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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie sich jetzt von menschlichen Gestalten umgeben, einige fast greifbar, andere nur schemenhaft und körperlos. Mit der Autorität einer Bewahrerin zwang sie alle in ihren Kreis – Arilinn, Nevarsin, das entlegene Dalereuth und auch Tramontana. Selbst Mikhail vom Comyn-Turm antwortete ihr.
    Im Geist verbunden, die Hände einander gereicht, umstanden sie das Inferno, das einst Neskaya gewesen war. Mit einer flinken, geschickten Berührung verknüpfte Asharra die Kräfte aller zu einem Netz, formte daraus eine Decke und warf diese über den Turm.
    Zunächst passierte überhaupt nichts; doch dann erschütterte ein Ausbruch blindwütiger Energie Neskaya. Die Explosion drohte, den Schutzschild des Kreises zu zerstören. Asharra war auf das Äußerste angespannt, aber ihr Kreis hielt.
    Plötzlich bemerkte sie, wie sich der Brennpunkt der Apparatur verlagerte. Ihre zerstörerische Kraft war nicht länger gegen Thendara gerichtet, sondern zielte jetzt unmittelbar auf ihren Kreis.
    Die Oberwelt erzitterte wie ein Lebewesen, und die Decke, die Asharra gewoben hatte, zerriß in kleine Fetzen. Überall sprangen Flammen hervor, züngelten durch das Energiegewebe hindurch und verwandelten sich auf ihrer Bahn der Zerstörung in gezackte, weiße Blitze.
    Haltet zusammen! donnerte Asharra immer noch, als das Gewebe ihrer Decke zu Lumpen zerfiel. Das Feuer wälzte sich über ihren Kreis und ergriff Männer und Frauen. Ihre Geistkörper verflüchtigten sich immer mehr, bis Asharra nur noch die skelettartigen Umrisse der glühenden Kanäle ihres Larans sehen konnte.
    Schreie gellten durch die Luft – und es waren Schreie voller Todesqualen. Arnad von Arilinn entschwand ihrem Blick; sein altes Herz vermochte der Belastung nicht länger standzuhalten. Mikhail vom Comyn-Turm bäumte sich noch einmal auf; sein Körper war wie von geschmolzenem Metall glutrot überzogen. Etwas in seinem tiefsten Inneren zerbarst und riß seinen Körper in tausend Stücke.
    Asharra versuchte verzweifelt, den Kreis neu zu ordnen, aber selbst Varzil hätte nicht die Kraft gehabt, ihn zusammenzuhalten. Dann erkannte sie etwas anderes – ein Muster drängte sich ihr förmlich ins Bewußtsein. Viele der Leroni wanden sich und starben, aber andere, wenn auch immer weniger, blieben stark und kämpften weiter. Des Rätsels Lösung lag plötzlich direkt vor ihr – es war die rot pulsierende sexuelle Energie, die ihre Kanäle blockierte! Die mörderische Apparatur war irgendwie auf diese Energie abgestimmt! Alle Männer und Frauen, die jemals sexuell aktiv gewesen waren, wurden jetzt kämpfend in das pervertierte Muster hineingezogen.
    Nur ich kann dem widerstehen, erkannte Asharra. Ich und meinesgleichen.
    Sie machte sich sofort daran, in ihrem Kreis diejenigen Arbeiter auszusuchen, die entweder durch ihr Training oder persönliche Entscheidung keusch geblieben waren. Und mit ihnen verband sie ihren Geist zu reinstem, blauen Feuer! Asharra schuf Wände aus massivem, undurchdringlichem Eis, die die Blitze der Apparatur nach allen Seiten abblockten.
    Von Minute zu Minute ließ die Glut des Feuers nach. Dann erschütterte eine gewaltige Explosion die Oberwelt, doch sie wurde innerhalb des blauen Eiskristalls, den Asharras Kreis bildete, aufgefangen und erstarb allmählich zu völliger Stille.
     
    Tage später erwachte Asharra, leicht zitternd, in ihrem Zimmer im Turm zu Hali. Cheria, die junge Überwacherin, beugte sich mit besorgter Miene über sie. Asharra richtete sich auf und versuchte zu sprechen. Aber sie war noch zu erschöpft, die Lippen zu bewegen; zu erschöpft auch, um mit ihrem Laran Verbindung aufzunehmen. Doch trotz aller Erschöpfung wurde ihr bewußt, daß von allen Bewahrern auf Darkover nur drei übriggeblieben waren: Ellimara von Corandolis, das Chieri-Halbblut Raimond Lindri, und sie selbst.
     
    Die anderen Türme boten ihr kaum noch Widerstand, selbst die kläglichen Überreste von Neskaya nicht. Sie hatten nur die Wahl, entweder Asharras Bedingungen anzunehmen oder ihrem traurigen Ende entgegenzusehen. Mit ihren verbliebenen Unterbewahrern konnten sie sich bestenfalls noch ein paar Jahre durchschlagen, wenn sie hauptsächlich einfache Arbeiten verrichteten. Aber um die weitverbreiteten Zerstörungen, die die Kataklysmus-Apparatur trotz Asharras Eingreifen angerichtet hatte, zu beheben, bedurfte es weitaus größerer und längerer Anstrengungen.
    »Ich werde Eure neuen Bewahrerinnen ausbilden«, teilte Asharra ihnen mit, »aber ich werde es
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