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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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durch die Gitter hindurch geleert. Er dachte, der Mann in der Zelle wäre Ihr Vater, und damit war er wohl zufrieden.«
    »Und Sie? Haben die Sie einfach übersehen?«
    Falso zuckte die Achseln. »Vermutlich. Die waren vollauf damit beschäftigt, die anderen Gefangenen zu erschießen und dann wegzukommen.«
    »Warum haben sie das gemacht?«
    »Warum? In Zeiten, in denen das Morden zur Gewohnheit wird? Einfach weil die anderen Gefangenen nicht zu ihnen gehörten.« Noch während er an der Zigarette paffte, die im Mundwinkel hing, zündete er sich eine neue an.
    »Die beiden Vollzugsbeamten, die erschossen wurden – waren die auch im Todestrakt, als die Milizionäre das Gefängnis stürmten?«
    »Nein, da waren nur Curtis und ich. Die beiden waren in den Todestrakt geflüchtet und haben sich selbst eingeschlossen. Hat ihnen aber nichts genützt. Leider, muss ich sagen.«
    »Und ihr habt euch in der Todeskammer versteckt?«, fragte T.
    »Ja. Wir haben die Türen zugemacht, dann kam Freddie Cambell auf dieselbe Idee, schaffte es aber nur bis in den Zeugenraum.«
    Curtis sah zu Boden. »Wir konnten ganz schwach sein Jammern hören, als er auf der anderen Seite der Wand lag und verblutete. Wir haben versucht, ihn wegzuschieben, aber er war zu schwer.«
    »Und der andere, der im Todestrakt?« T. nahm einen tiefen Lungenzug.
    Falso rieb sich das Gesicht. »Lassie? Ich fürchte, dass sie mit ihm gespielt haben, ehe sie ihn erschossen, aber das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass sie ihn wie die Pest hassten. Lassie hatte im Gefängnis viele Feinde. Außerdem war er es, der die Schlüssel zu den Zellen hatte.«
    T. schob die Unterlippe vor. »Und keiner hat gewusst, dass ihr beide, du und Curtis, in der Todeskammer seid?«
    Falso schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht. Das Ganze ging unglaublich schnell. Von dem Moment, als sie die Tür an der Hauptwache aufsprengten, bis zu dem Zeitpunkt, als sie alle ihre Männer hatten und wieder draußen waren, vergingen schätzungsweise drei, vier Minuten.«
    »Und du sagst, sie haben den Milizionär in Nummer vierzehn erschossen.«
    »Ja, wie alle anderen auch. Die haben sich nicht die Zeit genommen, ihre Opfer anzusehen. Die haben einfach draufgehalten und die Magazine durch die Gitterstäbe hindurch geleert. Eins nach dem anderen. Das waren reine Liquidierungen.«
    Doggie drückte die Hand ihres Vaters. Vor gar nicht langer Zeit hatte er mit auf dem Rücken gefesselten Händen vor ihr gesessen und seine Unschuld beteuert, und sie hatte sich von ihm abgewandt. Sie hatte ihn im Stich gelassen. Wie konnte sie das jemals wiedergutmachen? Wie sollte er ihr das jemals verzeihen?
    Sie sah in sein malträtiertes Gesicht und schämte sich.
    Er blickte ihr sekundenlang tief in die Augen. Dieser Blick war wie ein vertrauliches Gespräch. Er verstand sie, konnte es aber nicht ausdrücken. Er konnte ihr verzeihen, auch wenn er gar nicht recht wusste, ob es etwas zu verzeihen gab. So kam es ihr vor.
    Da lächelte er fast unmerklich und wandte sich Wesley zu.
    Auch Doggie sah zu Wesley, der unbeweglich und sehr blass im Rollstuhl saß. Auf seinem Hemd zeichnete sich Blut von seinem Verband ab. Schweiß stand ihm auf der Stirn, aber er selbst schien das nicht zu merken. Stumm und unverwandt sah er Doggie an, vermutlich registrierte er nicht einmal, dass sein Blick erwidert wurde. So einen Blick hatte sie noch nie gesehen.
    Sie wollte ihm gerade etwas sagen, da drückte ihr Vater ihre Hand. »Und, ihr Lieben? Wann wollt ihr heiraten?« Er sprach ganz leise, und doch hallten seine Worte im Raum. Was für eine Frage. Die war ihr selbst noch gar nicht in den Sinn gekommen.
    Ihr Vater sah sie aus zugeschwollenen, aber lächelnden Augen an.
    »Ich bestehe darauf, dass die Feier im Splendor Hotel in Virginia Beach stattfindet.« Er lachte auf. »Es kann doch nicht jedes Mal so dumm laufen.«

EPILOG
    Im Juni desselben Jahres
    Der Privatjet landete bei bestem Wetter auf dem Flughafen von Bonaire. Die Siesta war gerade vorbei, kleine Lieferwagen knatterten durch die engen Gassen von Kralendijk, Klänge karibischer Musik und der Duft von Salbei und Meer erfüllten die Luft.
    Eine der Stewardessen begleitete T. Perkins, Rosalie Lee, Doggie und Wesley auf ihrer Fahrt über die Insel. Ihr entging nicht Rosalies Verzückung angesichts der vielen bunten Geschäfte. »Tut mir leid«, sagte sie, »aber wir haben keine Zeit, anzuhalten. Das Schiff wartet schon auf uns, und bis zur Insel ist es noch ein
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