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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
Autoren: Zoë Beck
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so weit der Lichtkegel der Taschenlampe reicht.
    »Das sieht schön aus«, sage ich. Ich gehe näher ran.
    Pete sagt: »Pass auf, es ist steil und rutschig.«
    Es ist mir egal. Ich will so nah wie möglich an Seans Grab sein. Ich muss mich bei ihm entschuldigen, denn wie ich es auch betrachte, ich bin letzten Endes schuld an seinem Tod.
    Pete ruft: »Geh ein Stück weiter nach rechts, da ist es flacher.«
    Ich sage: »Mach dir keine Sorgen, ich hab feste Schuhe an.«
    Was soll schon passieren, es ist nur Schnee. Ich taste mich Schritt für Schritt den Abhang hinunter. Die Taschenlampe behindert mich. Ich stecke sie so in den Schnee, dass sie mir den Weg bis ans Ufer leuchtet.
    Pete sagt: »Warte, ich nehme die Lampe und leuchte dir den Weg. Wir sollten es weiter da drüben versuchen, bitte.«
    Ich sage: »Wieso, es geht doch gut. Bleib du dort oben.«
    Beim nächsten Schritt verliere ich den Halt und rutsche den Abhang hinunter. Ich versuche, mich festzuhalten, ich bekomme keinen Halt mehr. Pete ruft etwas.
    Ich höre meinen Schrei …
    … und ich höre …
    … wie das Eis unter mir kracht …

Philippa Murray
    † 30. November 2010

Freitag, 5. März 2011

23.
    Cedric hasste es, unter Menschen zu sein. Je mehr Menschen, desto unwohler fühlte er sich. Vor allem, wenn es Anlässe waren, bei denen Gefühle drohten, außer Kontrolle zu geraten. Die Beisetzung von Sean Butler und Pippa Murray hatte ihn schon seine ganze Kraft gekostet, aber jetzt zwangen sie ihn noch, im Pub zu sitzen und zuzusehen, wie sich alle um ihn herum betranken.
    Alkohol, der umgangssprachliche Name für Ethanol, C 2 H 6 O. Flüssig, durchsichtig, leicht entzündlich. Entsteht aus der Vergärung von Zucker oder stärkehaltigen Lebensmitteln. Vielseitig einsetzbar wie beispielsweise …
    Ben unterbrach seinen Gedankengang. »Halten Sie es noch einen Moment aus?« Seine Aussprache war nicht mehr ganz klar. Er war bei seinem fünften Pint.
    Cedric schüttelte den Kopf, aber Ben sah gar nicht mehr zu ihm, weil seine Freundin Fiona etwas zu ihm sagte, das Cedric nicht hören konnte. Sie zeigte auf ihr Smartphone und Ben richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf das, was er offenbar durchlesen sollte.
    Cedric lehnte sich vorsichtig zurück, schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf die Atmung. Seine Notfallroutine brauchte er nicht mehr ganz so häufig wie früher, aber es gab immer noch diese Momente. Er hatte den Arzt gewechselt und damit auch die Medikamente, was er nun einnahm, war längst nicht so stark, half aber trotzdem, insgesamt ruhiger zu sein. Der neue Arzt hatte ihn auch beraten können, was seinen Bruder William betraf. Er war jetzt sicher, dass William in der Pflegefamilie bestens untergebracht war, und seine finanziellen Zuwendungen halfen auch den anderen Kindern, mit denen William zusammen in den nächsten Jahren aufwachsen würde. Und noch etwas hatte der neue Arzt bewirkt: Er hatte Cedric klargemacht, dass es überhaupt keinen Grund gab, sich selbst unter Druck zu setzen. »Sie sind, wie Sie sind. Wenn Sie das als Erstes akzeptieren könnten und sich in dieser Beziehung keinen Stress mehr machten, wäre uns schon viel geholfen.«
    Auf diesen Arzt hatte er sein Leben lang gewartet.
    Und ohne ihn hätte er die vergangenen Wochen sicher nicht ertragen. Dana hatte ihn gebeten, ihr zur Seite zu springen, als es darum ging, die Murrays zu überreden, dass Pippa zusammen mit Sean beigesetzt werden sollte. Keiner wusste zu dem Zeitpunkt, wann es so weit sein würde, wann das Wetter eine Bergung der Leichen zulassen würde.
    »Ich habe nichts damit zu tun«, sagte Cedric und fühlte sich hilflos.
    »Auf Sie wird man hören«, sagte Dana, blieb stur und tauchte eines Tages wirklich mit ihren Eltern, ihrem Ehemann, ihrem Bruder und dessen Frau vor seiner Haustür auf. Er kam nicht wirklich zu Wort, da Dana ununterbrochen auf ihre Sippe einredete. Aber seine Aufgabe bestand ohnehin darin, lediglich hin und wieder beipflichtend mit dem Kopf zu nicken oder zustimmende Geräusche von sich zu geben. Aus einem ihm unverständlichen Grund hatten die Murrays solchen Respekt vor ihm, dass sie Dana schließlich nachgaben und sich am Ende bei ihm für das erkenntnisreiche Gespräch bedankten.
    Es gab immer noch viel zu viele Dinge in der zwischenmenschlichen Kommunikation, die sich ihm nicht erschließen wollten.
    Die Beisetzung hatte er nun hinter sich, und da es niemanden gab, der die Gäste bei sich zu Hause aufnehmen wollte (Michael McLean,
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