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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug
Autoren: Sheri S. Tepper
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daraufhin schliefen sie in dieser Nacht zwar nicht sehr lange, aber tief.
     
    Am Morgen erschien ein weiterer Bote von Bannerwell und brachte die erstaunlichsten Neuigkeiten. Die Trompeten und Trommeln Bannerwells riefen alle Spieler zusammen, denn auf den umliegenden Hügeln war eine mächtige Streitmacht erschienen, um ein Großes Spiel über Mandor auszurufen: niemand anderes als die Gefolgsleute der Hohen Domäne und der Hochkönig selbst. Diese Trommeln und Trompeten hatte ich vernommen, als ich Seidenhand voll Ingrimm aus der Höhle gejagt hatte. Der Hochkönig war nach Bannerwell gekommen. Und warum?
    Nun, er wollte Windlow zurückholen, denn er glaubte, er werde in den Kerkern von Bannerwell gefangengehalten.
    Das folgende sah Seidenhand von ihrem Platz auf Malplacehügel aus. Dort saß sie und beobachtete das Spiel, wie Mavin es vorgeschlagen hatte, händeringend und die ganze Zeit über mit sich selbst redend.
    Ihr müßt Euch Bannerwell so vorstellen, wie Seidenhand es vor Augen hatte. Unterhalb des Malplacegebirges krümmt sich der Fluß, der von Norden her kommt, zu einer breiten Schleife, bevor er sich erneut nach Norden wendet, um dann seinen Weg östlich durch den Havajordeich und die fruchtbare Ebene zum Stürmischen Meer zu nehmen. In dieser Flußschleife erhebt sich eine nicht sehr hohe gerundete Steilklippe, auf der die Mauern von Bannerwell errichtet sind, die der Biegung des Steilhangs folgen, so daß Klippe und Mauer eine senkrechte Linie bilden. Im Westen ragt der Turm aus der Mauer auf, im Süden schmückt das Grün des Obstgartens die Mauerspitzen mit den Dächern und Zinnen. Von ihrem Platz auf dem Malplacegebirge aus konnte Seidenhand in den Burghof hinabblicken, die dort versammelten Spieler sehen sowie jene, die sich auf den Dächern und Mauern drängten. Im Norden, verdeckt durch die Burg, befand sich die Zugbrücke und davor der Burggraben, der sich zu beiden Seiten des Hangs und über die ganze Breite der Flußschleife erstreckte. Die Brücke war hochgezogen, das Tor heruntergelassen. Ab sofort würden Nachrichten nur noch von Schildwächtern hin und hergetragen werden. Die Brücke war nicht mehr vonnöten.
    Und dann, auf den Hügeln nördlich Bannerwells, dieses mächtige Heer, mit Spielern, Pferden und Öfen, geschart um eine Zeltstadt, in deren Mitte ein großes rotes Zelt stand, das Zelt des Hochkönigs inmitten seiner Gefolgschaft. Zwischen dem Burggraben und den Hügeln lagerte ein zweites Heer unter dem Banner eines Prinzen, der dem Hochkönig tributpflichtig war, und noch mehr Verbündete versammelten sich zwischen diesen beiden Heeren und dem steinernen Deich. Die Heere waren aus dem Norden gekommen, aus einer für Bannerwell unerwarteten Richtung, und warteten nun darauf, daß ein Spiel über Prinz Mandor ausgerufen würde. Die letzten Klänge der Trompeten hingen noch zitternd in der Luft, als Seidenhand den Felsvorsprung erreichte.
    Zum Talent eines Herolds gehört die Fähigkeit, die Luft um sich herum so zu bewegen, daß alle innerhalb der Domäne seine Worte verstehen. Deshalb verstand Seidenhand sogar über die weite Entfernung alles ganz deutlich, als der Herold des Hochkönigs zum Rand des Burggrabens ritt und rief:
    »Alle, die Ihr mich hören könnt, habt acht! Alle, die Ihr meine Stimme vernehmt, höret meine Worte, denn ich spreche für den Hochkönig, den Herrscher über die Hohe Domäne, ihn, den Schrecklichen, ihn, den Mächtigen, der gekommen ist, um ein Großes Spiel gegen Mandor, genannt Prinz, auszurufen, der in unehrenhafter Weise Verrätern und schurkischen Bauern Unterschlupf gewährt, Verbrechern gegen das Alter, Erpressern von Lösegeld für einen geschätzten Freund von Prionde, dem Hochkönig.
    Ich spreche von Windlow, dem Seher, dem früheren Leiter von Windlowhaus, dem Schulhaus der Hohen Domäne.
    Also spricht der Hochkönig: Windlow soll mit gebührender Ehre und Geleit freigelassen sowie diejenigen, die ihn entführten, schutzlos und gefesselt herausgegeben werden, und Mandor, Prinz genannt, soll die Kosten des Aufgebotes tragen, das sich hier gegen ihn und seine Domäne versammelt hat. Erfüllt er diese Forderungen nicht, wird das Große Spiel seinen Lauf nehmen.«
    »Götter des Spiels«, flüsterte Seidenhand. »Borold mit Mandor.« Sie sah Mandor mit drei anderen Gestalten auf den Wehrzinnen stehen. Huld, Borold und Dazzle. Jetzt erschallten Mandors Trompeten, und Borold erhob sich hoch in die Luft, höher als der Turm, und schaute von
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