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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone
Autoren: Laini Taylor
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weich in seinen Armen, so wie früher – auf die wunderbare Art, wie Körper zusammenschmelzen und allen Negativraum auslöschen können. Sie fand seine Lippen. Aber sie musste seinen Kopf in die Hände nehmen, um ihn zu sich herunterzubeugen.
    Warum?
    Warum erwiderte Akiva ihren Kuss nicht?
    Karou öffnete die Augen. Er sah sie an, nicht mit Verlangen, sondern voller …
Schmerz
.
    »Was ist?«, fragte sie. »Was ist los?«
    Ein schrecklicher Gedanke ging ihr durch den Kopf, und sie trat einen Schritt zurück, ließ ihn los und schlang schützend die Arme um sich. »Ist es … ist es, weil ich nicht rein bin? Weil ich ein … weil ich etwas Gemachtes bin?«
    Was immer ihm so zusetzte, ihre Frage machte es noch schlimmer. »Nein«, sagte er kläglich. »Wie kannst du so etwas denken? Ich bin doch nicht Thiago. Du hast versprochen, dich zu erinnern, Karou. Du hast versprochen, dich zu erinnern, dass ich dich liebe.«
    »Ja, aber was ist es dann? Akiva, warum benimmst du dich so seltsam?«
    »Wenn ich gewusst hätte …«, begann er wieder. »O Karou. Wenn ich gewusst hätte, dass Brimstone dich gerettet hat …« Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und begann im Zimmer auf und ab zu wandern. »Ich dachte, er gehört zu ihnen … Ich dachte, dass er
gegen
dich ist, und sein Verrat war noch schlimmer, weil du ihn geliebt hast wie einen Vater …«
    »Nein. Er ist wie wir, Akiva. Er möchte auch den Frieden. Er kann uns helfen …«
    Ein Blick von Akiva ließ sie innehalten, so trostlos sah er sie an. »Ich wusste es nicht«, sagte er noch einmal. »Wenn ich es gewusst hätte, Karou, hätte ich an Rettung geglaubt. Dann hätte ich nie …
niemals …
«
    Karous Herz geriet völlig aus dem Takt. Irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Sie wusste es und hatte Angst davor, sie wollte es nicht hören und musste es doch erfahren. »Was hättest du nie, Akiva, was?«
    Er blieb stehen und umklammerte den Kopf mit beiden Händen. »In Prag«, sagte er, und jedes Wort kostete ihn sichtlich Mühe. »In Prag hast du mich gefragt, wie ich dich gefunden habe.«
    Karou erinnerte sich genau daran. »Du hast gesagt, es war nicht schwer.«
    Er griff in die Tasche und zog ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus. Zögernd gab er es ihr.
    »Was …?«, begann sie und unterbrach sich sofort wieder. Auf einmal zitterten ihre Hände unkontrollierbar, und als sie das Papier auffaltete, zerriss es an einem abgewetzten Knick und teilte ihr Selbstporträt in der Mitte, so dass sie zwei Hälften von sich in den Händen hielt, und die Bitte, die sie selbst geschrieben hatte:
Um Rückgabe wird gebeten.
    Es war eine Seite aus ihrem Skizzenbuch, das sie in Brimstones Laden liegengelassen hatte. Schlagartig begriff sie. Es gab nur eine Erklärung, wie Akiva an dieses Bild gekommen sein konnte.
    Karou rang um Fassung. Auf einmal war alles klar. Die schwarzen Handabdrücke, das blaue Inferno, das die Portale und all ihre Magie verschlungen und Brimstones Gewerbe ein Ende gesetzt hatte. Und das Echo von Akivas Stimme, die ihr erklärte, warum.
    Um den Krieg zu beenden.
    Als Madrigal vor langer Zeit mit ihm davon geträumt hatte, hatten sie damit gemeint, dass sie den Krieg beenden wollten, indem sie
Frieden
brachten. Aber Frieden war nicht der einzige Weg, um einen Krieg zu beenden.
    Plötzlich passte alles zusammen. Thiago hatte Akiva das tiefste Geheimnis der Chimären verraten und geglaubt, es würde mit ihm sterben, aber sie –
sie!
 – hatte ihn freigelassen. Und das Geheimnis mit ihm.
    »Was hast du getan?«, fragte sie ungläubig, und ihre Stimme brach.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er.
    Schwarze Handabdrücke, blaues Inferno.
    Ein Ende des Wiedererweckens.
    Akivas Hände, die Hände, die sie beim Tanz, im Schlaf, bei der Liebe umfasst hatten, die Hände, die sie geküsst und denen sie vergeben hatte – sie waren frisch gezeichnet, voller Markierungen.
»Nein!«
, schrie sie, langgezogen und flehend, und dann packte sie seine Schultern, so fest, dass ihre Nägel sich in seine Haut gruben, packte ihn, hielt ihn fest und zwang ihn, sie anzusehen.
    »Sag es mir!«
, schrie sie.
    Mit hohler Stimme – voller Kummer, voller Scham – antwortete Akiva: »Sie sind tot, Karou. Es ist zu spät. Sie sind alle tot.«

Epilog
    Ein Spalt im Himmel, weiter nichts, kein Vergleich mit Brimstones raffinierten Portalen und Vogelhaustüren. Hier gab es keine Tür, keine Wache. Der einzige Schutz war seine
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