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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition)
Autoren: Thomas de Padova
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Fremdatome aus der Kältefalle ferngehalten werden. Andere brillieren in der Laserforschung und lenken präzise aufeinander abgestimmte Laserlichtstrahlen über eine Vielzahl kleiner Spiegel auf die zu kühlenden Atome.
    Nur dank der Kreativität vieler einzelner Wissenschaftler sind solche Teams dazu in der Lage, die technischen Komponenten jederzeit zu verändern und zu optimieren. Das macht die besondere Dynamik der physikalischen Forschung aus. Und wie bereits Galilei sind auch heutige Forscher ein ums andere Mal selbst davon überrascht, wofür ihre Apparaturen letztlich zu gebrauchen sind. Die Mittel sind allgemeiner als die Zwecke und können in völlig anderen, unabsehbaren Zusammenhängen Verwendung finden.
    Das Fernrohr ist ein vergleichsweise einfaches Instrument. Schon dieses Beispiel zeigt jedoch, an wie vielen Stellen ein Forscher während seiner Arbeit auf unerwartete Schwierigkeiten stoßen kann: ob beim Einkauf oder Schleifen der Linsen, beim Ausblenden der nicht passend geformten Randzonen der Gläser oder beim Auftreten farbiger Bildverzerrungen.
    Galilei lässt sich durch solche Hindernisse nicht aufhalten. Sie fordern vielmehr seine Erfindungsgabe heraus. Auf seinem Weg zum Ruhm wird er noch viele Widerstände ganz anderer Art auf virtuose Weise meistern.

EINE MATHEMATISCHE HIMMELSLEITER
    Keplers Traum vom Mond
    Hat er das alles zu Papier gebracht? Hunderte Seiten voller Berechnungen, Tabellen mit den Entfernungen der Planeten von der Sonne, Sinustafeln und Triangulationen?
    Als Johannes Kepler im Sommer 1609 mit seiner Neuen Astronomie nach Prag zurückkehrt, an der er sechs Jahre gearbeitet und auf deren Druck er weitere drei Jahre gewartet hat, sind ihm die eigenen Worte und Gedanken beinahe fremd. Selbst die Übersichtstafel, die er dem Leser als Leitfaden an die Hand gegeben hat, um sich in dem Labyrinth aus insgesamt siebzig Kapiteln zurechtzufinden, erscheint ihm verwickelter als der gordische Knoten.
    Es sei heutzutage ein hartes Los, mathematische Bücher zu schreiben. »Wahrt man nicht die gehörige Feinheit in den Sätzen, Erläuterungen, Beweisen und Schlüssen, so ist das Buch kein mathematisches. Wahrt man sie aber, so wird die Lektüre sehr beschwerlich.«
    Der Kreis möglicher Adressaten ist klein, Kepler macht sich diesbezüglich keine Illusionen. »Ich selber, der ich als Mathematiker gelte, ermüde beim Wiederlesen meines Werkes mit den Kräften meines Gehirns.«
    Diesmal hat der leidenschaftliche Mathematiker besonders dicke Bretter gebohrt. Seit er vor neun Jahren mit seiner Familie von Graz nach Prag gezogen ist, hat er den verwickelten Lauf der Gestirne anhand der besten verfügbaren Beobachtungsdaten entwirrt.
    Es waren Jahre des fieberhaften Grübelns. Mal dachte er, die Ordnung des Planetensystems mithilfe der physikalischen Grundannahmen erklären zu können, dann wiederum vertiefte er sich ganz in die Mathematik. Gegen tausend Wände sei er bei seinen Überlegungen gestoßen, für einen einzigen kleinen Schritt in seiner Argumentationskette habe er »mindestens in 40 Fällen je 181 Mal die gleiche Rechnung ausführen« müssen.
    Hätte er sich wenigstens in Ruhe auf sein Werk konzentrieren können! Doch Kepler ist kaiserlicher Mathematiker, und seine Aufgaben am Hof – astrologische Gutachten und die Verwaltung des umfangreichen Erbes seines berühmten Vorgängers, des Astronomen Tycho Brahe – halten ihn immer wieder von seinen Studien ab. »Ich glaube, sie nehmen die halbe Zeit in Anspruch.« Mehr Zeit, als dem Hofmathematiker lieb ist.
    Der Herrscher und sein Hof
    Als er noch in der Prager Neustadt nahe beim Emmaus-Kloster wohnte, dauerte allein der tägliche Fußmarsch zur Burg eine Stunde. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und den drei Kindern in der Altstadt, von seiner Wohnung aus sind es nur ein paar Schritte bis zur Karlsbrücke, über die er den Hradschin schnell erreicht.
    Die über Jahrhunderte gewachsene Burgstadt ist eine Welt für sich. Auf dem Hügel liegt, umringt von den Palästen böhmischer Adelsfamilien, das Machtzentrum der Habsburger. Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit hat Rudolf II. seinen Amtssitz von Wien nach Prag verlegt, hier kann er sich vor den Türken sicherer fühlen.
    Rudolf II. ist Kaiser eines Reiches, das unüberschaubare Interessenkonflikte zersplittert haben. Seit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 ist die konfessionelle Spaltung Deutschlands besiegelt, die teils katholischen, teils protestantischen Kurfürsten- und
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