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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone
Autoren: Laini Taylor
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Hüfte verschob sich, er konnte einfach nicht stillhalten. Karou gönnte ihm eine kleine Atempause und zeichnete weiter. Aber sobald er sich ein wenig entspannte, schlug sie erneut zu und musste ein Lachen unterdrücken, als sein Gesicht erstarrte.
    Noch eine Perle verschwand zwischen ihren Fingern.
    Und noch eine.
    Das
, dachte sie,
ist nicht nur die Rache für den heutigen Auftritt
. Damit zahlte sie ihm alles zurück: den Kummer, der sich immer noch wie ein Schlag in den Magen anfühlte, jedes Mal, wenn er sie in einem unerwarteten Moment traf, genauso frisch und schmerzhaft wie beim ersten Mal; die lächelnden Lügen und die inneren Bilder, die sie immer noch nicht abschütteln konnte. Und die Scham, so naiv gewesen zu sein.
    Es war die Rache für die Einsamkeit, die sich viel schlimmer anfühlte, wenn man eine Weile nicht unter ihr gelitten hatte – wie eine seelische Variante des Gefühls, das sich am Körper einstellte, wenn man in einen nassen Badeanzug schlüpfte, klamm und elend.
    Und es ist auch für das, was ich nie mehr wiederbekomme
, dachte Karou, und nun lächelte sie nicht mehr.
    Für meine Unschuld.
    Mit ihrem schwarzen Cape und nichts darunter hatte sie sich so erwachsen gefühlt bei jenem ersten Mal – wie die tschechischen Mädchen, mit denen Kaz und Josef herumhingen, coole slawische Schönheiten mit Namen wie Svetla und Frantiska, Frauen, die aussahen, als könnte sie nichts mehr erschüttern und auch nichts mehr zum Lachen bringen. Hatte Karou wirklich den Wunsch gehabt, so zu werden wie sie? So musste es wohl gewesen sein. Jedenfalls hatte sie die Rolle eines Mädchens – einer jungen Frau – gespielt, die alles ganz locker nahm. Sie hatte ihre Jungfräulichkeit behandelt wie ein lästiges Überbleibsel aus ihrer Kindheit, und sie so verloren, für immer.
    Dass es ihr leidtun würde, hatte sie nicht erwartet, und zunächst war das auch nicht der Fall gewesen. Der Akt als solcher war weder enttäuschend noch magisch, er war einfach nur das, was er war: eine neue Form von Nähe. Ein Geheimnis, das sie mit jemandem teilte.
    Das jedenfalls hatte sie gedacht.
    »Du siehst anders aus, Karou«, hatte Kaz’ Freund Josef gemeint, als sie sich danach zum ersten Mal sahen. »Irgendwie … strahlend.«
    Kaz hatte ihn in die Schulter geknufft, um ihn zum Schweigen zu bringen, und gleichzeitig seltsam verlegen und doch selbstzufrieden ausgesehen. Da wusste Karou, dass er ihr Geheimnis verraten hatte. Sogar den Mädchen, deren rubinrote Lippen sich vielsagend kräuselten. Svetla – mit der Karou ihn später erwischt hatte – ließ sogar, ohne die Miene zu verziehen, eine Bemerkung darüber fallen, dass Capes anscheinend wieder in Mode kamen, woraufhin Kaz ein bisschen rot wurde und schnell den Blick abwandte, der einzige Hinweis darauf, dass ihm bewusst war, was er getan hatte.
    Karou dagegen hatte nicht einmal Zuzana davon erzählt, anfangs, weil es allein ihr und Kaz’ Geheimnis war, später, weil sie sich schämte. Sie hatte es niemandem verraten, aber Brimstone, mit seiner undurchschaubaren Art, manche Dinge einfach zu wissen, hatte es erraten und die Gelegenheit genutzt, um ihr eine mächtige Moralpredigt zu halten.
    Die war allerdings
höchst
interessant gewesen.
    Die Stimme des Wunschhändlers war so tief, dass sie fast wie der Schatten einer Stimme erschien: ein dunkler Laut, der im untersten Register des Gehörs lauerte. »Ich kenne nicht viele Regeln, nach denen man leben sollte, Kind«, hatte er gesagt. »Aber eine ganz einfache: Lass kein unnötiges Zeug in dich rein. Kein Gift, keine Chemikalien, keine Abgase, keinen Qualm, keinen Alkohol, keine scharfen Gegenstände, keine entbehrlichen Nadeln – sei es für Drogen oder für Tätowierungen – und auch keine entbehrlichen Penisse.«
    »Entbehrliche Penisse?«,
hatte Karou wiederholt und sich trotz ihres Kummers köstlich über den Ausdruck amüsiert. »Gibt es denn auch unentbehrliche?«
    »Wenn der unentbehrliche dir begegnet, wirst du es schon merken«, hatte er geantwortet. »Verschwende dich nicht, Kind. Warte auf die Liebe.«
    »Liebe.« Ihre Freude verpuffte. Sie hatte doch gedacht, es
wäre
Liebe.
    »Sie wird kommen, und du wirst es wissen«, hatte Brimstone versprochen, und sie wollte ihm unbedingt glauben. Schließlich lebte Brimstone seit Hunderten von Jahren, oder nicht? Karou hatte noch nie über Brimstone und die Liebe nachgedacht – wenn man ihn ansah, kam er einem wirklich nicht wie ein Experte für
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