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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben
Autoren: James White
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sich auf, als ein Reinigungsroboter ins Zimmer rollte und das Bett machen wollte. Einige Aufzeichnungen wurden einfach von den metallenen Greifern zerknüllt und in den Abfallkorb geworfen. Ross fluchte und schrie die Maschine an: »Bring sie mir zurück und laß dich hier nicht mehr blicken! Von nun an mache ich selbst sauber. Kein Robot darf mein Zimmer betreten, wenn ich ihn nicht ausdrücklich rufe!«
    Als er allein war und 5B ihm die angeforderten Berichte gebracht hatte, begann Ross zu lesen. Es waren fünf. Wie bei Ross, trugen die Formblätter die Aufschrift »BEHANDLUNG ERFOLGREICH« und enthielten das Datum der vorgesehenen Wiederbelebung. Die Anzahl der Jahre schwankte zwischen 40 und 75. Doch im Gegensatz zu seinem Bericht las Ross »GESTORBEN WÄHREND DER WIEDERBELEBUNG«, und alle fünf Akten trugen den Stempel von Schwester 5B. Zum erstenmal seit der ersten Begegnung mit den Robotern hatte Ross Angst vor ihnen. Er rief die Schwester zu sich.
    »Wieso starben die Patienten?« fragte er so ruhig, wie es ihm eben möglich war. »Ich will die genauen Umstände wissen.«
    5B tickte ein paarmal. Dann sagte sie lebhaft: »Dr. Pellew wies mich an, alle im Tiefschlaf liegenden Patienten zu erwecken, sobald sie an der Reihe waren, und er widerrief oder änderte diese Instruktion nicht, bis er starb. Also befolgte ich den Befehl, überwachte die Wiederbelebungen und ließ die Patienten von zwei Robotern festhalten, damit sie sich nicht durch überhastete Bewegungen selbst umbringen konnten. Die Erwachten reagierten jedoch völlig unlogisch und versuchten, sich loszureißen, wobei sie sich so schwere innere Verletzungen zuzogen, daß sie daran starben.«
    Die Alpträume! Ross begriff, und er verstand, weshalb die Männer und Frauen nach dem Erwachen den Verstand verloren hatten. Doch daran dachte er schon gar nicht mehr. Grenzenloser Zorn erfüllte ihn. Zwei Männer und drei Frauen, für deren Heilung Pellew, Hanson und die anderen Ärzte soviel getan hatten – sie wären in der Lage gewesen, eine neue Menschheit zu gründen. Vielleicht hätte Kindergeschrei die trostlosen Korridore des Hospitals erfüllt, wenn die Roboter die fünf nicht umgebracht hätten. Das also hatte Pellew gemeint. Der Arzt war in der Überzeugung gestorben, daß die fünf nach seinem Tod als gesunde Menschen erwachen und leben würden, und er, Ross, sollte dafür sorgen, daß sie am Leben blieben und ihre Kinder in Sicherheit heranwuchsen.
    »Du verdammte elektronische Mißgeburt!« schrie Ross. Er konnte sich nicht beruhigen. »Hast du dir nicht ausrechnen können, daß sie eingefroren wurden, bevor es hier Roboter gab, und sich bei eurem Anblick zu Tode erschrecken würden? Warum habt ihr sie alle in den Tod getrieben, nachdem der erste starb?«
    »Wir befolgten Dr. Pellews Anweisungen, Sir. Er gab sie uns, nachdem wir Kurzzeitpatienten erfolgreich wiederbelebt hatten. Zwar wußte ich, daß er an einem neuen Programm, die Langzeitschläfer betreffend, arbeitete, aber er starb, bevor er es fertiggestellt hatte. Ich mußte dem alten Programm gehorchen und alle Patienten aus dem Tiefschlaf holen, obwohl unser fundamentales Gesetz lautet, Menschen zu dienen und ihr Leben zu schützen. Dieses Dilemma beschäftigte uns, und als Sie als letzter lebender Mensch an der Reihe waren, mußte ich eine Entscheidung treffen. Einerseits wußte ich, daß Sie ebenso sterben würden wie die anderen fünf vor ihnen, andererseits kam es Ihrem Tod gleich, wenn wir Sie nicht aus dem Tiefschlaf holten. Beides wäre auch unser Ende gewesen, denn unser Daseinszweck wäre beseitigt gewesen, weil es keinen Menschen mehr gegeben hätte, dem wir hätten dienen können. Deshalb ließ ich den Wiederbelebungsprozeß unterbrechen und Sie wieder in Tiefschlaf versetzen, als Sie die gleichen Symptome zeigten wie die anderen. Damit überschritt ich meine Kompetenzen, aber alles andere hätte Sie umgebracht …«
    Natürlich hatte 5B, die letzte Konstruktion des genialen Courtland, die alleinige Verantwortung auf sich nehmen müssen. Die anderen Roboter waren keine große Hilfe. Sie waren so programmiert, daß sie Befehle erhielten und ausführten, sonst nichts. Und so mußte die Schwester selbst nach einem Ausweg suchen. Und sie hatte ihn gefunden.
    »Um Ihnen die Angst zu nehmen, mußte ich etwas in Ihre Nähe schaffen lassen, das Sie erkennen und als etwas Vertrautes akzeptieren würden. Diese Figur mußte in der Lage sein, Sie sofort nach dem Erwachen mit Instruktionen
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