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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman
Autoren: Susanne Eder
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»Ich habe, was ich wollte«, erklärte sie. »Lasst mich gehen, und sie wird am Leben bleiben.«
    »Dann lasst sie los und geht«, knurrte er.
    Garsende gab einen Laut von sich und schien eine Bewegung gemacht zu haben.
    »Du, rühr dich nicht!«, zischte Serafina. Die schmale Klinge streifte Garsendes Hals. Mit zornfunkelnden Augen machte Bandolf einen Schritt auf sie zu.
    »Tretet zurück!«, fauchte Serafina. Ein Blutstropfen quoll aus Garsendes Haut, und er blieb stehen.
    »Jetzt legt Euer Schwert auf den Boden. Langsam«, befahl Serafina.
    Bandolf gehorchte.
    Wenn es ihr gelingt, die Hütte mit der Heilerin zu verlassen, ist Garsende tot, fuhr es ihm durch den Kopf. Er warf der Heilerin einen raschen Blick zu. Der Schmerz hatte ihr Tränen in die Augen getrieben, doch der Ausdruck ihrer Züge war beherrscht. Nur die großen Augen verrieten ihre Furcht.
    »Ich nehme an, Ihr habt Ulbert von Flonheim getötet?«, fragte er, als er sich wieder aufrichtete.
    »Zu meinem Leidwesen nicht schnell genug«, erwiderte Serafina.
    »Wie habt Ihr herausgefunden, dass er das Dokument besaß?«
    »Es war nicht schwer, auf ihn zu kommen, nachdem ich Gelegenheit hatte, mir Beatrix’ Habe anzuschauen. Da sie das Testament nicht mehr besaß, musste Ulbert es ihr abgenommen haben.«
    Wenn er Serafina überwältigen wollte, ohne Garsende zu gefährden, musste er sie ablenken. »Und dann?«, fragte er.
    Sie neigte den Kopf. »Was soll das werden, Burggraf? Ein Plauderstündchen? Dafür habe ich keine Zeit.«

    Mühsam drängte er seinen Zorn zurück und zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr habt mit Euer Schönheit gespielt und mich mit Eurem Liebreiz gefangen. Dass Ihr nun meine Neugier befriedigt, das schuldet Ihr mir.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Andere gingen mir weitaus schneller ins Netz als Ihr.«
    »Vielleicht aber nicht so tief.«
    Mit einem Lächeln zollte sie seinem Kompliment Dank. »Eine Zeitlang beobachtete ich Ulbert, und wenn ich im Kloster aufgehalten wurde, tat es meine Magd.« Aus den Augenwinkeln bemerkte Bandolf, wie Garsende die Stirn runzelte, doch er wagte nicht, sie anzuschauen, um Serafina nicht zu unterbrechen.
    »Auf dem Frühlingsfest ergab sich für mich dann die Gelegenheit, mich ihm zu nähern, ohne aufzufallen.« Sie lachte, als sie die Zweifel in seinem Gesicht ablas. »Herrje, Burggraf. Hättet Ihr mich im Gewand der Tuchersfrau gesehen, würdet Ihr mich auch für eine Magd gehalten haben.«
    »Ulbert glaubte also, eine Magd zu verführen«, bemerkte Bandolf, ohne die Miene zu verziehen.
    »Der törichte Knabe.« Scheinbar betrübt, schüttelte sie den Kopf. »Er zerfloss in seinem Schmachten. Und prahlte vor mir, er wäre bald ein gemachter Mann. Es war ein Leichtes, seine Gedanken auf das Dokument zu lenken, während ich ihn an ein verschwiegenes Plätzchen lockte.« Unvermittelt blitzte Ärger in ihren Augen auf. »Ich glaubte, er trüge es bei sich, und wollte es an mich nehmen, sobald er gänzlich abgelenkt wäre. Doch irgendetwas ließ ihn zögern. Und als dann noch ein Bauerntölpel mit seinem Liebchen dort auftauchte, ergriff er regelrecht die Flucht.«
    »Womöglich seid Ihr doch nicht so klug …«, stieß Garsende hervor. Ungehalten zerrte Serafina an ihrem Zopf, doch ehe Bandolf auch nur an eine Bewegung denken konnte, hatte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn gerichtet.
    »Ich folgte ihm. Unterwegs würde es eine Gelegenheit für mich geben, dachte ich. Aber auf dem Weg zur Pfauenpforte waren Leute auf dem Rückweg in die Stadt. Und nachdem er die Zwerchgasse betreten hatte, anstatt in sein Quartier zurückzukehren, wurde ich neugierig und wollte wissen, was er vorhatte. Ich folgte ihm, bis er in die Münzergasse einbog, und dann wurde mir klar, wohin er wollte.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn. »Womöglich habe ich mein Interesse an dem Dokument zu deutlich gezeigt, wer weiß? Irgendetwas muss Ulbert misstrauisch gemacht haben. Nun, und der Mutigste war er wohl nicht. Es war offensichtlich, dass er beabsichtigte, Euch sein Herz auszuschütten. Das konnte ich natürlich nicht zulassen.« So gleichgültig, dass es Bandolf den Magen umdrehte, fügte sie hinzu: »Dumm nur, dass er das Dokument nicht bei sich trug und starb, bevor ich ihn nach dem Verbleib fragen konnte. Zumindest dachte ich, er sei tot.«
    »Und Beatrix?«, krächzte Garsende.
    »Sie kannte den Inhalt des Dokuments und hatte das Pech, dass deine Behandlung erfolgreicher war als die der Nonnen«, antwortete
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