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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift
Autoren: Martin Scott
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Wahrscheinlichkeit die ganze Sache heil überstanden habe, aber ich möchte eigentlich nur noch eins: schlafen.

17. KAPITEL
    Wir kommen etwa eine Stunde vor Beginn des letzten Prozesstages bei Gericht an. Die Sonne brennt schon wieder unerträglich heiß vom Himmel herunter. In der Stadt hat sich seit Tagen nicht mehr das geringste Lüftchen geregt. Die Flugratten hocken träge auf den Statuen im Forum und schlagen matt mit den Flügeln. Mir rinnt der Schweiß ins Innere der Tunika. Ich habe die Hitze allmählich satt. Und ich habe es auch satt, die Hitze satt zu haben. Rallig leidet in seiner schwarzen Uniform mindestens genauso wie ich. Mir fällt auf, dass die Wachen und Beamten des Gerichts ihn immer noch mit Respekt behandeln. Er ist zwar von Rhizinius aus dem Palast geworfen worden, aber sie wissen alle, dass der Hauptmann zehnmal so viel wert ist wie der Ex-Vizekonsul.
    Draußen auf dem Forum versammeln sich immer mehr Leute, die auf den Beginn des Gerichtstages warten. Darunter befinden sich armselige kleine Gauner, die sich auf eine Kreuzfahrt hinter einem Ruder freuen dürfen, und auch wohlhabende Kaufleute von der Ehrenwerten Kaufmannschaft, die einem viel komplizierteren Prozess wegen Wirtschaftskriminalität entgegensehen. Es gibt sogar ein Paar goldhaariger und grün gekleideter Elfen, die mit einem Advokaten und dessen Assistenten an einem Springbrunnen sitzen und sich über einige alte Schriftrollen beugen.
    »Sie sind bei einem Handel mit einer Schiffladung Silber über ihre spitzen Ohren gehauen worden«, informiert uns der Hauptmann. »Warum diese Elfen immer noch erwarten, dass Turanier ehrlich sind, geht über meinen Horizont.«
    Makri grüßt sie im Vorbeigehen in der Königlichen Sprache. Die beiden Elfen springen alarmiert auf die Füße, weil sie vermuten, dass irgendein wichtiger Elfenlord unerwartet indie Stadt gekommen ist. Als ihnen klar wird, wer sie da begrüßt hat, fallen sie vor Verblüffung fast hintenüber. Makri grinst zufrieden und schlendert weiter.
    »Ich habe wirklich gedacht, dass es Gesox war, der Rodinaax getötet hat«, sagt Hauptmann Rallig, als er uns zu den Zellen unter dem Gerichtsgebäude führt. »Er ist so ein armseliger kleiner Kerl, dass ich fast Mitleid mit ihm hatte – was mich natürlich nicht daran gehindert hätte, ihn aufzuknüpfen. Diesmal muss ich dir wirklich Abbitte leisten, Thraxas.«
    Ein armseliger kleiner Kerl beschreibt ziemlich genau den Anblick, der uns erwartet, als wir Gesox endlich erreichen. Es ist der letzte Prozesstag, und er weiß, dass er bald schuldig gesprochen und gehenkt werden wird. Als wir in die Zelle kommen, liegt er auf seiner Pritsche. Frische Hoffnung leuchtet auf seinem Gesicht auf, als er mich sieht.
    »Thraxas! Ich dachte schon, Ihr hättet mich aufgegeben.«
    »Ich gebe niemals einen Klienten auf«, erkläre ich ihm. »Und ich verliere auch nicht häufig einen.«
    Ich halte inne und sehe mich verlegen in der Zelle um. Sie ist vollkommen kahl, und ich kann meinen Blick nur auf Gesox richten.
    »Obwohl Ihr, technisch gesehen, gar nicht mein Klient seid. Präfekt Tholius hat Euch weggeschleppt, bevor Ihr mir einen Vorschuss zahlen konntet, und wir sind nie dazu gekommen, unsere Abmachung formell zu bestätigen. Was sehr bedauerlich ist.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Wenn Ihr mein Klient wärt, dann hätte ich vielleicht mehr Bedenken. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich einen meiner Klienten dem Gericht ausliefere. Es geht mir gegen den Strich. Selbst wenn mein Klient sich als schuldig entpuppt, würde ich ihn eher auf einem schnellen Pferd aus der Stadt schicken, als ihn auszuliefern. Aber da Ihr nicht wirklich mein Klient seid und da Ihr Rodinaax tatsächlich getötet habt…«
    Ich hebe hilflos die Hände, Handflächen nach oben.
    Entsetzen malt sich auf Gesox’ Gesicht ab. »Ich habe ihn nicht umgebracht!«
    Ich bin müde, und ich komme mir eklig vor, weil ich das tun muss. Ich will es schnell hinter mich bringen.
    »Tut mir Leid, Gesox. Ich habe alle anderen Möglichkeiten abgeklopft. Ich habe mich sogar mit Mördern, Mönchen, der Bruderschaft und Gott weiß wem noch angelegt. Makri ist dabei beinah getötet worden, und viele andere sind gestorben. Als Ihr angefangen habt, mit so viel gestohlenem Gold herumzuhantieren, ist Euch die Sache offensichtlich sehr schnell über den Kopf gewachsen. Ihr hättet Euch lieber heraushalten sollen. Ihr musst gewusst haben, dass die ganze Geschichte einige Nummern zu groß
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