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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Götter ihr Frieden schenken. Wir trinken auf ihr Angedenken und wünschen ihnen immerwährenden Frieden.« Diesmal wurden die Pokale schweigend erhoben.
    »Doch auch neues Leben regt sich in unser Mitte. Dyffed brachte uns mit Caitlin ein neues Weib, das uns Dyffeds Sohn Bran schenkte. Und Kenel holte Cassilda zu uns, die vor erst zwei Langwochen prächtige Zwillingstöchter gebar. Laßt uns auf den Fortbestand und die Stärke des Clans trinken!« Und diesmal waren die Rufe noch lauter, als die Toasts ausgesprochen wurden.
    »Nun haben wir uns wieder zum Mittwinterfest versammelt. Die Ernte war üppig, unsere Handwerker haben unermüdlich gearbeitet und dem Clan reichhaltige Handelsgüter beschert, und wir können dankbar sein, daß dieser Winter bei weitem nicht der schlimmste ist, den Darkover je gesehen hat. Alles ist bestens geregelt, und nun ist es wieder an der Zeit, unsere Aufmerksamkeit den Mitgliedern des Clans zuzuwenden.« Der alte Mann hielt kurz inne, grinste den Tischgenossen zu und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Becher.
    »Zur Stärkung des Clans und zum Wohle derer, die nach uns kommen, war es bei uns schon immer Brauch, daß unsere Frauen so vielen Männern wie möglich Kinder gebären. Deshalb spricht das Oberhaupt des Clans traditionsgemäß jedem Mann eine Frau als Jahresbraut zu. Im nächsten Jahr wird es ihre Pflicht sein, Bett, Herd und Tisch mit ihm zu teilen – und wenn es den Göttern gefällt, wird sie ihm ein Kind austragen. Die Pflicht des Mannes aber besteht darin, sich um seine Braut zu kümmern und für ihre Bedürfnisse zu sorgen. So ist es von Anfang an gewesen, und so soll es auch im kommenden Jahr sein.«
    Der alte MacKenzie winkte seinen Verwalter zu sich, der ihm ein großes, in Leder gebundenes Buch brachte und es ungeöffnet auf den Tisch legte. Überall in der Großen Halle sah man Köpfe nicken, und manch einer schien daran zu denken, wie sonst das Zuchtregister geöffnet wurde, um darin zu verzeichnen, welche Hengste welchen Stuten zum Decken zugeführt wurden. Aber heute war Mittwinterfest, und an diesem Morgen hatte man andere Angelegenheiten festgelegt.
    Der Clan beobachtete amüsiert seinen Anführer, wie er dastand und den Buchdeckel scheinbar eine angemessene Zeit lang musterte. Und wie jedes Jahr schaute er zum gleichen Zeitpunkt in gespielter Überraschung im Saal umher. »Aber ich sollte keinen der Anwesenden länger auf die Folter spannen, nicht wahr«, scherzte er und öffnete das Hauptbuch auf jener Seite, die mit einem Band gekennzeichnet war. Dann machte er sich daran, die Namen der Männer aus seinem Clan aufzurufen, wobei er mit den Ältesten begann. Sobald ein Mann aufgerufen wurde, führte er seine Frau vor den Lord und kehrte an seinen Platz zurück. MacKenzie verlas die Liste der Kinder, die die Frau dem Clan bislang geboren hatte, und von wem sie gezeugt worden waren. Dann nannte er den Mann, dem sie nun als Jahresbraut zugedacht war. Dieser trat vor und führte die Frau zu dem Platz an seiner Seite.
    Bei den älteren Paaren bemerkte Caitlin, daß sich die Trennung gewöhnlich freundschaftlich und ohne große Tränen vollzog. Caitlin erklärte sich dies damit, daß sie sich schon an diese Regelung gewöhnt hatten und in manchen Fällen vielleicht sogar froh waren, neue Gefährten zugeteilt zu bekommen. Je jünger die Paare aber wurden, desto trauriger gestalteten sich die Abschiedsszenen, und desto länger dauerten die Umarmungen und Küsse. MacKenzie schien darüber wohlwollend hinwegzusehen und widmete seine Aufmerksamkeit einer anderen Sache, sollte einmal ein Paar allzu lange brauchen, um sich zu trennen.
    »Dyffed, mein Sohn, komm zu mir«, sagte er schließlich. Caitlin erhob sich und nahm Dyffeds Arm, wobei sie ihn einmal kurz anblickte und leicht verlegen lächelte. Als er sich zur ihr beugte, um sie zu küssen, hörte Caitlin, wie er ihr rasch ins Ohr flüsterte: »Vater hat mir bereits gesagt, wen er für dich ausgesucht hat. Du braucht keine Angst zu haben. Er ist ein guter und sanftmütiger Mann, und er wird dich behutsam lieben.« Seine Lippen berührten ihre ein letztes Mal – dann stand sie allein da.
    »Nun, mein Kind, ich nehme an, daß Dir dies alles noch reichlich merkwürdig vorkommt«, wandte sich MacKenzie nicht ohne Mitgefühl an Caitlin. »Aber auch Du wirst nach einiger Zeit verstehen lernen, wie sehr diese Regelung uns allen nutzt. Kenel, tritt vor und nimm deine Jahresbraut in Empfang.«
    Nach dem Fest wurden die
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