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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone
Autoren: Laini Taylor
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geblieben.
    Natürlich hatte er ihr auch Komplimente über ihre Schönheit gemacht, die ganze Zeit sogar. Wenn Karou nicht schön gewesen wäre, hätte er sich sowieso nicht die Mühe gemacht, an ihren Tisch zu kommen. Kaz war nicht der Typ, der nach
inneren
Werten Ausschau hielt, und Karou war nun einmal ausgesprochen hübsch. Eine Haut wie Porzellan, lange Beine, azurblaue Haare, Augen wie ein Stummfilmstar. Sie bewegte sich wie ein Gedicht, und ihr Lächeln war das einer Sphinx. Und sie war nicht nur hübsch, ihr Gesicht sprühte vor Lebendigkeit, ihr Blick war strahlend und klar, und die Art, wie sie den Kopf schief legte – vogelgleich, mit zusammengepressten Lippen und dunkel funkelnden Augen –, wirkte geheimnisvoll und rätselhaft.
    Karou
war
geheimnisvoll. Allem Anschein nach hatte sie keine Familie, redete nie über sich selbst und war eine Meisterin, wenn es darum ging, entsprechenden Fragen auszuweichen – ihre Freunde wussten so wenig über ihre Herkunft, als wäre sie geradewegs dem Haupt des Zeus entsprungen. Sie war voller Überraschungen. Aus ihren Taschen quollen seltsame Dinge: antike Bronzemünzen, Zähne, winzige Jade-Tiger, so groß wie ein Daumennagel. Und wenn sie mit einem afrikanischen Straßenverkäufer um eine Sonnenbrille feilschte, zeigte sich plötzlich, dass sie fließend Yoruba sprach. Als Kaz sie einmal ausgezogen hatte, stieß er in ihrem Stiefel auf ein Messer. Es war unmöglich sie zu erschrecken, und dann waren da noch die Narben auf ihrem Bauch – drei glänzende Flecken, die eigentlich nur von Revolverkugeln stammen konnten.
    »Wer bist du?«, hatte Kaz sie manchmal hingerissen gefragt, worauf Karou wehmütig erwiderte: »Das weiß ich nicht.«
    Denn sie wusste es wirklich nicht.
    Jetzt zeichnete sie zügig ihre Skizze, und wenn sie zwischen Modell und Zeichnung hin und her schaute, wich sie Kaz’ Blick nicht aus. Denn sie
wollte
sein Gesicht sehen.
    Sie wollte den Augenblick nicht verpassen, wenn sein Ausdruck sich veränderte.
    Erst als sie seine Pose richtig eingefangen hatte, hob sie die linke Hand – während sie mit der rechten weiter zeichnete – und berührte die Perlen ihrer Kette. Vorsichtig nahm sie eine davon zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie fest.
    Und dann wünschte sie sich etwas.
    Es war ein sehr kleiner Wunsch. Schließlich waren die Perlen auch nur Scuppies. Genau wie Geld hatten auch Wünsche einen Nennwert, und Scuppies waren wie Pennys. Genaugenommen waren sie sogar noch weniger wert als Pennys, denn im Gegensatz zu diesen ließen sich Wünsche nicht addieren. Pennys konnte man zusammenlegen, bis man Dollars hatte, aber Scuppies blieben immer Scuppies, und auch ganze Stränge, wie die Halskette, ergaben keinen stärkeren Wunsch, sondern nur viele kleine, nahezu nutzlose Wünsche.
    Zum Beispiel für solche Dinge wie einen Juckreiz.
    Karou wünschte sich, dass es Kaz juckte, und die Perle löste sich zwischen ihren Fingern in Luft auf. Weg war sie. Da sie noch nie jemandem einen Juckreiz gewünscht hatte und sichergehen wollte, ob es funktionierte, begann sie mit einer Stelle, an der Kaz keine Hemmungen haben würde, sich zu kratzen: an seinem Ellbogen. Und tatsächlich, kurz darauf stupste er damit, fast ohne seine Haltung zu verändern, verstohlen gegen das Kissen. Karou grinste in sich hinein und zeichnete weiter.
    Einige Sekunden später nahm sie die nächste Perle zwischen die Finger und wünschte erneut einen Juckreiz, diesmal aber für Kaz’ Nase. Die Perle verschwand, die Kette verkürzte sich kaum merklich, und Kaz verzog das Gesicht. Ein paar Sekunden widerstand er dem Impuls, sich zu kratzen, aber dann gab er nach und rubbelte sich schnell mit dem Handrücken über die Nase, ehe er seine Pose wieder einnahm. Aber Karou konnte nicht umhin festzustellen, dass sein lasziver Schlafzimmerblick verschwunden war, und sie musste sich auf die Lippen beißen, um ihr Grinsen zu verbergen.
    O Kazimir
, dachte sie,
du hättest heute lieber ausschlafen sollen, statt hier aufzutauchen
.
    Denn nun setzte sie ihren bösen Plan in die Tat um und wünschte den nächsten Juckreiz an eine sehr intime Stelle. In dem Moment, als der Reiz zuschlug, trafen sich ihre Blicke. In plötzlicher Anstrengung runzelte Kaz die Stirn. Karou legte den Kopf ein bisschen schief, als wollte sie fragen:
Stimmt was nicht, Schatz?
    Doch die Stelle, an der das Jucken eingesetzt hatte, konnte unmöglich in der Öffentlichkeit gekratzt werden. Kaz wurde blass. Seine
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