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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
Autoren: Zoë Beck
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machen.« Er setzte sich auch auf eine Klavierbank. Ich schaffte es nicht, ihm zu sagen, dass das Ding jeden Moment zusammenkrachen konnte. Ich dachte nur: Hoffentlich kracht es nicht zusammen.
    Der Sergeant stellte viele Fragen. Er wollte herausfinden, ob Sean mich sitzengelassen hat. Natürlich sagte er das nicht so. Aber er stelzte umständlich um diese Formulierung herum. Sagte was von »ausschließen, dass er einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist« und »prüfen, welche Schritte einzuleiten sind«.
    »Sean hat nichts von seinen persönlichen Sachen mitgenommen«, sagte ich.
    »Wie lange wohnen Sie schon zusammen?«
    »Ein halbes Jahr, etwa.«
    »Das ist noch nicht sehr lange.«
    »Wir kennen uns schon länger.«
    »Hatte Ihr Freund Probleme auf der Arbeit? Er war bei Tesco als Aushilfe, richtig?«
    Ich nickte. Schüttelte dann den Kopf. »Ja, bei Tesco. Nein, keine Probleme. Er hatte auch mit niemandem Streit, und ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum er einfach so gegangen sein sollte.« Ich wollte nicht.
    Der Sergeant drückte seinen Rücken durch, und die Klavierbank unter ihm fing an zu knarzen. Sein Kollege hatte den Kopf in einen offenen Flügel gesteckt und zupfte an den Saiten herum. Es war ein dreißig Jahre alter Yamaha, und ich hatte ihn noch nicht neu temperiert. Von mir aus konnte er ruhig weiterzupfen. Den Sergeant schien es auch nicht zu stören.
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Beziehung? Wie haben Sie sich kennengelernt?« Jetzt lehnte sich der Sergeant zurück, und wieder knarzte die Klavierbank. Ich stellte mir vor, wie sie unter ihm zusammenbrechen würde.
    »Ich war einige Jahre im Ausland. Dann kam ich zurück nach England, wohnte bei meinen Eltern in Plymouth und lernte Sean kennen. Er jobbte in der Firma meines Vaters. Wir verliebten uns, er ging zurück nach Schottland, eine Weile hatten wir eine Fernbeziehung, und dann erzählte er mir, dass es hier in Edinburgh einen älteren Herrn gäbe, der seine Klavierwerkstatt verkaufen wollte und einen Nachfolger suchte. Wir zogen zusammen in die Wohnung, die zur Werkstatt gehört, waren sehr glücklich, und jetzt ist er verschwunden.«
    Der Sergeant nickte gedankenverloren. »Ja, ja … Klingt plausibel …«, murmelte er. Und dann: »Mehr haben Sie uns nicht zu sagen?«
    »Ich habe ihn zuletzt am Dienstag gesehen, als er morgens zur Arbeit gegangen ist.«
    »Und als er abends nicht zurückkam, haben Sie versucht, ihn anzurufen?«
    Ich zögerte, vielleicht etwas zu lange. »Nein. Ich dachte, vielleicht ist er mit Freunden unterwegs.«
    »Und als er die ganze Nacht nicht nach Hause kam?«
    »Ich bin irgendwann eingeschlafen und habe es erst am nächsten Morgen bemerkt. Ich dachte, er hätte zu viel getrunken und bei einem Freund übernachtet.«
    Der Sergeant lächelte sanft und sah zu, wie der Constable die Finger über die schwarzen Tasten eines Steinways gleiten ließ, ohne sie herunterzudrücken. »Wann haben Sie versucht, ihn anzurufen?«
    »Gleich am Mittwochmittag.« Zu schnell gesagt. »Nachmittag vielleicht. Er ging nicht ran, ich dachte, er sei auf der Arbeit.«
    »Lassen Sie mich mal so fragen: Wann haben Sie angefangen, sich wirklich Sorgen zu machen?«
    Ich hob die Schultern. »Mittwochabend. Ich habe alle Krankenhäuser durchtelefoniert …«
    »Am Donnerstag.«
    »Nein, am Mittwoch. Krankenhäuser bis runter nach Newcastle, bis Glasgow, bis Inverness, einfach überall.«
    Er stand auf, und die Klavierbank krachte zusammen. Die beiden Polizisten starrten auf die Trümmer.
    »Dann sind wir fertig?«, sagte ich.
    Der Sergeant überlegte offenbar, ob er den Vorfall erwähnen sollte, aber da ich es nicht tat, sagte er: »Ja, sicher, also dann, danke, Ms Murray. Wir melden uns wieder bei Ihnen.«
    Ich stand auf, um die beiden hinauszubegleiten. Der Constable schnippte mit den Fingern gegen eine Stimmgabel. Und jetzt sagte er zum ersten Mal etwas. Er sagte: »Oder wollen Sie uns noch erzählen, warum Sie sich am Montag mit ihm gestritten haben?«

Auszug aus Philippa Murrays Tagebuch
    Sonntag, 14. 12. 2003
    Die schwachsinnigste aller Ideen: mit achtundzwanzig den Geburtstag mit der Familie zu feiern.
    Ich hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten und war zum Flughafen gefahren. Es gab noch einen Flug nach Exeter, und meine Mutter holte mich dort ab. Erst sprachen wir nur über ganz belanglose Dinge. Neutrale Themen. Wie der Flug war. Ob ich mir etwas Besonderes zum Essen wünsche. Und wie das Wetter in Edinburgh so war.
    Das Wichtige
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