Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone
Autoren: Laini Taylor
Vom Netzwerk:
nicht.
    Es war Kishmish.
    Karou richtete sich auf und warf ihrer Freundin einen raschen Blick zu. Aber Zuzana skizzierte bereits Ideen für ihr Projekt in ihr Notizbuch und reagierte kaum, als Karou sich entschuldigte und zur Toilette ging. Der Schatten folgte ihr, geduckt und unbemerkt.
    Brimstones Botschafter hatte den Körper und den Schnabel einer Krähe, aber die häutigen Flügel einer Fledermaus, und seine Zunge, die gelegentlich aus seinem Schnabel hervorhuschte, war gespalten. Er sah aus wie einem Bild von Hieronymus Bosch entsprungen. In den Füßen hielt er einen Zettel, und als Karou ihm das dicke Papier abnahm, sah sie, dass die kleinen, messerspitzen Krallen kleine Löcher hinterlassen hatten.
    Sie entfaltete das Briefchen und las die Botschaft, was alles in allem etwa zwei Sekunden dauerte, denn der Text war ziemlich knapp:
Dringender Auftrag, muss umgehend erledigt werden. Komm sofort.
    »Das Wort
Bitte
gehört nicht zu seinem Wortschatz«, bemerkte sie.
    Kishmish legte den Kopf schief wie eine ganz normale Krähe, als wollte er fragen: »Und – kommst du?«
    »Na klar komme ich«, antwortete Karou. »Ich tu doch immer, was er sagt.«
    Ihrer Freundin erklärte sie einen Moment später: »Ich muss weg.«
    »Was?«, Zuzana blickte von ihrem Skizzenbuch auf. »Aber unser Nachtisch ist doch gerade gekommen.«
    Auf dem Sarg standen zwei Teller mit Apfelstrudel und eine Kanne Tee.
    »Ach verdammt«, sagte Karou. »Es geht nicht, ich hab einen Auftrag.«
    »Du und deine Aufträge. Was musst du denn machen? Und dann auch noch so plötzlich?«
    »Nur was erledigen«, erwiderte Karou ausweichend, und Zuzana bohrte nicht weiter nach, denn sie wusste aus Erfahrung, dass sie sowieso keine näheren Auskünfte bekommen würde.
    Karou hatte Dinge zu erledigen. Manchmal dauerte es ein paar Stunden, manchmal war sie tagelang weg und kehrte müde und mitgenommen zurück, manchmal blass, manchmal sonnenverbrannt, hinkend oder mit Bissspuren, und einmal hatte sie sogar ein hartnäckiges Fieber mitgebracht, das sich als Malaria herausstellte.
    »Wie in aller Welt hast du es denn geschafft, dir eine Tropenkrankheit anzulachen?«, hatte Zuzana gefragt, worauf Karou antwortete: »Ach, ich weiß auch nicht. In der Straßenbahn vielleicht? Vor ein paar Tagen hat mir eine alte Frau direkt ins Gesicht geniest.«
    »So bekommt man
keine
Malaria!«
    »Ich weiß. Aber es war eklig. Ich spiele mit dem Gedanken, mir ein Moped zuzulegen, damit ich nicht mehr mit der Straßenbahn fahren muss.«
    Damit war die Diskussion beendet. Wenn man mit Karou befreundet war, musste man sich damit abfinden, dass man sie nie hundertprozentig kannte. Deshalb seufzte Zuzana jetzt auch nur und sagte: »Na gut. Dann esse ich eben zwei Strudel. Wenn ich dick werde, bist du schuld«, und Karou verließ die GIFTKÜCHE , während ein Schatten vor ihr aus der Tür huschte, der beinahe aussah wie eine Krähe.

Anderswo
    Kishmish schwang sich in die Lüfte, und mit einem Flügelschlag war er verschwunden. Karou sah ihm nach und wünschte, sie könnte ihm folgen. Wie viel Macht müsste ein Wunsch wohl haben, um ihr die Fähigkeit zu verleihen, zu fliegen?
    Zu so einem mächtigen Wunsch würde sie nie Zugang haben.
    Mit Scuppies geizte Brimstone nicht. Sie durfte ihre Kette, sooft sie wollte, mit den Perlen aus einer seiner gesprungenen Teetassen erneuern, und für die Aufträge, die sie für ihn erledigte, bezahlte er sie mit bronzenen Shings. Shings waren Wünsche, die eine Machtkategorie höher lagen als Scuppies, und dementsprechend mehr bewirken konnten – Svetlas Raupenaugenbrauen waren ein typisches Beispiel, genauso wie Karous blaue Haare und das Entfernen ihrer Tattoos. Aber sie hatte noch nie einen Wunsch in die Finger gekriegt, der wahre Magie bewirkte. Das würde sie auch in Zukunft nicht, wenn sie es sich nicht verdiente, und Karou wusste nur zu gut, wie Menschen an Wünsche kamen: in erster Linie durch Diebstahl, Grabraub und Mord.
    Oh, und es gab noch einen anderen Weg: eine bestimmte Form von Selbstverstümmelung, die Zangen und eine tiefe Hingabe erforderte.
    Es war nicht wie in den Geschichten. Keine Hexe wartete in der Gestalt eines alten Hutzelweibchens am Straßenrand und belohnte Wanderer, die ihr Brot mit ihr teilten. Kein Dschinn schoss aus seiner Lampe, und kein Fisch feilschte um sein Leben. Auf der ganzen Welt gab es nur einen Ort, wo Menschen Wünsche bekommen konnten: Brimstones Laden. Und er akzeptierte nur eine Währung. Bezahlt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher