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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone
Autoren: Laini Taylor
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Liebesdinge vor –, aber sie hoffte, dass er in den Jahrhunderten seines Lebens ein gewisses Maß an Erkenntnissen über die Liebe erworben hatte und dass er recht hatte mit dem, was er über sie sagte.
    Denn genau das war von allen Dingen der Welt ihre größte Sehnsucht, der größte Wunsch eines Waisenkinds:
Liebe.
Und diese Sehnsucht hatte Kaz ganz sicher nicht erfüllt.
    Plötzlich brach ihre Bleistiftspitze ab, weil sie beim Zeichnen zu stark aufgedrückt hatte. Im gleichen Moment kochte die Wut in ihr hoch und übertrug sich in Form einer Jucksalve, die aus ihrer Halskette ein Kropfband machte und Kaz von seinem Modellpodest aufspringen ließ. Karou ließ ihre Kette los und schaute zu ihm. Schon war er an der Tür, riss sie auf und rannte, den Bademantel noch in der Hand, nackt hinaus auf den Korridor, so eilig hatte er es, wegzukommen und ein ruhiges Eckchen zu finden, wo er sich unbeobachtet seiner demütigenden Qual widmen konnte.
    Die Tür klappte wieder zu, und der ganze Kurs starrte blinzelnd auf die leere Liege. Profesorka Fiala blickte streng über ihre Brille hinweg zur Tür, und Karou biss sich beschämt auf die Unterlippe.
    Vielleicht war sie doch ein wenig zu weit gegangen.
    »Was ist denn mit dem Blödmann los?«, fragte Zuzana.
    »Keine Ahnung«, antwortete Karou und blickte auf ihre Zeichnung hinunter. Auf dem Blatt war Kaz in all seiner Sinnlichkeit und Eleganz festgehalten und sah aus, als würde er auf seine Geliebte warten. Es hätte ein gutes Bild sein können, aber sie hatte es ruiniert. Die Linien waren zu dunkel, hatten jede Feinheit verloren und gipfelten in einem chaotischen Gekritzel über seinem …
entbehrlichen Penis
. Was Brimstone jetzt wohl von ihr denken würde? Sie konnte es sich vorstellen. Er tadelte sie sowieso schon dauernd für ihre achtlose Verschwendung von Wünschen – zuletzt dafür, dass sie Svetlas Augenbrauen über Nacht so buschig hatte werden lassen, dass sie aussahen wie Raupen und sofort nachwuchsen, wenn man sie auszupfte.
    »Es sind schon Frauen für weniger auf dem Scheiterhaufen gelandet, Karou«, hatte Brimstone gesagt.
    Was hab ich für ein Glück, dass ich nicht im Mittelalter lebe
, dachte sie.

Giftküche
    Der Rest des Schultages verlief ereignislos. Eine Doppelstunde Chemie und Farblabor, gefolgt vom Meisterzeichnen und der Lunchpause. Danach ging Zuzana zum Puppenspiel und Karou zur Malerei, beides dreistündige Studiokurse, und schließlich traten sie wieder in die gleiche winterliche Dunkelheit hinaus, in der sie heute Morgen angekommen waren.
    »Gift?«, fragte Zuzana, als sie das Gebäude verließen.
    »Was denn sonst?«, erwiderte Karou. »Ich bin am Verhungern.«
    Die Köpfe vor dem eisigen Wind geduckt, machten sie sich auf den Weg in Richtung Fluss.
    Die Straßen Prags waren wie eine Phantasiekulisse, kaum vom einundzwanzigsten Jahrhundert berührt und, nebenbei bemerkt, auch nicht vom zwanzigsten oder neunzehnten. Die Stadt der Alchemisten und Träumer, auf dem mittelalterlichen Kopfsteinpflaster unsichtbare Fußspuren von Golems, Mystikern und Invasionsarmeen. Große Häuser schimmerten golden, karminrot und himmelblau, mit Rokokoverputz und von Dächern in Uniformrot gekrönt. Im sanften Grün von antikem Kupfer ragten barocke Kuppeln in die Höhe, und gotische Kirchturmspitzen schienen nur darauf zu warten, gefallene Engel zu pfählen. Der Wind trug Erinnerungen an Magie, an Revolution, an Violinenklang, und die kopfsteingepflasterten Gassen schlängelten sich dahin wie muntere Bäche. Kleingangster mit Mozartperücken gaben an Straßenecken Kammermusik zum Besten, und in den Fenstern hingen Marionetten, so dass die ganze Stadt wirkte wie ein Theater mit unsichtbaren Puppenspielern, die sich hinter einem Samtvorhang versteckten.
    Über alldem erhob sich auf dem Hügel die Burg mit ihrer dornenscharfen Silhouette. Nachts erstrahlte sie gespenstisch im Scheinwerferlicht, und an diesem Abend hing der Himmel dicht über der Erde, die Wolken schwer vom Schnee, das Licht der Straßenlaternen vage und verhangen.
    Unten beim Teufelsbach lag die GIFTKÜCHE , ein Lokal, in das nur selten jemand zufällig hineinstolperte. Man musste wissen, dass es da war, und sich unter einem unbeschilderten Steinbogen hindurchducken, der in einen ummauerten Friedhof führte. Jenseits des Friedhofs schimmerten schließlich die erleuchteten Fenster des Cafés.
    Leider waren die Touristen seit Kurzem jedoch nicht mehr auf den Zufall angewiesen, um das Lokal zu
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