange Narben auf der linken Wange und auf der rechten eine kurze, die noch frisch ist. Die Überlebenden nehmen an, dass sie einst beim Militär war, und stellen sich ihre Vergangenheit romantisch und gewalttätig vor. Anne erzählt niemandem von ihrem überwältigenden Gefühl, dass sie, wenn sie endlich anhalten und einen Rastplatz finden, an dem sie wirklich sicher sind, einen langen und ohrenbetäubenden Schrei ausstoßen wird, der ihre Schuldgefühle, ihr Entsetzen und ihre Wut artikuliert.
    Stunden zuvor haben sie Sarges Infanterietrupp auf dem Parkplatz einer Wal-Mart-Filiale gefunden, zerfleischt wie überfahrene Tiere, umgeben von toten, in Stacheldraht verhedderten Infizierten. Die Toten stierten mit großen Augen ins Nichts. Viele der Leichen waren übel verbrannt und strömten einen Übelkeit erzeugenden süßen Grillgeruch aus. Fetzen verkohlter Kleidung, am Stacheldraht hängen geblieben, zitterten in der leichten Brise. Mehrer Infizierte stolperten blindlings zwischen den Überresten herum und nagten an Menschenfleisch, an ausgerissenen Armen oder Beinen. Krähen kreischten protestierend auf, als der Bradley sich mit sechzig Stundenkilometern näherte. Im letzten Moment stob eine gewaltige Vogelschar in die Luft. Sie ließ aus blutigen Schnäbeln Fleischbröckchen vom Himmel regnen.
    Sarge hat die wenigen Infizierten in der Umgebung mit mehreren Salven aus dem Koaxial- MG des Bradley niedergemäht. Im Freien hatte er die Überlebenden davor gewarnt, auf irgendeine Leiche zu treten.
    Das machen wir sowieso nicht, wurde ihm geantwortet. Wir respektieren eure Toten.
    » Mit Respekt hat meine Warnung nichts zu tun « , sagte er. » Sie verwesen. In ihrem Inneren entwickeln sich Gase. Seht ihr, wie aufgebläht sie sind? Sie könnten platzen und Flüssigkeiten verspritzen. Dann könntet ihr krank werden. «
    Sechs Tage zuvor hatte der Bradley eine Gruppe von sechs Soldaten abgesetzt, die drei Stunden lang auf sich allein gestellt im Feld operieren sollten. Er zog sich zurück, weil dringend die Steuerung repariert werden musste. Die Soldaten probierten eine nicht tödliche Waffe gegen die Infizierten aus, die eine wirkungsvolle Negationstechnik nutzte. Sie zogen Stacheldraht, bauten die Gerätschaft auf und ließen eine Hupe ertönen, um die
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