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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition)
Autoren: Thomas de Padova
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und Galileis Beobachtungen machen plausibel, warum die Sonne als Zentrum des Kosmos betrachtet werden muss, die Erde dagegen als randständiger Planet. Im selben historischen Augenblick wird die neue Stellung des Globus sowohl durch die Brille der Mathematik als auch durch das Fernrohr sichtbar. Keplers Begeisterung für die Schönheit und Einfachheit des Universums und Galileis Faible für Instrumente und Experimente werden programmatisch für eine Forschung, die die Wirklichkeit durch universelle Gesetze zu beschreiben versucht und durch präzise Techniken in alle Belange unseres Alltags eingreift.
    Dieses Buch zeichnet den Aufstieg der neuen Wissenschaft und die damit verbundenen Umbrüche nach. Im Mittelpunkt steht der Dialog, der sich zwischen dem Italiener und dem Deutschen entspannt und den Kepler voller Enthusiasmus beginnt. Er hat auch mich in die Gedankenwelt und das soziale Netz der beiden Protagonisten hineingezogen.
    In ihren Briefen begegnen sich Kepler und Galilei auf einem schmalen Grat zwischen schwärmerischer Begeisterung und nüchterner Analyse, zwischen offenem Gedankenaustausch und Geheimhaltung, zwischen Kooperation und Konkurrenz. Die bisher wenig beachtete Korrespondenz wirft auf beide Forscher ein neues Licht: Im Spiegel des jeweils anderen zeigen sich ihre Weitsicht und Engstirnigkeit, ihre gedankliche Schärfe und Ignoranz.
    Eine Gegenüberstellung der beiden schillernden Figuren eignet sich in besonderer Weise dazu zu erkunden, was Forscher bis heute dazu treibt, vertraute Sichtweisen hinter sich zu lassen und ein unbekanntes Terrain zu betreten. Und wie das Neue in die Welt kommt.

Teil I
    DER BLICK DURCHS FERNROHR

DIE WELT HINTER DEN GESCHLIFFENEN GLÄSERN
    Wie Galilei das Fernrohr noch einmal erfindet
    Große wissenschaftliche Entdeckungen verdanken sich oft dem Wagnis einzelner Forscher, sich einer Idee ganz zu widmen. Der Physiker Wolfgang Ketterle zum Beispiel verbrachte die kreativsten Jahre seines Lebens damit, außergewöhnliche Kühlschränke zu bauen. Er wollte Atome in einen hypothetischen, von Albert Einstein vorhergesagten Kältezustand versetzen. Das Gespräch über seinen langen Weg zum Nobelpreis, das ich im Frühjahr 2002 am Massachusetts Institute of Technology in den USA mit ihm führte, ist mir bis heute lebhaft in Erinnerung geblieben. Vielleicht liegt das an einem einzigen Wort, einer Nebensächlichkeit, auf die der Vierundvierzigjährige plötzlich zu sprechen kam, nachdem er sich warmgeredet hatte: sein Feldbett.
    Der hoch aufgeschossene Wissenschaftler hatte einen provisorischen Schlafplatz in seinem Labor. Er schlug dieses Feldbett in jenen Nächten auf, in denen sein Experiment nach vielen Stunden des Justierens und der Feinabstimmung endlich so lief, wie es sollte. Wenn die in einer magnetischen Falle eingesperrten Gasatome, von Laserlicht gebremst, eine Temperatur erreicht hatten, die nur noch wenige Milliardstel Grad vom absoluten Kältepunkt entfernt war, dann konnten er und seine Mitarbeiter unmöglich nach Hause gehen. Das Team kühlte mit anderen Forschergruppen der Welt um die Wette.
    Es war ein äußerst knappes Rennen. Aber selbst nachdem Ketterle die kälteste Insel im Universum erreicht hatte, ging der Wettstreit weiter. Der ehemals ambitionierte Marathonläufer setzte nun alles daran, sich einen Überblick über das unbekannte Terrain zu verschaffen. Würden sich beim Tanz der tiefgekühlten, nie ganz zur Ruhe kommenden Atome neue physikalische Gesetzmäßigkeiten zeigen?
    Das Feldbett versinnbildlicht Ketterles Ausdauer und Hartnäckigkeit bei dieser Entdeckungsreise. Für mich ist es zu einer Metapher für die Hingabe und Leidenschaft geworden, mit der sich Wissenschaftler verschiedener Zeiten und Fachrichtungen ihrer geistigen und handwerklichen Arbeit gewidmet haben. Um es mit Ketterles Worten zu sagen: »Pionierleistungen vollbringt man mit einer neuen Maschine, kurz bevor man todmüde umfällt.«
    Galileis neue Leidenschaft
    Im Sommer 1609 stürzt sich Galileo Galilei auf den Bau des Fernrohrs. Von einem Tag auf den anderen legt er seine vielversprechenden mechanischen Experimente zur Seite und beschäftigt sich nur noch mit dem neuen Vergrößerungsinstrument, das Brillenmacher ein Dreivierteljahr zuvor in den Niederlanden erfunden haben. Es ist ein Entschluss, der seiner Forschung eine völlig neue Richtung geben und in einen jahrelangen Wettlauf um immer neue Entdeckungen einmünden wird.
    Zu dieser Zeit ist Galilei Mathematikprofessor an
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