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Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)

Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)

Titel: Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
Autoren: Johann Löwen , Eduard Dyck
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ie grünliche Gestalt sah auf den kleinen Blutfleck hinter der Reeling, dann beugte sie sich über den Mann. Die Bewegung verriet ratloses Erstaunen.
    Aber der Mann war zu nichts mehr fähig. Er schloss lediglich die Augen in der Gewissheit, dass er gleich sterben würde. Unendliche Schwermut machte sich in seinem Herzen breit, weil er nichts dagegen tun konnte.
    Weder Freude noch Erleichterung überkam en ihn, als er einige Sekunden später feststellte, dass er immer noch atmete. Und es war ihm völlig gleichgültig, dass die grünliche Gestalt ihn wie einen Sack auf die Schulter wuchtete, auf den Steg sprang und zur Treppe lief. Für einen Moment erblickte der Mann die Frau im Wasser neben der Yacht. Sie drückte sich in ihren Schatten, hielt sich am Rumpf fest und sah hilflos zu wie er weggetragen wurde.
    Tiefes B edauern darüber, das Schlafmittel nicht genommen zu haben, war das einzige was der Mann verspürte, während er fortgetragen wurde. Ohne jede Gegenwehr wartete er auf den Tod und wünschte sich nur, es würde schnell gehen.

3. Nur die blauen Flächen der Ozeane auf dem Hologramm leuchteten halbwegs fröhlich. Die Landmassen glimmten dagegen düster im grau-schwarzen Ton. Die winzigen grünen Punkte, die an manchen Stellen flimmerten, wurden von der dunklen Farbe geradezu erstickt. Wie in der Wirklichkeit auch. Es waren lediglich siebzehn Punkte da und sechzehn verteilten sich auf einem einzigen Kontinent. Sonst gab es nirgendwo mehr von Menschen bewohnte Städte.
    Der gesetzte Mann im edel-strengen Anzug, der vor der Karte stand, steckte die Hände in die Hosentaschen und seufzte bitter. Wie sehr hatte er sich gewünscht, dass sein Name untrennbar damit verbunden sein würde, dass auf dem Kartenhologramm noch mehr grüne Punkte leuchten würden, und nicht viel weniger. Nur dafür hatte er schon mit vierzig sein Leben radikal verändert. Über sechzig Jahre lang hatte er nicht wie die anderen alle einfach nur das Privileg genossen, ein Mensch zu sein. Stattdessen hatte er in mühevoller Hingabe für Recht und Ordnung gesorgt. Er hatte nichts von dem unbekümmerten Leben eines normalen Menschen gehabt, aber er hatte unermüdlich daran gearbeitet, es für seine Mitbürger noch sorgloser und einfacher zu machen.
    Dafür waren die meisten von ihnen jetzt tot, aber er war es wert, dass sein Leben beschützt wurde. Er hatte bessere Dinge zu essen und zu trinken und konnte den edlen Seidenanzug tragen. Nun konnte er alle Vorrechte genießen.
    Der Mann drehte sich um und ging zum Fenster.
    Früher hatte es oft offen gestanden und der Mann hatte die fröhlichen Stimmen vom Café an der Ecke gehört. Jetzt existierte das Café nicht, dessen Automat die leckersten Waffeln der Stadt synthetisieren konnte. Es gab überhaupt keine Cafés mehr in der Stadt. Und eigentlich gab es die Stadt selbst auch nicht mehr, nur eine Ansammlung von öden Straßen. Doch das sechs Zentimeter dicke Glas des Fensters hielt das jammernde Heulen des kalten Windes zurück, der durch die leeren Gassen pfiff, und ließ auch sonst kein Geräusch von außen durch.
    Aber das Licht schon. Doch dieses war genauso trostlos wie die Karte. Dicke Wolken leuchteten am Himmel giftig in einem Rot, das desto schwärzer wurde, je näher es dem Horizont war. Über den leblosen Häusern, die ohne Fenster wie ausgehöhlte Schädel wirkten, verdichtete sich die Dunkelheit.
    Ein schnelles, knappes Klopfen ließ den gesetzten Mann die Gedanken an sein ungerechtes Los eines Führers, dem das Schicksal nicht wohlgesonnen war, für den Moment vergessen. Eigentlich war der gesetzte Mann dafür sogar dankbar.
    "Herein", rief er und ging zur Tür, das Jackett glatt ziehend.
    Die schweren Flügel öffneten sich etwas und ein anderer Mann trat ein. Die Tür schloss sich mit einem wuchtigen dumpfen Klacken, während der Besucher stehenblieb und respektvoll, aber selbstbewusst den Kopf neigte.
    Der gesetzte Mann musterte ihn, obwohl er ihn mittlerweile schon ganz gut kannte. Vor einigen Jahren hätte der gesetzte Mann sich im Stillen köstlich amüsiert, dass auch wenn seine eigenen Haare schon ergraut, so doch fast vollzählig noch da waren. Der Besucher, obwohl erheblich jünger, hatte nur einen dünnen unordentlichen Schopf blonder Stoppel an seinem Hinterkopf.
    Aber dafür trug er den weißfarbenen Overall und in seinen Augen lag etwas, das der gesetzte Mann niemals haben würde, und darum beneidete er seinen Besucher. Er selbst besaß Wissen – sein Besucher war
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