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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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ganzes Stück. Zumal es in diesen Breitengraden sehr schnell dunkel wird.«
    Wesley nickte. Aha. Dass sie noch weiter zu einer anderen Insel sollten, hörten sie jetzt zum ersten Mal. Überhaupt waren die Informationen spärlich gewesen: dass sie sich irgendwo auf den Niederländischen Antillen befanden. Dass sie die Ersten seien, die ihn besuchen dürften. Dass sie Kleidung für zwei Tage mitnehmen und im Übrigen über diesen Besuch für immer Stillschweigen bewahren sollten.
    Durch das staubige Fenster des Minibusses sah er hinüber zum Palmenwald, bis am Horizont das Meer auftauchte. Da sollten sie also hin. Da hatte man ja wirklich ein abgelegenes Plätzchen für Jansen gefunden.
    Keine Stunde später jagten sie mit einem schnittigen Motorboot, auf dem das nagelneue Logo des Jansen-Konzerns prangte, über das Wasser.
    Wesley kniff die Augen zusammen und lauschte der einheimischen Crew, die sich auf Papiamento unterhielt und viel und laut lachte. Über ihnen der karibische Himmel, unter ihnen glasklare Wellen – es war atemberaubend. Das Meer war so lebendig. So könnte er ewig sitzen bleiben.
    Er betrachtete Doggies helles Haar und lächelte. Beide hatten sie ihre Zweifel gehabt, waren aber jetzt froh, hergekommen zu sein. Sie hatten eine Luftveränderung dringend nötig.
    Keine zwei Stunden nach dem Angriff auf das Weiße Haus hatte sich das Themenspektrum der Berichterstattung wieder erweitert. Die erste Geschichte verbreitete sich in Windeseile übers Internet: In Seattle war ein Haus in die Luft gesprengt worden, unter dessen Trümmern Moonie Quales Leiche lag.
    Auf die Anhänger der Milizen hatte das demoralisierende Wirkung – die ersten, am schlechtesten organisierten Milizen legten noch am selben Tag die Waffen nieder. Nach einer weiteren Nacht des Kampfes mit den rabiateren Gruppen wurde der Waffenstillstand erklärt. Hunderttausende Bürger nutzten die Generalamnestie, um ihre Waffen abzuliefern, sogar Wesleys Vater.
    Bald schon begann überall im Land die Normalität zurückzukehren, die Erleichterung der Menschen war enorm.
    Exakt vierundzwanzig Stunden nach dem Angriff, am Nachmittag des 30. März, einem Montag, trat der Kongress zusammen und annullierte die Ernennung Thomas Sunderlands zum Vizepräsidenten. Dadurch rückte der ehemalige Vizepräsident Michael K. Lerner wieder auf. Spekulationen darüber, ob er nun zurückgetreten oder von Jansen entlassen worden war, wurden beiseitegefegt. Der Kongress war sich einig, dass Lerners Ausscheiden so ausgelegt werden sollte, wie es für das Land am besten war. Oder hatten andere etwa ähnliches Rückgrat bewiesen und waren ihrem Standpunkt treu geblieben? So konnte noch am selben Tag Vizepräsident Lerner als Präsidentvereidigt werden. Die Aufarbeitung von Jansens Amtszeit hatte begonnen. Sie würde wohl als eines der schwärzesten Kapitel der Geschichte Amerikas in den Schulbüchern auftauchen.
    Wesley saß zu dem Zeitpunkt in einem Flugzeug, das ihn vom Gefängnis in Waverly zum Krankenhaus in Washington brachte. Dort blieb er, bis das Nachspiel begann.
    »Was meinst du, Wesley? Was für einem Jansen werden wir begegnen?«, fragte Doggie.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er ganz er selbst. Na, und kurze Hosen wird er wohl anhaben.«
    Sie hatten schon so oft darüber gesprochen. Was bedeutete es für einen Menschen, wenn er seines Landes verwiesen wurde und es nie wieder betreten durfte?
    »Ich glaube, es geht ihm gut. Sonst hätte er uns ja auch nicht eingeladen, oder?«, sagte Rosalie.
    »Wir werden’s ja gleich sehen«, sagte T. und lächelte.
    Nach den Anhörungen im Kongress waren nur zwei Minister der alten Regierung im Amt verblieben, die anderen wurden ohne Pensionsansprüche entlassen. Einige mussten mit einem gerichtlichen Nachspiel rechnen, und das zeigte Wirkung. Am tragischsten waren wohl Betty Tuckers Selbstmord und Billy Johnsons tödlicher Herzinfarkt nach Zustellung der Klageschrift. Selbst in den Zeitungen konstatierte man bestürzt, dass Johnson doch vermutlich freigesprochen worden wäre. Das war auch Wesleys Einschätzung, denn wer außer Billy Johnson hatte sich dafür eingesetzt, die Schäden so schnell wie möglich zu beheben?
    Wesley und Doggie waren als Kronzeugen geladen. Doch als es um die Anklage gegen Jansen ging, wollten sie nicht aussagen. Woher sollten sie wissen, welche Ereignisse Jansen und welche Sunderland zuzuschreiben waren? Sie hatten ja keine genauen Informationen.
    Dann versuchte man, Stabschef Lance
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