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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben
Autoren: James White
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zu versorgen, um zu verhindern, daß Sie sich umbrachten. Dr. Pellews Büste eines großen Menschen fiel mir ein. Bemalt konnte sie wie ein echter Mensch wirken. Ich hatte Zugang zu von Dr. Pellew besprochenen Tonbändern, aus denen ich einen geeigneten Text zusammenschneiden lassen konnte. Sie mußten wissen, wie Sie sich zu verhalten hatten und dazu gebracht werden, den Korridor zu betreten und Ihre Mappe zu finden. Wir selbst mußten uns außer Sichtweite halten, bis Sie begriffen hatten, was im Hospital geschehen war. Dazu sollten Sie Dr. Pellews Tagebuch lesen. Dann aber befahlen Sie uns, uns Ihnen zu zeigen.«
    »Das hast du sehr gut gemacht«, sagte Ross halblaut. »Courtland würde stolz auf dich sein.«
    Ross wartete das »Danke, Sir«, nicht ab. Er verließ sein Krankenzimmer, marschierte den Korridor entlang und stieg über die Rampe in die nächsthöhere Etage, bis er das fand, wonach er gesucht hatte. In einem Raum mit allen möglichen Ersatzteilen nahm er eine schwere Metallstange von einem Regal. Er drehte sich zur Schwester um, die ihm gefolgt war, und sagte:
    »Ich habe eine Instruktion für dich. Bleib stehen und bewege dich nicht.«
    Dann schwang er die Stange über seinen Kopf und ließ sie mit aller Wucht auf den eiförmigen Metallkörper niedersausen. Es gab einen fürchterlichen Krach, als Ross eine der Kammern traf, in der Blutplasma gespeichert war. Die Flüssigkeit schoß in Strömen aus dem Eikörper heraus. Ross schlug wieder zu, doch diesmal rollte der Roboter schnell zur Seite.
    »Bleib stehen!« zischte Ross, während er zum nächsten Hieb ansetzte und genau auf die Augenlinsen der Schwester zielte. Einer der fünf getöteten Patienten war ein neunzehnjähiges Mädchen gewesen. Auge um Auge! dachte Ross außer sich. Und ein Menschenleben gegen einen Haufen Eisen!
    »Mr. Ross«, sagte 5B und wich erneut aus. »Sie verhalten sich nicht wie ein gesunder …«
    »Das ist ein wissenschaftliches Experiment!« brüllte Ross außer Atem. »Ich muß feststellen, ob du Schmerz empfinden kannst oder nicht. Und ich bin kein Patient, also rede mich mit ›Sir‹ an.«
    Solange er sein Handeln logisch begründen konnte, bestand keine Gefahr, als Rückfälliger eingestuft zu werden. Ross versteckte die Stange hinter seinem Rücken und schlich näher an den Roboter heran, bis er ihn in eine Ecke getrieben hatte.
    Eine der Klappen im Körper der Maschine fuhr auf. Ross sah und fühlte nichts. Alles ging viel zu schnell. Die Stange fiel zu Boden. Ross brach neben ihr zusammen. Er spürte keinen Schmerz mehr.
     
    Als Ross zu sich kam, sah er einen riesigen spinnenförmigen Roboter, der mit weit vom Körper abgespreizten Beinen über der Schwester stand und an ihr arbeitete. Die Schläge hatten mehr Schaden angerichtet, als er geglaubt hatte. Einige Kabelstränge hingen aus dem Riesenei heraus. Der Reparaturroboter arbeitete schnell.
    »Sie hätten nur zu fragen brauchen«, hörte Ross die Stimme der elektronischen Krankenschwester. »Ich hätte Ihnen alle Informationen über meine Schmerzempfindlichkeit gegeben. Ihr Experiment war unnötig und uneffizient. Kein Roboter kann Schmerz im menschlichen Sinn empfinden. Allerdings haben wir uns davor zu schützen, unsere Aufgabe, den Menschen zu dienen, nicht mehr erfüllen zu können. Betrachten Sie es als Schmerz, funktionsunfähig gemacht zu werden.«
    »Und darum hast du dich gewehrt?« fragte Ross. »Ein betäubendes Gas, nehme ich an.«
    »Ja, Sir.«
    Ross schüttelte den Kopf. Er sah ein, daß er sich wie ein Idiot benommen hatte, und er begann sich dafür zu schämen. Er hatte sich von seinen Gefühlen übermannen lassen. Dabei verdankte er 5B sein Leben.
    »Wir sind Roboter und geschaffen worden, um den Menschen zu dienen, Sir«, sagte die Schwester mit der immer gleichen sanften, weiblichen Stimme. »Insofern können wir fühlen wie ein Mensch. Unser einziges Glück ist es, Ihnen gehorchen und dienen zu können. Ihr Tod würde uns großen Schmerz zufügen.«
    Ross kam sich undankbar und gemein vor. Er dachte über die von 5B gebrauchte Formulierung nach.
    Ihr Tod würde uns großen Schmerz zufügen …
    Ein Freudscher Versprecher eines Roboters? 5B mußte wissen, daß jeder Mensch eines Tages starb. Ross nahm sich vor, der Schwester später eine entsprechende Frage zu stellen. Noch arbeitete der Reparaturroboter an ihr, doch sie erklärte, daß ihr Schaden in zwanzig Minuten behoben sein würde.
    Ross zog sich zurück und begann, sich weiter im
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