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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent
Autoren: Sheri S. Tepper
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und gekonnt in ihrem Gehirn herum, und die Hexe blieb bewußtlos liegen. Körperlicher Kampf ist etwas, was wir nie in der Schulstadt gelernt hatten, aber Himaggery glaubte an seine Wichtigkeit. Er beschäftigte in der Leuchtenden Domäne Bauern, die jeden Nachmittag Unterricht gaben. Mir war der Sinn des Ganzen bis eben verschlossen geblieben.
    Chance schaute sie an, als sie so dalag. »Häßlich«, meinte er.
    »Wie ich dir schon sagte«, murmelte ich.
    »Und nun?« Chance fragt mich das immer dann, wenn ich keine Ahnung habe, was kommt. Ich schüttelte den Kopf, legte die Finger auf die Lippen, aufmerksam darauf achtend, was Wafnor tat. Kraftströme schüttelten die hellen Blätter über uns. Dieser Lärm mußte von dem Waffenträger stammen. Ich konnte spüren, wie Wafnor suchte, dann hörte man ein lautes: »Uff!«, als ob jemand grob zusammengequetscht wurde. Ich fühlte ein Schütteln in meinem Kopf, hörte dann Wafnor vergnügt grumbeln: »Festgeklemmt. Hab ihn zwischen zwei Ästen erwischt, und nun steckt er fest!« In einem der Baumwipfel begann es zu wippen, während Wafnor fröhlich weiterbrummte: »Geht nicht mehr vor und zurück. Dämlicher Waffenträger …«
    »Puh!« sagte ich, der ganzen Sache irgendwie leid. »Halt die Pferde, Chance! Ich klettere hoch.«
    Der Waffenträger hing an einem übel lädierten Bein kopfüber in der Astgabel eines hohen Baumes. Wafnor half mir, einen Ast beiseite zu schieben, damit der Spieler auf den mit Laub bedeckten Waldboden fallen konnte, was nicht gerade sanft geschah. Dort lag er neben der Hexe, beide abgehalfterte Spieler von geringer Bedeutung, nicht mehr jung, nicht eben wohlgenährt. Die Vorstellung, sie umzubringen, mißfiel mir. Sie waren keine großen Talente. Ich sagte etwas Derartiges zu Chance.
    »Irgendwie sehen sie mir nicht nach Huld aus. Er würde mehr Verstand haben, als solche armen Würstchen hinter mir herzuschicken.«
    »Kann gut sein, Bursche. Vielleicht sind sie aber auch Versuchskaninchen für die beiden vor uns gewesen, Handlanger, die prüfen sollten, ob man sich an dir die Pfoten verbrennt.«
    Diese Bemerkung war nicht von der Hand zu weisen. Ich entwarf mit Didir eine Möglichkeit, die beiden am Leben zu lassen, etwas, das sie vielleicht in ihre Köpfe hineinpflanzen konnte und das sie dazu trieb zu verschwinden. Nach einer Weile rappelten sich die Hexe und der Waffenträger auf, klopften sich den Staub von der Kleidung und humpelten südwärts, wo das Pferd der Hexe stand. »Sie werden glauben, irgendwohin zu gehen, wo sie andere ihrer Gruppe treffen«, flüsterte Didir. »Diese Vorstellung hält ein oder zwei Tage lang an, aber bis dahin werden sie weit weg von uns sein.«
    »Nun ja«, sagte ich, »wir könnten ja in einem großen Kreis südlich reiten, das würde uns um die beiden vor uns herumführen. Sie wären dann hinter uns …«
    »Junge, Junge«, stöhnte Chance, »umrunde sie, und sie sind hinter dir. Häng einen Unterherold ab, und er findet dich. Was willst du damit erreichen?«
    Ich seufzte, zog meine Stiefel hoch, schaute in den Himmel, sog an einem Zahn. Er hatte recht. Es war nicht einfach, einen Unterherold ›abzuhängen‹, und der Trick, die beiden anderen nach Süden zu schicken, würde niemanden lange täuschen. Außerdem stellten die beiden vor uns, falls Chances Vermutung stimmte, die wirkliche Bedrohung dar und waren von einem ernstzunehmenden Gegner geschickt. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr fragte ich mich, ob Huld dahintersteckte. Es sah nicht nach Huld aus, aber ohne Zweifel war Huld jemand, mit dem man über kurz oder lang rechnen mußte. Ich schlug Chance kräftig auf die Schulter. »Recht hast du, Bruder Chance. Also, wenn schon zurück auf die Straße, dann rasch! Sollen sie sich doch wundern!«
    Und auf ging es. Der Unterherold und der Oberexaminierer hatten sich nur wenig vorwärts bewegt, das Pferd des Waffenträgers am Zügel. Ich zog ein erbärmliches Schauspiel ab, indem ich so tat, als würde ich mich von jemandem, der irgendwo im Gebüsch versteckt lag, verabschieden. Mochten sie es auch nicht glauben, so verwirrte es sie vielleicht ein bißchen.
    Wir waren eine wandelnde Domäne; das Spiel war nicht verknüpft. Die zwei Männer vor uns vereinten fünf Talente in sich und nicht gerade die geringsten. Das erinnerte mich an meinen eigenen ausgelaugten Zustand, und ich holte Shattnir herbei, fühlte, wie die Wärme der Sonne sich in meinem Innern aufzubauen begann. Möglich, daß ich
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